Die Prognosen nach den Landtagswahlen 2023 behielten recht. Die Strahlkraft des Shootingstars Kay-Michael Dankl reichte bis zur Gemeinderatswahl 2024. Mit 23,12 Prozent auf Stadtgebiet holte die KPÖ plus das Sechsfache der Stimmen im Vergleich zur ersten Gemeinderatswahl 2019 (3,7 Prozent). Dabei erreichte die Kommunistische Partei in ihrem Parteisitz-Stadtteil Elisabeth-Vorstadt absehbar den größten Stimmenanteil.
Zukünftiges Berufsverbot für KPÖ-Chef Kay-Michael Dankl
Für Dankl gibt es ein Berufsverbot. Derzeit sitzt er auch im Landtag. Diesen Posten muss er nach der Stichwahl aufgeben, sollte er Bürgermeister oder Vizebürgermeister werden. "Ich muss dann auch meine Arbeit im Museum beenden", sagt der KPÖ-Chef.
Die Kommunisten holten bis auf Leopoldskron/Morzg/ Gneis in allen Stadtteilen über 20 Prozent. In den eher konservativ geprägten wie Nonntal oder Parsch konnte sich Dankl über die meisten Stimmen freuen. "Ich kenne einige ÖVP-Wähler, die mich gewählt haben, weil sie mit der Wohnungssituation generell nicht zufrieden sind", sagt der studierte Historiker, der auch bei den Vorzugsstimmen am erfolgreichsten war.
Das Thema Wohnen wird auch in den kommenden zwei Wochen bestimmend sein. Die Wahlplakate für die Stichwahl wurden bereits vor dem Sonntag gedruckt. "Wir konzentrieren uns nach wie vor auf den Norden der Stadt. Es ist wichtig, dass die Leute ein zweites Mal zur Wahl gehen und mir erneut ihre Stimme geben", sagt Dankl. Zudem freute sich der 35-Jährige über den Einzug der KPÖ plus in die Gemeindestuben von Wals-Siezenheim und Hallein.
SPÖ-Chef Auinger hatte keine Zweifel an seinem Erfolg
Wahlsieger Bernhard Auinger (SPÖ) hat nur kurz gefeiert. "Ich habe noch ein Interview fürs Fernsehen gemacht und bin dann relativ früh nach Hause gefahren", erzählt der SPÖ-Chef am Tag nach der Wahl.
Auch in seiner Fraktion sind bereits vor dem Wahlsonntag die ersten Vorbereitungen für die Stichwahl getroffen worden. "Ich war mir sicher, dass ich in die Stichwahl komme, daher haben wir vor dem Ergebnis am Sonntag neue Wahlplakate anfertigen lassen."
Er habe ein ähnliches Ergebnis wie am Sonntag erwartet. "Die FPÖ habe ich stärker eingeschätzt. Wahrscheinlich war die harte Vorgehensweise von Dürnberger manchen FPÖ-Wählern doch zu viel."
Kreibich hätte sich mehr Vorbereitungszeit gewünscht
Eine Schlappe hatte dagegen die ÖVP zu verzeichnen. Spitzenkandidat Florian Kreibich bezeichnete das Ergebnis am Wahltag als desaströs. Mit 20,7 Prozent im Vergleich zu den 2019 erreichten 36,7 Prozent muss sich die Volkspartei das eingestehen.
Einige ehemalige Hochburgen verlor die Partei, sie konnte ihre Spitzenposition nur noch in Aigen/Abfalter, Altstadt/Mülln und Gneis/Leopoldskron/Morzg als stärkste Partei halten, wobei sie aber auch 13 bis 17 Prozent Einbußen hinnehmen musste.
Vor allem Gnigl/ Langwied ist auffällig. Hier ist nun die SPÖ mit 29,5 Prozent vorne. 2019 hatte die ÖVP 35,89 Prozent erreicht, jetzt sind es 17. Zudem verlor man den zuvor schwarzen Stadtteil Parsch an die KPÖ.
Woran das liege, müsse man noch analysieren, so Kreibich. "Da spielen mehrere Faktoren mit. Die ÖVP als Marke ist momentan nicht hoch im Kurs und ich habe zu wenig Zeit gehabt, mein Programm zu präsentieren." Aber als Demokrat nehme er den Ausgang mit Demut zur Kenntnis. Und er brenne für die Stadt.
