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Bayern und Oberösterreicher stabilisieren den Salzburger Handel

Der stationäre Einzelhandel in Salzburg verzeichnet eine weiterhin hohe Kaufkraft, steht jedoch unter erheblichem Druck durch die starke Konkurrenz aus dem Online-Bereich. Das Fazit fällt deshalb ernüchternd aus.

Über so viel Kaufkraft verfügen die Bezirke. 
Über so viel Kaufkraft verfügen die Bezirke. 

Die gute Nachricht zuerst: Es herrscht im Bundesland Salzburg immer noch ein hohes Kaufkraftniveau. Allerdings ist es regional betrachtet sehr unterschiedlich ausgeprägt. Knapp 30.000 Euro pro Einwohner stehen in der Stadt Salzburg oder im Flachgau dem Handel zur Verfügung, rund 27.000 Euro im Tennengau, Pongau und Pinzgau, 24.600 Euro im Lungau (was dann aber schon deutlich unter dem Österreich-Schnitt liegt).

Diese Zahlen stammen aus der dritten SABE-V-Studie zur Erhebung der Kaufkraft und Verkaufsflächen im Bundesland Salzburg, in Auftrag gegeben alle zehn Jahre von der Salzburger Wirtschaftskammer.

Salzburger Handel verliert Wettbewerbsfähigkeit

"Der Salzburger Handel hat an Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen zehn Jahren stark eingebüßt. Zwar stagniert der Einzelhandelsumsatz mit 3,5 Mrd. Euro seit 2014 nominell, inflationsbereinigt ergibt sich jedoch ein veritables Minus von zehn Prozent", sagt Studienautor Roland Murauer (CIMA).

Online-Kauf verändert Einkaufsgewohnheiten

Beim Blick aufs Detail blinken gleich mehrere Warnlampen auf. Die Einkaufstreue der Einheimischen zum stationären Handel nimmt weiter ab. Hauptgrund sind die virtuellen Einkaufswelten. Die Kaufkraftabflüsse in Richtung Online-Handel haben sich hier im Vergleich zu 2014 mehr als verdoppelt. Betroffen sind vor allem Güter des mittelfristigen (Mode, Schuhe, Sport, Bücher) und langfristigen (Elektro, Bau, Möbel) Bedarfs. Insgesamt fließen 407 Millionen Euro des jährlichen Einzelhandelsumsatzes von 3,51 Milliarden Euro in den Online-Einkauf (13 Prozent).

Salzburger kaufen ihr Bier vielfach in Bayern

In dem Bereich sieht Studienautor Murauer den Plafond noch nicht erreicht. Er schätzt, dass sich der Online-Handel langfristig bei einem Drittel einpendeln wird. Einen Lichtblick stellen die Bayern und Oberösterreicher dar. Der Salzburger Zentralraum übt immer noch eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Die Bayern geben 188 Millionen in Salzburg aus, die Salzburger umgekehrt 68 Millionen in Bayern - vielfach kaufen sie Bier jenseits der Grenze. Die Bayern decken sich in Salzburg vor allem mit Gütern des mittel- und langfristigen Bedarfs ein. Ergibt aus Salzburger Sicht eine positive Bilanz von 59 Prozent seit 2014. (OÖ: plus vier Prozent). Bezieht man die Steiermark (in Richtung Lungau) und Tirol (in Richtung Pinzgau) noch mit ein, fließen rund 200 Millionen Euro mehr ins Bundesland als hinaus.

Tourismus stabilisiert lokalen Handel

Was den stationären Handel vor allem im Innergebirg außerdem stabilisiert, sind die vielen Touristen. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete das Land eine positive Nächtigungsentwicklung von 18 Prozent auf 30 Millionen Nächtigungen. Das werde sich aber in dem Tempo nicht bis 2040 fortsetzen. Detto ist mit keinem großen Bevölkerungswachstum zu rechnen. Daraus ergibt sich die Empfehlung nach Qualität und Service plus einer fokussierten Ansiedlungspolitik. Neue Verkaufsflächen sind laut Spartengeschäftsführer Johann Peter Höflmaier nicht die Lösung. Er fordert die Landesregierung auf, gemeinsam einen auf "Strukturverträglichkeit" ausgerichteten Einzelhandelsmasterplan 2035 auszuarbeiten. So etwas funktioniere, wenn sich alle daran halten, das sehe man in Vorarlberg. "Es braucht künftig viel klarere Regeln, als das in der Vergangenheit der Fall war", sagt Höflmaier.

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