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Pflege mit Matura: Woanders bleiben die Klassen leer, diese Pflegeausbildung ist gefragt

Was als Schulversuch im Lungau startete, wird nun auch im Pinzgau umgesetzt. Das Interesse ist groß. Im Zentralraum soll das Modell ebenso kommen.

Valentina Fuchsberger gehört zu den ersten Absolventinnen einer Ausbildung zur Pflegefachassistenz mit Matura.
Valentina Fuchsberger gehört zu den ersten Absolventinnen einer Ausbildung zur Pflegefachassistenz mit Matura.
Direktorin Edith Pirkner.
Direktorin Edith Pirkner.

1200 Stunden in der Pflege hat die 18-jährige Valentina Fuchsberger bereits absolviert. Am besten hat ihr die Arbeit im Spital gefallen. "In der Orthopädie war es für mich bisher am spannendsten." Im Sommer wird sie ihre Matura am Multiaugustinum in St. Margarethen absolvieren. Dabei schließt sie gleichzeitig eine Ausbildung zur Pflegefachassistenz ab - was allein normalerweise schon einer zweijährigen Ausbildung bedarf.

Die Lungauer Schule hat den neuen Zweig vor fünf Jahren als Schulversuch gestartet. Valentina Fuchsberger und ihre 14 Klassenkolleginnen und -kollegen sind die ersten Absolventen. Sie hat sich aus pragmatischen Gründen für die Ausbildung entschieden. "Es gibt ja sonst nicht viel bei uns", sagt sie. Jetzt sieht sie ihre Zukunft aber auf jeden Fall in dem Bereich. "Es taugt mir voll."

Als Nächstes steht für sie eine weitere Ausbildung an: Mit drei Kolleginnen ist sie bereits an der Akademie des Klinikums in Schwarzach vorstellig geworden. Dort will sie ab Herbst das Studium zum Pflege-Bachelor starten, das ja seit einigen Jahren die Diplompflegeausbildung ersetzt. "Vier meiner Kollegen werden versuchen, die Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium zu machen." Auch der Hebammenberuf oder Physiotherapie sind für ihre Klassenkolleginnen interessant, sagt Valentina Fuchsberger.

Ziel der neuen Ausbildung war es auch, bereits 15-Jährige, die vor dem Schulwechsel stehen, in den Pflegebereich zu lenken. Laut Gesetz darf in Österreich erst ab dem 17. Lebensjahr an Patienten gearbeitet werden. Viele Pflegeausbildungen beginnen also erst später. "Wir schließen hier eine Lücke", sagt Edith Pirkner, Direktorin des Multiaugustinums. Zwar gibt es mehrere dreijährige Fachschulen ohne Matura, bei denen auch eine Ausbildung zur Pflegeassistenz zumindest vorbereitet wird. Mit dem Multiaugustinum spricht man aber auch ein anderes Publikum an.

Während die dreijährige Fachschule mit Pflegeausbildung in St. Margarethen nicht zustande kam, konnte man mit der fünfjährigen Variante mit Matura seither jedes Jahr eine Klasse füllen. Und das, obwohl die Ausbildung fordernd ist: Während andere die Sommerferien genießen, müssen die Schülerinnen und Schüler des Multiaugustinums Praktika absolvieren. "Wir haben das gut eingetaktet. Wir hören in der dritten Klasse früher auf und starten in der vierten später. Trotz Praktikum gehen sich vier Wochen Ferien aus", sagt die Direktorin.

Über großes Interesse an seinem neuen Schulzweig darf sich Thomas Hauer freuen. Er ist Direktor der HAK in Zell am See. Seit dem Herbst gibt es auch dort einen Pflegezweig, ähnlich jenem in St. Margarethen. Während das Multiaugustinum die Landeskliniken als Ausbildungspartner hat, ist es bei der HAK das Tauernklinikum: Gemeinsam hat man die Höhere Lehranstalt für Pflegeberufe gestartet. Parallel dazu stellte man die dreijährige Handelsschule mit Pflegeschwerpunkt ohne Matura wegen des geringen Interesses ein.

Im Herbst ist der neue Zweig mit 25 Schülerinnen und Schülern gestartet. Für das kommende Jahr hat Thomas Hauer 34 Anmeldungen. "Ich war total geflasht, dass ich so viele Interessierte habe." Abgewiesen soll niemand werden. Es sollen entweder zwei Klassen aufgemacht werden - oder eine größere mit Teilungen in mehreren Fächern. Thomas Hauer sieht großes Potenzial in dieser Pflegeausbildung. "Wir haben nur Schülerinnen und Schüler aus dem Pinzgau. Das ist wichtig für die Pflegeversorgung in der Region."

Gesundheits- und Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) betont die Bestrebung, mit diesen Ausbildungszweigen die jungen Menschen möglichst früh in den Pflegebereich zu bringen. "Bei dieser Ausbildung haben sie ja den zusätzlichen Mehrwert, dass sie sich ein Jahr des Pflege-Bachelorstudiums sparen." Auch im Zentralraum wäre so eine Pflegeschule interessant, sagt Gutschi. "Die Caritasschule hätte Ambitionen. Das hätte man mit dem Neubau der Schule in der Schwarzstraße umsetzen können. Leider hatten die Eigentümer andere Pläne."

Edith Pirkner vom Multiaugustinum betont den Wert der Ausbildung - auch wenn nicht alle Absolventinnen und Absolventen in die Pflege gehen. "Bei uns will eine Schülerin Elementarpädagogin werden. Da kann uns doch nichts Besseres passieren, als wenn im Kindergarten jemand arbeitet, der weiß, was gesunde Ernährung ist, und professionelle Wundversorgung beherrscht."

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