Magdalena Scheurer und Jannike Linke sind zum Klettern in eine alte Industriehalle in die Sterneckstraße gekommen. Die zwei Studentinnen starren seit Minuten auf eine Kletterwand. Sie stellen sich geistig vor, wie sie die Route am besten angehen könnten. "Es ist ein bisschen so, als würde man ein Rätsel lösen", sagt Linke.
Was ist Bouldern?
Die beiden klettern nicht einfach nur, sie bouldern. Das ist Klettern ohne Sicherung in geringer Höhe. Der Boden ist mit dicken Matten ausgekleidet. An den Kletterwänden sind bunte Griffe montiert, die man Boulder nennt. Die verschiedenen Farben kennzeichnen die Routen und den Schwierigkeitsgrad. Wie genau diese in der Boulderbar Salzburg aussehen können, überlegt sich Mitarbeiter Moe Wolfesberger. "Besonders wichtig ist, dass es leichte Routen für Anfänger gibt", sagt der Chef-Routensetzer. Zwei Mal die Woche schraubt er die 160 Griffe auf 1800 Quadratmetern Kletterfläche mit dem Team um. Ein regelmäßiger Wechsel bringe Abwechslung, leichtere Routen lockten außerdem neue Kundinnen und Kunden an.
"Den Sprung zum Breitensport hat das Bouldern längst geschafft", sagt Wolfesberger. Kaum einer kenne den Sport nicht. Am Anfang sei die Community klein gewesen. Nachdem der Sport immer beliebter wurde, hätten viele Klettergebiete befürchtet, dass sie überrannt würden. Mit Outdoorklettern habe das Bouldern aber wenig zu tun, sagt Wolfesberger: "Nur ein kleiner Teil klettert auch am Fels."
Treffpunkt Boulderhalle
Inzwischen haben sich die beiden Studentinnen Magdalena Scheurer und Jannike Linke für eine Route entschieden. Sie ziehen ihre Kletterschuhe an und reiben sich Magnesium, auch Chalk genannt, auf ihre Hände. Das weiße Pulver verbessert die Griffigkeit. Dann kann es losgehen. Linke sagt: "Es kommt mehr auf die Technik an als auf die Kraft."
Beim Bouldern steht nicht nur das Sportliche im Mittelpunkt. Die Halle ist auch ein Ort, der die Leute zusammenbringt. "Du lernst von Fortgeschrittenen und hilfst ebenso Anfängern, die es zum ersten Mal probieren", sagt Jannike Linke. Es sei ein Austausch, man lerne immer Leute kennen. Das fällt auch Chefroutensetzer Moe Wolfesberger auf: "Es kann sein, dass hier Anfänger auf das Kletterbrüderpaar, die Huberbuam, treffen."
Vorgekommen sei auch schon öfter, dass jemand nach einer Person frage, die etwas Bestimmtes anhabe. "Die waren wahrscheinlich auf einem Tinder-Date", sagt Wolfesberger. Die dazugehörige Bar lade zum Abhängen abseits der Wand ein.
Der Unterschied zur Kletterhalle
Ein bisschen anders sieht das in der Kletterhalle in Itzling aus. Diese wurde 2017 um eine Boulderhalle erweitert. "Wir sind eher eine Sportstätte", sagt Geschäftsführer Stefan Schöndorfer. Und das merke man: "Wenn bei uns Männer oberkörperfrei klettern, kann es schon sein, dass das jemanden stört." In einer reinen Boulderstätte hingegen würde sich darüber niemals jemand beschweren. Das Publikum der beiden Salzburger Boulderhallen überschneide sich dennoch. "Viele Leute wechseln und nutzen beide", sagt Schöndorfer. Beim Klettern sei der Reiz, nach oben zu gelangen, groß und in der Kombihalle können Boulderer zum Seilklettern wechseln.
Veranstaltung: Kids Climbing Series
In Salzburg haben sich zwei weitere Hallen auf das Klettern in Absprunghöhe spezialisiert: Die Boulderhalle Hallein und die Boulderhalle Uttendorf im Pinzgau. Von 15. Juli bis 15. September veranstalten die vier Boulderhallen gemeinsam mit sechs Kletterhallen eine Kids Climbing Series. Kinder bis zu 14 Jahren können beim Klettern Punkte sammeln. Die besten zehn qualifizieren sich für das Finale des Wettbewerbs am 23. September 2023.