Der Stadtkrug war bereits seit Mitte September geschlossen, weil die beiden bis zum Schluss auf eine Lösung gehofft hatten und die Übersiedelung des Gastrobetriebs in die neuen Räumlichkeiten vorbereiten wollten - denn Ende November hätten sie dort aufsperren wollen. Für Vera Bogner unverständlich, dass die Bank nicht zumindest die Fertigstellung des Baus ermöglichte: "Wenn sie letztes Jahr gesagt hätten, wir brauchen 600.000 Euro Eigenkapital, als unsere Baufirma in Konkurs ging, dann hätte David damals schon gesagt, das geht nicht, das haben wir nicht."
Auch im heurigen Frühjahr, als das Projekt unter der Bauleitung des Halleiner Architekten David Huber wieder aufgenommen wurde, habe man gegenüber der Bank betont, noch mehr Geldbedarf könne man nicht stemmen: "Daraufhin hieß es seitens der Bank, fertigbauen müssen wir es sowieso, und daraufhin wurden die Handwerker beauftragt." Jetzt, da der Umbau zu 80 Prozent abgeschlossen sei, zu stoppen, sei der "absolute worst case für alle", sagt Bogner: "Uns tut's extrem leid um die Firmen, die noch Rechnungen offen haben und jetzt um ihr Geld umfallen, die können gar nichts dafür. Das wollten wir auf gar keinen Fall."
Forderungen von mehr als vier Millionen Euro
David Bogner ist Alleingesellschafter der M&B-Gastro, die hinter dem Stadtkrug und dem neuen Gastroprojekt im Frank-Haus steht. Er steht nun mit 39 Jahren vor dem Privatkonkurs - rund vier Millionen Euro betrügen die Forderungen der Bank, plus ein Kredit von 74.000 Euro beim Stadtkrug und die noch offenen Rechnungen der Handwerker, sagt Vera Bogner.
Der Stadtkrug, den sie 2017 übernommen hatten, ist für die beiden damit auch Geschichte: "Das geht einfach nicht mehr", sagen sie. "Stell dir vor, das Haus gegenüber, das dein Herzensprojekt war, wird zwangsversteigert, und im Stadtkrug-Gastgarten musst du derweil wieder um dein Leben laufen, was wir im Grunde ja jahrelang gemacht haben. Es ist einfach an der Zeit zu gehen."
Es fühle sich an, als hätten sie die letzten Jahre umsonst gearbeitet: "Was wir uns ausgezahlt haben, war wirklich das Mindeste, sodass wir alles in dieses Projekt stecken konnten, und jetzt stehen wir mit nichts da. Wir hatten den ganzen Ärger, und jetzt kriegt's wer günstig, baut's schnell fertig und verdient sich damit eine goldene Nase."
"So viel Pech wie bei diesem Projekt kannst du gar nicht haben"
Aus Sicht der Bank stelle sich der Fall nicht so einfach dar, man müsse das gesamte Bild kennen, betont Christian Halwa von der Salzburger Sparkasse. Aufgrund des Bankgeheimnisses dürfe er aber keine Details besprechen: "Ich kann auf jeden Fall sagen, es ist extrem schade, wenn so etwas nicht realisiert werden kann, das ist ein Schlag für die ganze Stadt. Wir wären gern bis zum Ende mitgegangen. Wir hätten das ja gar nicht erst angefangen, wenn wir nicht dran geglaubt hätten. Es ist ewig schade, dass es nicht so geklappt hat, wie es von allen geplant und kalkuliert war. So viel Pech wie bei diesem Projekt kannst du normalerweise gar nicht haben."
Denn das Vorhaben in dem Haus, das wegen seines jahrelangen Verfalls an prominentester Lage schon als "Schandfleck" der Altstadt bezeichnet wurde, stand von Beginn an unter keinem guten Stern: Nach dem Kauf im Herbst 2019 verzögerte die Corona-Pandemie die Bauverhandlung um Monate. Dann gab es Schwierigkeiten mit einem Miteigentümer im Haus, sodass die Bogners auch die restlichen Wohnungen letztlich mitkaufen mussten. Die explodierenden Baukosten der letzten Jahre trafen sie schwer, auch mit der Ortsbildschutzkommission gab es langwierige Verhandlungen, und im Herbst 2022, als die Arbeiten endlich gut vorankamen, ging der Generalunternehmer in Konkurs. "Vielleicht hätten wir das Haus vor dem Umbau ausräuchern sollen oder einen Schamanen holen", meint Vera Bogner im TN-Gespräch in einem Anflug von Galgenhumor.
Zumindest einem Gerücht kann sie aber energisch widersprechen: Das Paar sei weder getrennt noch geschieden. Wenn man David aktuell nicht an ihrer Seite sieht, dann deshalb, weil er nach einem Unfall mit einem Trümmerbruch im Oberarm im Krankenhaus liegt.