"The Telegraph" (London):
"Der Einfluss, den sie in ihrem ererbten Amt als Staatsoberhaupt ausübte, beruhte auf einer tief verwurzelten Zuneigung des Volkes, von der ein Politiker nur träumen kann. Die Königin erinnerte uns an unsere Vergangenheit, an die Kontinuität unserer nationalen Geschichte und an die Tugenden der Widerstandsfähigkeit, des Einfallsreichtums und der Toleranz, die sie geschaffen haben.
Wir sollten auch nicht vergessen, dass nicht nur das Vereinigte Königreich eine Monarchin verloren hat, sondern auch Australien, Kanada, Neuseeland und elf weitere überseeische Gebiete, die die Königin als Staatsoberhaupt behalten haben. Werden sie ohne sie dem Druck widerstehen können, Republiken zu werden? (...)
Das Leben der Königin war nicht ohne Wechselfälle. Sie sah sich mit vielen der Schwierigkeiten konfrontiert, die alle Familien heimsuchen, mit zerrütteten Beziehungen, Scheidungen und dem Unglück von Kindern und Enkelkindern. Trotz der Erhabenheit ihrer Position war sie den enttäuschenden Aspekten des Lebens genauso ausgesetzt wie wir alle. Als Nation trauern wir alle gemeinsam um sie. Das zweite Zeitalter einer Königin Elizabeth ist zu Ende. Lang lebe König Charles III."
"The Guardian" (London):
"Die längste monarchische Herrschaft in der britischen Geschichte, mehr als 70 Jahre, ist vorbei. Doch das Buch der Rekorde ist weniger wichtig als das weit verbreitete Gefühl, dass das, was nun vergangen ist, nie mehr zurückkehren wird. Das Leben der Königin umspannte die gesamte Geschichte des modernen Großbritannien. Sie wurde geboren, als Großbritannien ein Weltreich mit etwa 600 Millionen Einwohnern beherrschte. Sie starb, als Großbritannien ein mittelgroßes nordeuropäisches Land mit einer ungewissen Zukunft geworden war. (...) Elizabeth II. hinterlässt eine Lücke, die wahrscheinlich nicht gefüllt werden kann. Die Monarchie der Zukunft wird nicht mehr dieselbe sein. Sowohl die Reform der königlichen Finanzen als auch die der Zivilliste (die staatlichen Zahlungen für den Unterhalt von Mitgliedern der königlichen Familie) müssen sorgfältig durchdacht werden, wobei das Parlament angemessen konsultiert werden und das Recht haben muss, seine endgültige Zustimmung zu geben. Vorrangig muss jetzt die Krönung - eine religiöse Zeremonie, die unter den europäischen Monarchien einzigartig ist - erörtert werden."
"The Independent" (London):
"Während der öffentlichen Trauer nach dem Tod von Diana, Prinzessin von Wales, verließ die Königin ausnahmsweise einmal ihr sonst so sicheres Gespür für die öffentliche Meinung. Wie es seit langem Tradition ist, wehte die königliche Standarte während der Abwesenheit der Monarchin nicht auf dem Buckingham-Palast, aber die Nation wollte eine Flagge auf halbmast sehen; zudem wollte die Königin mit ihrer Familie in (ihrem schottischen Schloss) Balmoral bleiben, um diese private Tragödie zu verarbeiten.
Die öffentliche Reaktion darauf war ablehnend, aber Elizabeth erholte sich schnell davon. Dem Rat ihres damaligen Premierministers Tony Blair folgend kehrte sie nach London zurück, zeigte sich der Menschenmenge und hielt eine Fernsehansprache an die Nation. (...)
In dieser traurigen Zeit können wir nichts Besseres tun, als die Worte zu wiederholen, die Elizabeth (...) in ihrer eigenen Würdigung von Diana vor vielen Jahren verwendete - dass wir jetzt 'eine Chance haben, der ganzen Welt die britische Nation in Trauer und Respekt vereint zu zeigen. Wir danken Gott für jemanden, der viele, viele Menschen glücklich gemacht hat'."
"Washington Post":
"Ihre Regentschaft auf Statistiken herunterzubrechen, würde ihren größeren Beitrag zur britischen Gesellschaft und unserem kulturellen Bewusstsein verfehlen. Stetig wie ihr allgegenwärtiges Profil auf Briefmarken und Münzen verkörperte die Königin die britische Selbstbeherrschung.(...) Während andere in der königlichen Familie sich lautstark zu ihren Privatleben und Meinungen äußerten - auch zu Regierungsangelegenheiten - stellte sie die Monarchie vor die Monarchin, gab der Pflicht den Vorrang vor persönlichen und familiären Interessen. (...)
