Normalerweise ist der Gang in die Hofburg für die scheidende Regierung nach einer Nationalratswahl eine Tradition, die nicht sehr viel Aufmerksamkeit erfährt. Dort bietet die Regierung nach einer geschlagenen Nationalratswahl dem Präsidenten traditionell ihren Rücktritt an, dieser nimmt dies an und betraut sie mit der Fortsetzung der Geschäfte, bis eine neue Regierung steht. So passierte es auch am Mittwoch. Alles bloße Tradition? Nicht ganz, denn nach dem Wahlsieg der FPÖ am vergangenen Sonntag stellt sich die Frage, wie es nun mit einer Regierungsbildung weitergeht. Auch dazu äußerte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen abermals.
"Will mit allen reden"
"Die nächsten Jahre werden herausfordernd, am Beginn steht nun die Bildung einer neuen Regierung und wenn das Zeit braucht, dann ist dies gut investierte Zeit." Der Bundespräsident bekräftigte außerdem, dass er zuerst mit allen Parteichefs reden will, bevor die nächsten Schritte in Richtung Sondierungsgespräche passieren sollen: "Ich werde mit allen Gespräche führen", sagte Van der Bellen. Und rief in Erinnerung, dass der Wahlkampf nun vorbei sei. "Jetzt geht es darum, Kompromisse zu erzielen." Herausforderungen gibt es laut dem Staatsoberhaupt genügend: die Stärkung des Wirtschaftsstandortes, die Klimakrise, Bildung, Chancengleichheit, Migration und Asyl und Österreichs Rolle in der EU. "Darauf müssen nun Antworten gefunden werden." Dann bekräftigte Van der Bellen einmal mehr seine roten Linien bei der Bildung einer neuen Regierung. Diese hatte er bereits am Wahlsonntag gezogen: Es müssten der Rechtsstaat, die Menschenrechte, die freien Medien, die EU-Mitgliedschaft und ein ordentlicher Umgang miteinander respektiert werden.
Van der Bellen startet Parteiengespräche Freitag mit Kickl
Van der Bellen startet am Freitag die Gespräche mit den Vorsitzenden der fünf künftig im Parlament vertretenen Parteien. Den Anfang macht FPÖ-Chef Herbert Kickl am Freitag um 13 Uhr, wie die Präsidentschaftskanzlei am Mittwoch mitteilte. Am Montag folgen dann Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer sowie SPÖ-Chef Andreas Babler. Die Termine für Treffen mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chef Werner Kogler stehen noch nicht fest.