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Rückreiseverkehr nach Pfingsten: Auch in den kommenden Tagen wird es eng auf der A10 Tauernautobahn

Der Pfingstreiseverkehr hat mit massiven Staus vor der Tunnelbaustelle auf der Tauernautobahn (A10) bisher ungeahnte Ausmaße angenommen. ÖAMTC-Stauberater Herbert Thaler war am Montag fassungslos: "So etwas ist noch nie vorgekommen." Am Dienstag setzte der Rückreiseverkehr Richtung Norden ein, um 8.30 Uhr war schon von eineinhalb Stunden Zeitverlust die Rede. Aber auch Richtung Süden riss die Autokolonne nicht ab.

Ein Blick von der Haberlanderbrücke auf die A10 bei Wals: lange Wartezeiten auf der Tauernautobahn am Pfingstsamstag.
Ein Blick von der Haberlanderbrücke auf die A10 bei Wals: lange Wartezeiten auf der Tauernautobahn am Pfingstsamstag.
Abfahrtssperren hielten nicht alle vom Ausweichen ab – hier ein Foto aus Hallein.
Abfahrtssperren hielten nicht alle vom Ausweichen ab – hier ein Foto aus Hallein.
Die Situation bei Hallein am Freitagnachmittag.
Die Situation bei Hallein am Freitagnachmittag.

Dauerstau von Samstag bis Montag - so ein Pfingstwochenende hat selbst ÖAMTC-Stauberater Herbert Thaler noch nicht gesehen: "Dass der Reiseverkehr überhaupt nicht abreißt, das habe ich noch nie erlebt, das ist noch nie vorgekommen - auch nicht, als der Tauerntunnel noch nicht ausgebaut war." Darüber hinaus könne er auch keinen konkreten Grund festmachen: "Das ist ja ein Wahnsinn, die Menge an Fahrzeugen, die da unterwegs ist. Ich kann mir den Grund dafür nicht erklären."

Da sich der Verkehr im Laufe des Sonntags bisher immer beruhigt habe, sei am Pfingstmontag auch kein ÖAMTC-Stauberater im Einsatz gewesen. Thaler selbst war am Samstag und Sonntag unterwegs.

Völliger Stillstand im Pfingstreiseverkehr

Bereits am Samstag und Sonntag hatte der Pfingstreiseverkehr in Salzburg zu einem Stillstand auf der A10 und vielen umliegenden Straßen geführt: Zeitweise reichte der Stau weit bis nach Bayern. Am Abend beruhigte sich die Lage zwar ein wenig, die Verkehrslawine aus Deutschland riss aber über Nacht nicht ab.

Auch am Montag gab es bereits in den frühen Morgenstunden Blockabfertigung. Bis 9 Uhr erreichte die Wartezeit neuerlich eineinhalb Stunden und so blieb es bis über Mittag.

Ab Montag beginnt der Rückreiseverkehr

Zudem begann am Montag auch die Rückreisewelle. Viele Urlauber machen sich bereits wieder auf den Weg nach Hause. Der Stauhöhepunkt in Richtung Norden wird laut Asfinag (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) am Dienstag erreicht. Der Tag ist im Staukalender rot markiert. Um 8.30 Uhr war die Blockabfertigung vor der Tunnelbaustelle bereits eingerichtet, von eineinhalb Stunden Zeitverlust ist laut Verkehrsnachrichten die Rede. Aber auch Richtung Süden hatte sich bereits eine lange Autokolonne gebildet (ebenso eineinhalb Stunden Zeitverlust).

Richtung Norden werde dabei der Stau ab Eben im Pongau beginnen, berichtet ÖAMTC-Stauberater Thaler: "Die Autos fahren übers Fritztal und dann wird es in Pöham interessant." Die Ortschaft gehört zu den Gemeinden Bischofshofen und Pfarrwerfen. Auf der A10 werde vor der Ausfahrt Pfarrwerfen die Blockabfertigung aktiviert, meist mit gröberen Staufolgen für die Umfahrung und das Stadtgebiet von Bischofshofen.