Letztlich war ihre praktizierte Unparteilichkeit ein Vorteil, der es ihr ermöglichte, zu einem Nationalismus ohne Parteilichkeit zu inspirieren. Ihr Engagement für den Dienst am Volk war lobenswert - umso mehr für die Dauer ihrer Regentschaft und die Führung, die sie in spaltenden Zeiten anbot. Die Beliebtheit und Langlebigkeit der Queen haben als einende Kraft gewirkt, selbst nachdem der Brexit Großbritanniens Bindung an Europa gelöst hat und sich auch die Bande gelockert haben, die die einzelnen Länder des Vereinigten Königreichs zusammenhalten. Die Monarchie - und Großbritannien - könnten sich ohne die Queen dramatisch verändern."
"El Mundo" (Madrid):
"Es ist schwierig, die historische Dimension einer so gigantischen Figur wie Elizabeth II. zu erfassen (...) Es war ihr persönliches Prestige, das die Krone stützte, als Skandale ihre eigene Familie erschütterten, insbesondere die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen gegen ihren Sohn Prinz Andrew. (...)
Es ist nun die Zeit ihres geduldigen Sohnes Charles, der im Alter von 73 Jahren den Thron besteigt. Hoffen wir, dass das Beispiel seiner Mutter ihm dabei helfen wird, das Vereinigte Königreich in diesem stürmischen 21. Jahrhundert mit der gleichen Gewissheit und Sicherheit zu führen. Schließlich ist das die Aufgabe der Monarchie in unserer Zeit: Sie soll eine institutionelle Sicherheit bieten, die vom ungewissen Auf und Ab der Geschichte unberührt bleibt."
"Libération" (Paris):
"Kann sie wirklich so plötzlich verschwinden, eine Konstante in einer Welt, in der sich scheinbar alles zu schnell verändert? Sie hat fünfzehn Premierminister erlebt, angefangen mit Winston Churchill. Sie hat keine Ideologie, keine Idee und nur sehr wenige Zitate hinterlassen. Genau das macht sie so wichtig für die Geschichte ihres Volkes. (...)
Ihr Tod stürzt ihr Land ins Ungewisse; es warten nun flammende und bewegende Rituale, die nur die Briten zu inszenieren wissen. Nach diesen Tagen der Trauer, der auf halbmast gesetzten Flaggen und der prunkvollen Krönung wird King Charles III. als König (...) seinem Volk allein gegenüberstehen. Aber er hat zweifellos ihren Überlebensinstinkt geerbt und könnte durchaus für Überraschungen sorgen."
"La Repubblica" (Rom):
"Wenn die Trompeten verstummen und die Kutschen wieder in den Gärten der Königsschlösser geparkt sind, beginnt die eigentliche kollektive Besinnung. Theoretisch wird ein neuer König das Volk anführen, eine alte, barsche und leidenschaftslose Gestalt, die - und das ist wichtig - von einer neuen Königin, der Ex-Konkubine Camilla begleitet wird, deren Beförderung von einem Volk, das so sehr Diana an der Seite von Charles bevorzugt hätte, nicht allumfassend akzeptiert wurde.
Die wahren Protagonisten der neuen Phase der Monarchie und diejenigen, die entscheiden werden, welches Ende sie nehmen wird, werden die Untertanen sein. Es sind dieselben, die Elizabeth nie Taktlosigkeit, Sünden oder schlimmer noch Verbrechen einer königlichen Familie vorgeworfen haben, die nie auf der Höhe der Queen war. Die Monarchie wird vielleicht den Tod Elizabeths überleben, aber in einer anderen und mit ziemlicher Sicherheit geschwächten Form, nämlich wegen der Unzulänglichkeit Charles', aber auch aufgrund der Tatsache, dass der Tod seiner Mutter vielen die Daseinsberechtigung der Institution entziehen wird."
