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Statt S-Link: Wie schnell fährt der Schnellbus nach Hallein?

In 17 Halten von Salzburg bis Hallein mit dem Schnellbus. Kostenpunkt: 4,5 Millionen Euro. Die Stadt ringt noch mit einem Gesamtkonzept.

Verkehrsexperte Harald Frey hat eine Studie für den Schnellbus von Salzburg nach Hallein erarbeitet. Seine Conclusio: Das System funktioniert nur mit weniger Autos in der Stadt Salzburg.
Verkehrsexperte Harald Frey hat eine Studie für den Schnellbus von Salzburg nach Hallein erarbeitet. Seine Conclusio: Das System funktioniert nur mit weniger Autos in der Stadt Salzburg.
Verkehrsexperte Harald Frey (TU Wien) betont, dass das Bussystem nur mit weniger Autos in der Innenstadt funktioniere: „Es braucht Begleitmaßnahmen.“
Verkehrsexperte Harald Frey (TU Wien) betont, dass das Bussystem nur mit weniger Autos in der Innenstadt funktioniere: „Es braucht Begleitmaßnahmen.“

In 30 Minuten soll der Schnellbus vom Salzburger Hauptbahnhof über Anif bis zum Bahnhof Hallein fahren. Und wäre somit nur zwei Minuten langsamer als die geplante, aber nach der Volksbefragung verworfene Lokalbahnverlängerung nach Hallein (S-Link).

Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) hat das Schnellbussystem bereits vor Monaten für die Stadt Salzburg angekündigt. Nun ist es konkreter geworden: Verkehrsexperte Harald Frey von der TU Wien hat Teilergebnisse seiner Studie, die von der Arbeiterkammer Salzburg in Auftrag gegeben wurde, diese Woche der Salzburger Stadtregierung vorgestellt. Er hat das Potenzial von Busspuren auf der Strecke vom Salzburger Hauptbahnhof bis nach Hallein untersucht.

Günstige und nicht schienengebundene Variante zum S-Link

Die Aufgabenstellung lautete, eine Nord-Süd-Verbindung von Salzburg über Anif nach Hallein mit einem durchgehenden Buskorridor zu schaffen. Damit solle es eine "schnell zu errichtende und kostengünstige Ausbauvariante" für den öffentlichen Verkehr in Salzburg geben. Kurz gesagt: eine günstigere und nicht schienengebundene Variante zum S-Link.

Das Schnellbussystem, auch bekannt als "Bus Rapid Transit" (BRT), bringt laut Frey "hohe Kapazität zu relativ geringen Kosten". 1500 bis 4000 Fahrgäste könnten pro Stunde und Fahrtrichtung befördert werden. Frey geht von einem Fahrgastpotenzial in Salzburg von etwa 10.000 Personen pro Tag aus - mit Begleitmaßnahmen. Beim S-Link wurden 40.000 Fahrgäste pro Tag angenommen.

Notwendig für das Schnellbussystem seien eigene Busspuren, dazu soll bei Engstellen und Ampelkreuzungen über Signalanlagen der Vorrang für öffentliche Busse geregelt werden. Fahrkarten sollen außerhalb der Busse verkauft werden und die Fahrgäste sollen ebenerdig einsteigen können, um die Stehzeiten des Busses so gering wie möglich zu halten.

Umsetzungen gibt es bereits etwa in den australischen Städten Adelaide und Brisbane sowie in Bogotá.

Trasse soll überwiegend Buslinie 170 folgen

Die Trasse soll auf 18,3 Kilometern überwiegend der bestehenden Buslinie 170 folgen - jedoch mit nur 17 statt 28 Halten. Die Halte sind 600 bis 800 Meter voneinander entfernt. Als neuralgische Punkte gelten Brücken - wie etwa die Staatsbrücke. "Hier wird es entscheidend, wie der Verkehr künftig geführt wird", sagt Frey. Unter der Voraussetzung einer durchgehenden Priorisierung der Busse im Verkehr kann eine Fahrtzeit von 30 Minuten erreicht werden. Das sind sieben Minuten weniger als mit der Linie 170. Derzeit verkehrt die S-Bahn stündlich in etwa 25 Minuten zwischen Salzburg-Hauptbahnhof und Hallein-Bahnhof, mit dem ÖBB-Regionalexpress dauert es nur 15 Minuten.