Golling ist von Norden und von Süden betroffen

Ein Nadelöhr im Reiseverkehr ist die Gemeinde Golling - von Bürgermeister Martin Dietrich (SPÖ) als Wespentaille des Bundeslandes bezeichnet. Über Pfingsten habe es zwar durchgehenden Kolonnenverkehr gegeben, aber keinen Verkehrskollaps: "In anderen Gemeinden war es diesmal sicher heftiger, zum Beispiel in Kuchl, Hallein oder Vigaun. Anders wird es sein, wenn wir auch aus der anderen Richtung den Rückreiseverkehr haben", schildert der Ortschef. Wenn dieser einsetze, wälze sich die Kolonne zwar nicht durch den engen Markt: "Aber im Ortsteil Obergäu, vom Pass Lueg kommend, machen die Bewohner sehr viel mit." Was sicher geholfen habe, sei die Sperre der Gemeindestraßen in Golling und Kuchl. Die Gemeinden beauftragen und bezahlen dafür einen privaten Wachdienst.

Abfahrtssperren: "Dort, wo niemand kontrolliert, werden sie ignoriert"

Um ein Ausweichen auf das niederrangige Straßennetz zu verhindern, hat das Land Salzburg Abfahrtssperren für den Durchreiseverkehr verhängt. Schilder weisen auf der Tauernautobahn darauf hin. Doch das helfe nur dort, wo auch kontrolliert werde, berichtet Stauberater Herbert Thaler: "In Hallein und Kuchl sind etliche Fahrzeuge wieder zurück auf die Autobahn geschickt worden. Aber dort, wo niemand steht, hält sich keiner daran." Kontrollen seien ihm nur in Hallein und Kuchl aufgefallen.

Stau erreichte eine Länge von 45 Kilometern

Das Bundesland Salzburg musste über Pfingsten das verkehrsintensivste Reisewochenende des Jahres stemmen - und damit auch jenes mit der größten Staubelastung. Auf den Straßen - ob Tauernautobahn A10 oder Bundesstraßen - herrschte am Samstag vielerorts Stillstand. Hauptgrund war der Beginn der Pfingstferien in den deutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, die gemeinsam rund 25 Millionen Einwohner haben. Der Höhepunkt Richtung Süden wurde zunächst Samstagmittag erreicht: Die Blechlawine reichte zu diesem Zeitpunkt ab Golling 45 Kilometer weit bis über die deutsche Grenze nach Bayern zurück.

Asfinag: "Haben seit Wochen gewarnt"

Bei der Asfinag war am Pfingstmontag eine gewisse Ratlosigkeit zu bemerken: "Wir warnen gemeinsam mit den Autofahrerclubs und dem Land seit Wochen vor Verzögerungen." Doch das habe seine Wirkung offensichtlich verfehlt. Wieviele Fahrzeuge tatsächlich über Pfingsten unterwegs waren, könne man erst am Dienstag Vormittag sagen. "Subjektiv gefühlt war mehr los als in anderen Jahren", betont Asfinag-Pressesprecher Alexander Holzedl. Außerdem sei es nicht nur in Salzburg, sondern auch in Tirol zu Verzögerungen gekommen. Über die Gründe dafür könne man - abgesehen vom Ferienbeginn in Deutschland - keine Auskunft geben: "Wir können nur sagen, dass da ganz viele Faktoren zusammenspielen."

"Auf der Autobahn war die ganze Nacht der Bär los"