"Corriere della Sera" (Mailand):
"Elizabeth II. war nicht nur die Monarchin des Vereinigten Königreichs, sie war die Königin von uns allen, eine Herrscherin par excellence. Eine Flut an Kummer, Nostalgie und Rhetorik wird unweigerlich kommen: Diese kleine, große Frau hat das Leben von vier Generationen begleitet, und jeder verarbeitet Trauer auf seine Art. Man sollte aber trotzdem behutsam sein. Eine siebzigjährige Regentschaft ist derart außerordentlich, dass von voreiligen Resümees abgesehen werden sollte. Geschichte liest man nicht mit feuchten Augen. Aber auch mit feuchten Augen und schwerem Herzen kann man versuchen, zu verstehen, was sie uns als Erbe hinterlässt. (...)
Elizabeth II. ist sich selbst immer treu geblieben, bis hin zu dem Punkt, an dem sie manchmal gegenwartsfremd erschien. Doch die Zuneigung, die in diesen Stunden empfunden wird, zeigt, dass es nicht immer notwendig ist, in Mode zu sein, um sich Wertschätzung und Sympathie zu verdienen. Regierende und Politiker - nicht nur in Großbritannien - sollten dies im Hinterkopf behalten."
"Sydney Morning Herald":
"Es war der Tag, vor dem sich die Briten so lange gefürchtet haben. Sie ist tot. Die Nation hat ihre größte Stärke verloren - den Kitt, der die Union so lange zusammengehalten hat - während diese versucht, ihren Platz in der Welt für die kommenden Jahrzehnte zu definieren. 70 Jahre lang war sie deren beste Diplomatin, die größte Vertreterin von Soft Power. (...) Sie hinterlässt ein Königreich, das tief trauert und von ihrem Tod schwer erschüttert ist. Für viele waren die Monarchin und die Monarchie unteilbar geworden. Es ist ein Hammerschlag für die britische Psyche. Die Nation in ihrem gegenwärtigen Zustand wird große Probleme haben, um ihren Verlust zu verkraften."
"De Telegraaf" (Amsterdam):
"Mit dem Ableben von Königin Elizabeth II. ist ein Zeitalter zu Ende gegangen. Die Monarchin war für viele Briten ein Fels in der Brandung, ein Faktor für Stabilität in unruhigen Zeiten. Je länger sie auf dem Thron saß, desto mehr wurde sie auch weltweit zur Ikone. (...) Nun sind alle Augen auf ihren Sohn Charles gerichtet, der 73-Jährige war ein Leben lang in den Kulissen gestanden. Er muss nun in große Fußstapfen treten."
"De Standaard" (Brüssel):
"Queen Elizabeth wurde Königin, als Winston Churchill, Harry Truman und Josef Stalin die Welt regierten und ihr Land noch ein globales Imperium war, das große Teile Afrikas beherrschte. Die Botschaft, mit der sie den Thron bestieg, war einfach und klar - und vielleicht gerade deshalb so anziehend. Sie sprach von ihrer lebenslangen Pflicht, dem Volk zu dienen. Die Welt hat sich seither sehr stark verändert, aber ihre Botschaft der Pflicht schien nie altmodisch zu werden und hat Generationen von Briten verzaubert. Immer wenn die Königin einen Jahrestag zu feiern hatte, füllten sich die Straßen Londons mit Hunderttausenden von Menschen und im ganzen Land wurden Volksfeste veranstaltet. Auch viele Nicht-Briten werden zugeben, dass sie sich regelmäßig von der Aura einer Königin mitreißen ließen, die selbst von Netflix als ein Weltstar betrachtet wurde."
"Pravo" (Prag):
"Obwohl die Monarchie als eine höchst konservative Institution gilt, lehnte Königin Elizabeth II. den Fortschritt nie ab. Im Jahr 1957 hielt sie ihre erste Weihnachtsansprache im Fernsehen, im Jahr 1976 schrieb sie über das Arpanet-Netzwerk ihre erste E-Mail und vor drei Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Eintrag bei Instagram. Die Coronavirus-Pandemie brachte ihr den Spitznamen der 'Zoom-Monarchin' ein, weil sie ihren Pflichten über die Videokonferenzplattform nachkam. Großbritannien veränderte sich während ihrer mehr als 70-jährigen Herrschaft bis zur Unkenntlichkeit. Dennoch blieb Elizabeth II. in dieser Zeit für ihre Nation immer ein Fixstern und eine Stütze."