"Sieben Minuten Zeitersparnis zum 170er"

Was bringt der Expressbus? "Der Bus kommt nahe an die Schnellbahn heran. Sieben Minuten Zeitersparnis im Vergleich zum 170er, das ist schon was", sagt Frey. Die Vorteile dieses Systems seien, dass die bestehende Businfrastruktur genutzt werden könne, die Busse geringe Betriebskosten aufweisen würden. "Also hohe Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger Flexibilität, weil man von der Trasse im Falle auch abweichen könnte im Vergleich zur Schiene." Der Nachteil: "Weniger Fahrkomfort als bei schienengebundenen Öffis. Und die Wartebereiche an den Bushaltestellen sind bei hohem Kfz-Verkehrsaufkommen oft wenig attraktiv."

Busspur allein ist zu wenig

Genau da müsse man ansetzen - die Busspuren allein seien zu wenig. Frey gibt sogenannte Push- und Pull-Maßnahmen vor, die begleitend auf den Verkehr wirken sollen: So sollen die Haltestellen attraktiver gestaltet werden, um mehr Aufenthaltsqualität für die Wartenden zu erreichen. Außerdem nennt er die Parkraumbewirtschaftung, Verkehrssteuerung und Stellplatzreduktion als mögliche Maßnahmen. "Jedes öffentliche Verkehrssystem funktioniert nur, wenn man die Autos - den motorisierten Individualverkehr - schrittweise aus der Stadt herausnimmt."

Auinger: "Es braucht auch Verbindung in den Nordosten"

Stadtchef Auinger sagt dazu: "Die Maßnahmen wird es brauchen, wir müssen hier an vielen Schrauben drehen. Außerdem braucht es auch Verbindungen in den Nordosten." Die Kosten seien verglichen zum S-Link (2,2 Milliarden Euro) "ein Klacks", sagt Auinger. Nun gehe es darum, das System mit anderen Konzepten wie dem Nahverkehrsplan zu verknüpfen, um ein "Gesamtkonzept" zu erstellen.

Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) betont, dass das System nur dann Sinn ergebe, wenn es richtig umgesetzt werde. "Der Bus muss dann wirklich Priorität im Straßenraum haben."

Für KPÖ-Vizebgm. Kay-Michael Dankl gibt es "wenig Alternativen", wie er sagt. "Nach dem Nein zum S-Link muss man sich ohnehin schnell etwas überlegen."

Vizebgm. Florian Kreibich (ÖVP) sieht den Vorschlag kritisch: "Ich bin skeptisch, dass sich das so problemlos umsetzen lässt. Es gibt viele Einzelvorschläge, wie die Neutorsperre, aber ich vermisse das Gesamtkonzept."

300.000 Euro Kosten

Wann kann der Schnellbus in Salzburg Realität werden? Das System könnte Frey zufolge in drei Phasen ausgebaut werden: Zunächst sollten eine durchgehende Busspur in der Alpenstraße und ein 30-Minuten-Takt eingeführt werden. Kosten: 300.000 Euro. Bis 2032 könnte das System mit einem 15-Minuten-Takt und Elektrobussen um 4,5 Millionen Euro umgesetzt sein.

Laut Auinger könnte das noch schneller gehen, weil man gewisse Schritte wie den Umbau der Haltestellen zumindest im Stadtbereich schneller in die Wege leiten könne. "Wir brauchen auch das Land dazu. Ein großer Teil der Strecke befindet sich außerhalb der Stadtgrenze."