Durch das einmonatige Amt als Vizebürgermeister habe er mehr Lust an der Politik entwickelt und freue sich auf künftige Aufgaben als einziger Politiker der Mitte. Empfehlen für die Stichwahl möchte der gelernte Jurist niemanden, jeder ÖVP-Wähler sei mündig genug.
Bürgerliste setzt sich gegen FPÖ durch
Bis die Briefwahl ausgezählt war, musste besonders die Bürgerliste zittern: Anfangs lieferte sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der FPÖ. Mit rund zwei Prozentpunkten Vorsprung konnte die Bürgerliste den Sitz in der Regierung schlussendlich halten.
Dennoch hat die Partei der einzigen Bürgermeisterkandidatin Stimmen verloren. "Natürlich hätten wir uns mehr gewünscht, aber die Stimmung stand nicht für uns. Ständig ist von einem Dreikampf die Rede gewesen", merkt Anna Schiester an.
Auf die Frage, wer die Stichwahl nun für sich entscheiden werde, wollte sie keine Antwort geben. Der nächsten Periode sieht sie jedenfalls optimistisch entgegen: "Ich bin guter Dinge, dass es neue und andere Mehrheiten gibt, die etwas bewegen und der Stadt frischen Wind einhauchen wollen."
Dürnberger will eine starke Opposition aufbauen
"Wir gehören definitiv zu den Gewinnern, weil wir an Stimmen und Mandaten dazu gewonnen haben", fasst FPÖ-Kandidat Paul Dürnberger zusammen. Es gebe noch Luft nach oben, aber die Stadt-FPÖ werde eine starke Oppositionspolitik machen und die Partei der Sicherheit sein.
Zudem werde man das Stadtwachen-Projekt weiterverfolgen. In Linz und Innsbruck seien die auch unter einer linken Regierung realisiert worden.
Dürnberger selbst werde als Klubobmann und Stadtparteiobmann die Stadt-FPÖ sichtbarer machen und auf neue Beine stellen: "Spätestens in fünf Jahren werden wir Teil der Stadtregierung sein."
Die Minderheiten wollen Kontrollfunktion einnehmen
Christoph Ferch von der Liste SALZ war vom Wahlausgang überrascht. Er habe mit Freunden gewettet und auf eine gleiche Verteilung auf SPÖ, KPÖ und ÖVP getippt, nun habe er zehn Euro verloren. "Es ist eine völlig neue Konstellation."
Es werde spannend, wer welches Ressort bekomme. Ferch möchte mit seinem Mandat weiterhin den Vorsitz des Kontrollausschusses behalten, der jetzt mit zwei gleich großen Machtblöcken wichtiger werde. Denn die Kontrolle werde nun wichtiger, da man in dieser Konstellation eher weniger das Zünglein an der Waage sein könne.
Eine Empfehlung möchte er nicht abgeben, tippe bei der Stichwahl aber auf Auinger aufgrund der längeren Zugehörigkeit zur Stadtpolitik und den älteren Wählern, die noch schlechte Kommunismus-Erfahrungen haben.
Zu den Minderheiten gehören auch NEOS: Mit einem Stimmverlust mussten die Pinken ein Mandat abgeben. "Von manchen wurde behauptet, dass wir komplett rausfliegen. Insofern haben wir dem entgegengehalten", kann sogar Spitzenkandidat Lukas Rupsch dem Ergebnis etwas abgewinnen.
Auch er nennt für die Stichwahl keinen Favoriten. Den größten Verlust verzeichnete seine Partei in der Josefiau beziehungsweise in der Alpenstraße. Das eine Mandat wolle man nun nutzen, um als liberale Stimme eine Kontrollfunktion einzunehmen.
Mandate wollte sich diesmal auch die MFG sichern. Mit 0,8 Prozent reichte es aber nicht für einen Einzug in den Gemeinderat.
Podiumsdiskussion der beiden Kandidaten im SN-Saal
Donnerstagabend, 14. März, findet im SN-Saal in der Karolingerstraße 40 (Beginn: 18.30 Uhr) eine Podiumsdiskussion mit den beiden Kandidaten der Bürgermeister-Stichwahl statt. Diese Veranstaltung zudem wieder live auf der Website der Salzburger Nachrichten übertragen.