Um Seilklettern zu können, braucht es zwei Menschen. Einen der klettert und einen, der den Kletterer sichert. Also kurz gesagt, das Seil im Falle eines Sturzes hält. So läuft es, seitdem der erste Mensch gesichert auf einen Berg stieg - bis heute.
Seit Juni dieses Jahres findet man in der Kletterhalle Salzburg zwei schwarze Geräte, aus denen ein Seil kommt. "Als Betreiber überlege ich immer, wo die Reise langfristig hingeht. Einfach nur Griffe an die Wand zu schrauben, ist den Gästen und mir zu wenig", erklärt Geschäftsführer Stefan Schöndorfer. Die Anschaffung von zwei Vorstiegs-Automaten war der nächste Entwicklungsschritt, denn "wir setzten jedes Jahr einen neuen Aspekt."
Anfangs ist es ein komisches Gefühl mit der Maschine
Mit einer Karte wird der Automat aktiviert, danach bindet man sich mit einem Achterknoten ein. Beim Klettern mit einem Partner folgt der obligatorische Partnercheck. Stimmt der Knoten, ist das Seil richtig ins Sicherungsgerät eingelegt, der Gurt korrekt geschlossen - ein letztes Abklären mit dem Seilpartner und los geht es. Doch nun ist man allein. Den Partnercheck gibt es trotzdem - zumindest einseitig. Das Gerät, welches von zwei Mailänder Ingenieuren entwickelt wurde, zieht einmal am Knoten, wenn dieser hält, darf man losklettern.
Im ersten Monat gab es bereits 1600 Benutzungen
Ab jetzt klettert man gleich, wie wenn man von einem Menschen gesichert wird. Der Seilzug ist perfekt, das Seil lässt sich reibungslos in jede Sicherung einhängen. Das Klettergefühl könnte besser nicht sein. Lediglich die motivierenden Rufe oder Tipps für den nächsten Tritt oder Griff fehlen. "Der soziale Aspekt des Kletterns soll durch das Gerät nicht verloren gehen. Der Automat holt Breitensportler ab, die gerade keinen Partner haben. Insgesamt macht er unsere Halle flexibler, da es immer mehr Kletterbegeisterte gibt, die am Vormittag Zeit haben - aber eben keinen Partner. Dafür ist der Automat eine tolle Alternative", so Schöndorfer.
Perfekte Alternative für fehlenden Seilpartner
In der Kletterhalle Salzburg, die seit 2017 um eine große Boulderhalle erweitert wurde, tummeln sich neben begeisterten Hobbykletterern auch angehende Leistungssportler des Salzburger Landeskaders sowie Wettkampfgruppen verschiedenster alpiner Vereine. "Zu uns kommen auch Menschen mit Einschränkungen oder Teilnehmer der Special Olympics wie Paraclimber Daniel Wiener", erzählt der Betreiber.
Ist man die 17 Meter hohe Wand durchstiegen, folgt das Abseilen. Auch hier arbeitet der Automat reibungslos. Sanft lässt er den Kletterer zu Boden und zieht das Seil wieder zurück ins Gerät. Fazit: Natürlich fehlt der Sozialkontakt, der den Klettersport zu dem macht, was er ist. Aber als Alternative, wenn der Seilpartner verhindert ist, ist der Automat ideal. Mal darf gespannt über die nächste Innovation sein.