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Wenige Lehrlinge für viele Stellen: Wie Unternehmen Jugendliche anwerben

Versicherungen, Team-Events, Lernurlaub - so werden junge Menschen für die Lehre motiviert. Die Matura bleibt aber der wichtigste Faktor. Die "Salzburger Nachrichten" boten am Donnerstag die Bühne, um Betriebe und Lehrstellensuchende zusammenzubringen.

Rund 700 Schülerinnen und Schüler waren am Donnerstag beim SN-Karriereforum Lehre im Cineplexx Salzburg dabei.
Rund 700 Schülerinnen und Schüler waren am Donnerstag beim SN-Karriereforum Lehre im Cineplexx Salzburg dabei.

Rund 700 Schülerinnen und Schüler spazieren am Donnerstagvormittag durch das Cineplexx Salzburg. In zwangloser Atmosphäre informierten sie sich beim SN-Karriereforum Lehre über verschiedenste Lehrberufe und knüpften erste Kontakte zu Unternehmen.

Rund 2,5 Lehrstellen gibt es pro Lehrstellensuchendem

Die Unternehmen standen dabei vor der Herausforderung, die potenziellen Lehrlinge von sich bzw. von den Vorteilen einer Lehre zu überzeugen. Denn im August gab es laut Arbeitsmarktservice Salzburg (AMS) 1008 offene Lehrstellen. Dem gegenüber standen 401 Lehrstellensuchende. Jeder Interessierte könnte also statistisch zwischen rund 2,5 Lehrstellen wählen.

Viele Jugendliche wollen die Matura machen

Für die Jugendlichen steht neben der Abschlussprüfung besonders die Matura im Vordergrund. Hannah Eckl und Liliane Adler von der Praxismittelschule Herrnau interessieren sich nur für Unternehmen, die Lehre mit Matura anbieten. "Weil dann stehen uns beide Wege offen, falls wir später noch studieren wollen." Vanesa Stankovic ist im dritten Jahr der Bürokauffrau-Lehre bei dm. Auch sie entschied sich dazu, "weil ich Lehre mit Matura machen kann". Andere Lehrlinge heben die handwerklichen Tätigkeiten oder das "Arbeiten mit Kollegen" als positiv hervor.

Hannah Eckl (links) und Liliane Adler interessieren sich für eine Lehre mit Matura.
Hannah Eckl (links) und Liliane Adler interessieren sich für eine Lehre mit Matura.

Bewerbungen mit passenden Qualifikationen gebe es immer seltener

Bewerbungen auf offene Lehrstellen gebe es genug, heißt es bei den Ausstellern. Christian Buder, stellvertretender Ausbildungsleiter der ÖBB, sagt: "Es ist nicht schwierig, Lehrlinge zu finden. Aber geeignete zu finden ist schwierig." Oft reiche die Schulbildung für die technischen Berufe nicht aus. Dem stimmt Nicole Junger von Heuberger Fensterbau zu: "Wir haben mehr Bewerbungen als vor fünf Jahren, aber weniger qualifizierte." Als "durchwachsen" bezeichnen andere die Bewerbungen.

Breitere Informationskampagnen wären nötig

Man müsse generell mehr Interesse wecken und die Schüler besser über mögliche Lehrberufe informieren, sind sich sämtliche Ausstellenden einig. Viele der Unternehmen setzen auf Schulbesuche, Auftritte bei Berufsmessen oder Werksführungen. Um erfolgreich die besten Talente anzuwerben, wurden am Donnerstag auch Zusatzleistungen genannt - etwa eine Gratismitgliedschaft im Fitnessstudio oder eine private Unfall- und Krankenversicherung. Zusätzliche Urlaubstage zum Lernen auf die Abschlussprüfung bzw. die Matura kommen ebenfalls häufig vor.

Einige der Lehrlinge erzählten von Veranstaltungen. Vanesa Stankovic erinnert sich an den Teamtag. Sie musste gemeinsam mit anderen Lehrlingen ein "Escape-Room-Spiel" durch die Stadt meistern. Auch an einem einwöchigen Theaterworkshop in Wien durfte sie auf Kosten des Arbeitgebers teilnehmen.

Schnuppertage überzeugen die Jugendlichen

Daneben können Interessierte immer öfter für einen Schnuppertag oder Tag der offenen Tür vorbeikommen. So kamen Nina Silbergasser und Immanuel Dornauer zu ihren Lehrstellen. In der Schule absolvierten beide den Musikzweig. Der persönliche Einblick überzeugte sie dann von der Lehre bei ÖBB Infra.

Vermehrt wird der Kontakt mit den Eltern gesucht

Zwei Firmen beziehen die Eltern ins Bewerbungsverfahren mit ein. Bei Miele Österreich sei das schon seit mehr als zehn Jahren Standard, sagt Daniela Okic, verantwortlich für Personal. "Es ist einfacher zu kommunizieren, wenn man sich bereits kennt." Für die Eltern sei es gut zu wissen, dass ihre Kinder bei der Lehrstelle gut aufgehoben seien, fügt Julia Spatzenegger von Binderholz an.

Offene Lehrstellen im August

401 Jugendliche suchten aktiv nach einer Lehrstelle. Ein Viertel davon interessierte sich für Metall- und Elektroberufe. Es gab 1471 Arbeitslose unter 25 Jahren.


1008 offene Lehrstellen gab es Ende August. Ein Drittel davon war im Fremdenverkehr - den 341 Stellen für 23 Interessierte. An zweiter Stelle lagen Handels- und Verkehrsberufe mit 247 Stellen und 87 Suchenden. Darauf folgten Metall- und Elektroberufe (157 Stellen). Bei Büro- und technischen Berufen gab es mehr Suchende als Stellen.


Top drei der offenen Stellen:Allgemeiner Einzelhandel (219 Stellen), Koch (116), Restaurantfachmann/-frau (110)

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