Zwanzig Prozent der Menschen sind im Laufe ihres Lebens von einer Angststörung betroffen. Und zehn Prozent von einer Depression. Das sind die beiden häufigsten psychischen Erkrankungen, die oft auch gemeinsam auftreten. Jede und jeder kann also davon ausgehen, dass es im eigenen Umfeld Betroffene gibt.
Diese Fakten kennt PN-Gesprächspartner Josef Demitsch. Er ist bei Pro Mente Salzburg der Leiter der Krisenintervention. Und er freut sich sehr darüber, dass sich Pro Mente Österreich dazu entschlossen hat, die Lizenz für den Kurs "Erste Hilfe für die Seele" zu kaufen. Möglich machte dies auch eine Förderung vom Gesundheitsministerium.
Entwickelt wurde diese Zwölf-Stunden-Ausbildung, die laufend wissenschaftlich evaluiert wird, von der Universität Melbourne. Von ihrer Intention her sind die Kurse vergleichbar mit den Erste-Hilfe-Kursen, wie sie von Rettungsorganisationen wie dem Roten Kreuz angeboten werden. "Nur eben nicht für körperliche Notfälle, sondern für seelische", erklärt Demitsch. Sein großer und auch sehr sinnvoller Wunsch wäre, dass dieses Angebot irgendwann so selbstverständlich wird wie jene der Blaulichtorganisationen. "Und dass sie für Vertrauenspersonen in Unternehmen, in Bildungseinrichtungen, in Ämtern und bei anderen Schnittstellen zur Pflicht werden", ergänzt Josef Demitsch.

Wie groß der Bedarf dafür ist, sieht das Team der Krisenintervention in der täglichen Arbeit. Und: Seit dem wegen der Pandemie verspäteten Start des Pro-Mente-Angebots haben bereits über 500 interessierte Leute den Kurs absolviert. Demitsch, aktuell einer von vier Kursleitern, erzählt von vielen positiven Rückmeldungen: "Eine Buchhalterin zum Beispiel hat mir gesagt, dass sie noch nie zuvor eine Fortbildung absolviert hat, die sie so unmittelbar danach anwenden konnte." Inhaltlich werden Basisinformationen zu psychischen Erkrankungen vermittelt. Danach geht es für alle, die in psychischen Ausnahmesituationen helfen wollen, um eine strukturierte Vorgehensweise in fünf Stufen.
"Fast alle Menschen sind gehemmt, wenn es darum geht, eventuell Betroffene anzusprechen. Weil es keine messbare Faktoren gibt - physisch etwa Blutdruck, Fieber, ein verändertes Erscheinungsbild - und keinen entsprechenden ,Handlungsleitfaden', geht man lieber auf Distanz. Es fällt schwer, das Geschehen einzuordnen. Bei den Kursen geht es auch darum, die Stigmatisierung zu verringern. Und darüber zu informieren, dass mit Betroffenen selbstverständlich ein ganz normaler kommunikativer Umgang möglich ist."
Die Sinnhaftigkeit der Erste-Hilfe-Kurse für die Seele sei jedenfalls unumstritten. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, startet in Salzburg auch bald eine Fortbildung für Kursleiter/-innen. Anstatt bisher vier wird es dann salzburgweit neun Leute dafür geben.
Der nächste Kurs im Pinzgau startet am 6. Oktober
Den nächsten Kurs im Bezirk - der erste fand in Mittersill statt - gibt es in Saalfelden und zwar an vier Nachmittagen.
Sonja Ottenbacher, Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei Pro Mente und selber Psychotherapeutin, freut sich. Und sie schlägt auch bei ihren Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen die Werbetrommel. "So wie wir haben auch unsere Teams in den Gemeinden viel mit Menschen zu tun. Bei uns in Stuhlfelden hat ihn eine Gemeindeamt-Mitarbeiterin absolviert. Wir haben ihr dafür freigegeben und auch die Kosten übernommen. Vielleicht finden sich ja Nachahmer."
Infos zu den Kursen und zur Anmeldung
finden sich unter www.promentesalzburg.at
Die Kosten lagen zuletzt bei 170 Euro, müssen jedoch geringfügig erhöht werden. Oft übernehmen Firmen bzw. Institutionen die Kurskosten für ihre Mitarbeiter/-innen.
Für Menschen mit Suizidgedanken bzw. ihre Angehörigen gibt es viele Anlaufstellen - etwa www.suizid-praevention.gv.at oder www.promenteaustria.at. Die Pro-Mente-Krisen-Hotline für den Pinzgau: 06542-72 600.
Weitere Anlaufstellen:
Telefonseelsorge, Tel. 142.
Ö3-Kummernummer,Tel. 116 123. Für Kinder und Jugendliche:
www.bittelebe.at / Rat auf Draht, Tel. 147.