"Lidove noviny" (Prag):
"Königin Elizabeth II. war für mehr als 70 Jahre ein Bindeglied für die Menschen in ihrem Land, ein Symbol der Würde und des Dienstes für den Staat. In ihrer Ära ist Großbritannien in das Atomzeitalter eingetreten, hat sein Imperium aufgelöst, ist der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beigetreten und wieder aus der EU ausgetreten. Über all diesen Geschehnissen wachte fast unsichtbar die Persönlichkeit einer Herrscherin, die de facto gar keine Exekutivrechte hatte. Die Stabilität der Monarchie dürfte nun vor neuen Herausforderungen stehen. Eines ist sicher: Die Ära von Elizabeth II. ist unwiederbringlich zu Ende. Möglicherweise war sie bedeutender als das Elisabethanische Zeitalter, wie wir es durch die Werke William Shakespeares kennen."
"Dagens Nyheter" (Stockholm):
"Königin Elizabeth führte ihr Königreich sieben Jahrzehnte lang. Sie symbolisierte ein Imperium in großer Wandlung und Auflösung - doch selbst schien sie sich kaum zu verändern. Ihr Sohn und Nachfolger Charles steht nun vor einer unmöglich erscheinenden Aufgabe. Und fast dieselbe Aufgabe wartet auf die gesamte Bevölkerung. Die Briten stehen jetzt an einem Punkt, an dem sie sich selbst neu erfinden müssen. Sie haben zudem eine neu gewählte Premierministerin und die Bande zu ihren Nachbarn und Freunden in Europa durchtrennt. Das Europa, das erneut von Krieg und Krisen heimgesucht wird. Auch der überzeugteste Republikaner kann größten Respekt vor dem Lebenswerk von Königin Elizabeth empfinden. Ein Land wie Großbritannien hätte sich keine bessere Landesmutter wünschen können."
"Aftenposten" (Oslo):
"Die Geschichte von Queen Elizabeth ist mehr als nur die Erzählung eines Landes. Sie handelt davon, wie ein Mensch nationale Traditionen und Symbole in sich als Person tragen kann. Niemand stand so lange und so unbeirrt im gnadenlosen Rampenlicht wie sie. Das Gesicht und die Gestalt der Königin, die farbenfrohen Kostüme und Hüte, die kleine Tasche an ihrem Arm, sind in allen Ecken der Welt bekannt. Sie war wahrscheinlich die berühmteste Person auf dem Planeten. Niemand war auf die gleiche Weise wie sie ein globales Symbol der Hingabe zur Würde, Pflicht und Berufung. Deshalb wurde sie auf der ganzen Welt geliebt und bewundert."
"Magyar Nemzet" (Budapest):
"Den Lebensweg der verstorbenen Königin hat die Demut, die Arbeit und das Pflichtbewusstsein bestimmt. Denn sie war die Herrscherin der alten Welt. In ihrer Person hat die ganze Welt die Briten wirklich verehren können, die nie Knechte sein konnten (...). Sie hat nicht ganz in diese sehr schmutzige, von falschen und entstellten Nachrichten volle Facebook-Welt gepasst. Mit dem Tod von Elizabeth II. ist ein sehr wichtiges Bindeglied zwischen dem Alten und dem Neuen verschwunden. Prinz Charles - der schon König ist, wie merkwürdig das auch klingen mag - ist schon ein Moderner, über ihn ist in seinem bereits langen Leben schon alles gesagt worden, man hat ihn durch den Schlamm gezogen. (...) Mit Elizabeth II. ist die alte Welt gestorben. (...) Londons Brücke ist eingestürzt und vielleicht können sie sie nie wieder neu bauen."
"24 Tschassa" (Sofia):
"Nur wenige (Menschen) haben Erinnerungen aus der Zeit vor ihrer Königszeit. Deswegen lässt der Tod von Elizabeth II. die Menschen nicht gleichgültig. Viele machen sich nun Gedanken darüber, wie seltsam diese undenkbare Abwesenheit sein wird. Sie ist der einzige Monarch, den die Menschen auf der Erde erkennen. Deshalb nannten sie sie einfach die Queen. (...)
Als 1901 Königin Victoria im Alter von 81 Jahren stirbt, verweigert das Bewusstsein ihrer Untertanen, zu akzeptieren, dass die Königin sterblich ist. Ihr Ableben stellt plötzlich alles ins Risiko. Die Menschen halten ihren Nachfolger Edward VII. für zu alt und unzuverlässig. Sie befürchten, dass mit dem Ableben der Königin unsichere Zeiten kommen werden. Die Ähnlichkeit mit den heutigen Sorgen der Briten ist sehr offensichtlich."