Samstagfrüh mussten Autofahrer, die in Richtung Süden unterwegs waren, laut Asfinag auf der Tauernautobahn vor Golling mit fünf Stunden Zeitverlust rechnen. Gegen Samstagmittag waren es immer noch knapp vier Stunden, am Samstagabend unter zwei Stunden. "Normalerweise beruhigt sich die Lage in der Nacht. Das war von Freitag auf Samstag nicht der Fall. Auf der Autobahn war die ganze Nacht der Bär los. Das haben wir in dieser Intensität noch nie erlebt", sagt ÖAMTC-Stauberater Thaler. Samstagmittag reichte der Rückstau von der A10 bei Golling mehr als 45 Kilometer weit auf der bayerischen A8 bis nach Neukirchen am Teisenberg. Am Nachmittag entspannte sich die Lage etwas: Der Stau reichte noch bis zur Grenze Walserberg zurück und wurde allmählich kürzer. Die Autofahrer hätten die Situation allem Ärger zum Trotz relativ gelassen genommen. "Wir hatten sicher Glück mit dem Wetter. An einem heißen, sonnigen Tag wäre es sicher eine noch größere Herausforderung gewesen", sagt der Stauberater. Er ist in seiner Arbeit einiges gewohnt. Was sich am Samstag in Salzburg abgespielt habe, sprenge aber die meisten Erfahrungen. "Das ist heuer schon eine andere Dimension. Dass Pfingsten so extrem ist, habe ich noch nie erlebt."

Es kommt noch mehr: Auch auf der A8 bei Irschenberg staute es sich Samstagfrüh bereits.
Es kommt noch mehr: Auch auf der A8 bei Irschenberg staute es sich Samstagfrüh bereits.

Urlauber übernachteten auf Supermarktparkplätzen

"Entlang der Salzachtalstraße werden einige Supermarktparkplätze von Campern für längere Pausen genutzt", berichtete Thaler von der Ausweichstrecke der A10. "Da sich die Situation in den Nachtstunden nicht beruhigt hat, haben Camper entlang der B159 eine kurze Nachtruhe eingelegt." Verzögerungen im Pfingstverkehr gab es bereits am Donnerstag und Freitag, am Samstag spitzte sich die Lage auf den Transitrouten Richtung Süden aber drastisch zu. Hauptstaupunkt war wieder die Tunnelbaustelle auf der Tauernautobahn (A10) zwischen Golling und Werfen. Das 14 Kilometer lange Baulos ist nur einspurig im Gegenverkehr befahrbar, die Einfahrt wird per Blockabfertigung geregelt.

"Das Navi hat mich hierher geführt"

Viele Autofahrer versuchten, auf die B159 auszuweichen, obwohl hier Abfahrtssperren in Kraft waren. Diese wurden von der Asfinag kontrolliert. Viele Fahrzeuge ohne Salzburger Kennzeichen mussten wieder umdrehen. Viel zu viele schafften es aber auf die Bundesstraße. Die Gemeinden wurden einmal mehr überrollt. Zum Beispiel Adnet: Dort gab es jede Menge Fahrverbotsschilder, die jedoch ignoriert wurden. Eine Einheimische schilderte den SN eine beispielhafte Begegnung: "Ich habe einen Lenker angesprochen und ihm gesagt, er hätte auf der Autobahn bleiben sollen. Hier gewinnt er ja auch keine Zeit. Die Antwort war, das Navi habe ihn hierher geführt."

Ein Blick von der Haberlanderbrücke auf die A10 bei Wals: lange Wartezeiten auf der Tauernautobahn am Pfingstsamstag.
Ein Blick von der Haberlanderbrücke auf die A10 bei Wals: lange Wartezeiten auf der Tauernautobahn am Pfingstsamstag.

Golling plant Fest nach Baustellenende

Unterdessen laufen in der von Stauflucht betroffenen Gemeinde Golling die Vorbereitungen zu einem Fest der besonderen Art: Das Sommerfest ist "Dank und Aufbruch zugleich - mit Musik, Gemeinschaft und Perspektive", teilte der Tourismusverband am Freitagnachmittag mit. Die Sause steigt am Freitag, 27. Juni 2025, ab 15 Uhr, im Gollinger Ortskern. Am Tag davor wird das Baulos für den Verkehr in beiden Fahrtrichtungen zweispurig freigegeben.

Bürgermeister Martin Dietrich: "Wir haben gemeinsam viel durchgestanden - Staus, Umleitungen, Verkehrschaos. Umso mehr ist dieser Tag ein Symbol dafür, was wir als Gemeinde zu leisten imstande sind. Das Sommerfest ist Ausdruck unserer Lebensfreude und unseres Miteinanders."