Macht ChatGPT die Hausübung? Schreibt die künstliche Intelligenz das Referat? Und ist das überhaupt erlaubt? Der Vormarsch von KI-Anwendungen wird unter Lehrern kritisch diskutiert. "Eine der größten Gefahren wäre, die Nutzung von KI-Anwendungen zu verbieten", sagt Sarah Schönbrodt sicher. Pünktlich zu Schulbeginn hat sich in Salzburg rund um die Assistenzprofessorin ein Non-Profit-Unternehmen formiert, das sowohl Lehrkräften als auch Schülerinnen und Schülern mehr Wissen über künstliche Intelligenz vermitteln will. "Verbote werden ohnehin nicht funktionieren. Wir müssen einen sinnvollen und produktiven Einsatz lehren. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sollten einen besseren Einblick bekommen, wie die Systeme funktionieren", sagt Schönbrodt.
"KI macht Schule Austria" startet
Künstliche Intelligenz beeinflusse die Gesellschaft jetzt bereits und werde es in Zukunft noch viel stärker tun. Aktuell komme das Thema an den Schulen aber vielfach zu kurz. "Das ist auch durchaus verständlich. Erst einmal brauchen ja auch die Lehrkräfte Hintergrundwissen und gute Materialien. Beides ist nicht umfangreich vorhanden." Das will die 32-Jährige mit "KI macht Schule Austria" ändern. Im Juli wurde das gemeinnützige Unternehmen in Salzburg offiziell gegründet. Aktivitäten finden in ganz Österreich statt. Mitstreiterinnen und Mitstreiter werden noch gesucht. "Wir sind noch auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die Expertise im KI-Bereich haben und Lust, etwas zu bewegen. Wir stehen in Österreich beim Aufbau unseres Teams noch am Anfang", sagt die Forscherin.
"KI macht Schule" gibt es in Deutschland bereits seit fünf Jahren. Sarah Schönbrodt engagierte sich dort ehrenamtlich. Vor einem Jahr führte sie die Arbeit nach Salzburg. Die 32-Jährige aus Nordrhein-Westfalen arbeitet als Assistenzprofessorin für Didaktik der Mathematik an der Uni Salzburg. In ihrer neuen Heimat setzt sie sich nun auch für bessere KI-Bildung ein. Das gemeinnützige Unternehmen bietet Kurse an, sowohl für Lehrkräfte als auch für Schülerinnen und Schüler. Zudem gibt es eine Plattform, auf der Lehrer Unterrichtsmaterialien und KI-Anwendungen finden. "Wir stellen etwa eine eigene Version von ChatGPT zur Verfügung, die datenschutzkonform ist", erklärt Schönbrodt. Rechtliche Bedenken hielten Lehrerinnen und Lehrer teils davon ab, KI-Anwendungen im Unterricht zu nutzen.
Gemischte Erfahrungen bei Lehrern
Kurse fanden bereits in Innsbruck, Salzburg und Wien statt. Wie waren die bisherigen Erfahrungen bei Lehrern? "Sehr gemischt. Einige haben schon viele Erfahrungen gesammelt und fühlen sich relativ sicher. Auf der anderen Seite gibt es Lehrkräfte, die noch große Berührungsängste bei dem Thema haben." Und wie sieht es bei den Schülerinnen und Schülern aus? "KI wird flächendeckend verwendet, und längst nicht nur ChatGPT. Einigen jungen Menschen ist auch bewusst, dass etwa hinter Empfehlungssystemen in sozialen Medien KI-Systeme stehen." Zentrale Anwendungen könnten die meisten Jugendlichen nennen. "Wenn man fragt, wie KI funktioniert, wird es aber schon schwierig. Das Hintergrundwissen ist ausbaufähig."
Schönbrodt kam über ihre Masterarbeit zum Thema künstliche Intelligenz. "Ich habe mich mit den mathematischen Hintergründen von maschinellem Lernen beschäftigt und gefragt, wie man die Mathematik, die dahintersteht, Schülerinnen und Schülern zugänglich machen kann", erklärt die 32-Jährige. Auch an der Uni Salzburg arbeitet sie daran, wie man die Mathematik, die hinter KI steht, jungen Menschen zugänglich machen kann. "Dann wird der Mathe-Unterricht auch spannender."
"Anwendungen können Lehrkräfte entlasten"
Chancen biete die KI an der Schule jedenfalls. "Anwendungen können Lehrkräfte entlasten und sie können durch die gewonnene Zeit stärker individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingehen", sagt Schönbrodt. Zahlreiche Start-ups bieten bereits Apps für Lehrer und Lehrerinnen an. "Wichtig ist, dass man sich anschaut, was gute Anwendungen sind und wie man sicher mit den Daten umgeht, damit es einen Mehrwert hat."



