Frauen holen bei Pensionen kaum auf
Die Geschlechterkluft wurde 2023 eine Spur kleiner. Die Erhöhung des Frauenpensionsalters kann sie weiter verringern, aber nicht schließen.

Das Pensionsantrittsalter ist auch im vergangenen Jahr de facto gleich geblieben - jedenfalls beim mit Abstand größten gesetzlichen Pensionsversicherer, der PVA. Männer, die 2023 von einer unselbstständigen Erwerbstätigkeit in eine Alterspension wechselten, waren im Schnitt 63,3 Jahre alt (2022: 63,2). Das Antrittsalter der Frauen lag wie in den Jahren zuvor im Schnitt bei 60,6 Jahren, also jenseits des 2023 zum letzten Mal geltenden gesetzlichen Frauenpensionsalters von 60.
Frauen lieferten deutlich weniger Versicherungsbeiträge ab
Seit heuer wird das Frauenpensionsalter ja zum Start jedes Halbjahrs um sechs Monate hinaufgesetzt. Die ab Juli 1968 geborenen Frauen werden die ersten sein, für die wie für Männer der 65er als gesetzliches Pensionsalter gilt.
Zurück zu den Pensionsantritten 2023, in denen jene wegen Invalidität oder Berufsunfähigkeit nicht enthalten sind: Bei der Höhe der Alterspensionen spiegelte sich einmal mehr, dass Frauen kürzer ins System einzahlten bzw. kürzer pensionsversichert waren. Wie aus den vorläufigen PVA-Daten hervorgeht, konnten Männer im Schnitt 41,5 Versicherungsjahre vorweisen, Frauen 36,5 Jahre, also fünf weniger.
Das allein erklärt den markanten Unterschied in der Pensionshöhe nicht. Die 2023 neu zuerkannten Männerpensionen betrugen im Schnitt 2596,62 Euro brutto (2022: 2588,47), die Frauenpensionen lediglich 1645,01 (2022: 1600,14). Die Differenz wurde zwar eine Spur kleiner, nichtsdestotrotz erreichten die Frauenpensionen im Schnitt nur 63 Prozent der Männerpensionen (2022: 61,8). Die einzig logische Erklärung: Frauen lieferten während ihrer kürzeren Versicherungszeit auch deutlich weniger Versicherungsbeiträge ab, beispielsweise durch lange Teilzeitphasen.
Allein durch längeres Arbeiten können die Frauen die Lücke nicht schließen
Klares Indiz dafür ist auch die Antwort der PVA auf die SN-Frage, wie sich die Erhöhung des Frauenpensionsalters auf den Gendergap auswirken werde. Man gehe davon aus, dass Frauen "mittelfristig das durchschnittliche Antrittsalter der Männer erreichen", also um rund zweieinhalb Jahre später in Pension gehen als zuletzt. Dadurch würden ihre Bruttopensionen um 140 Euro monatlich steigen. Würden sie bis 65 arbeiten, ließe das eine um rund 240 Euro höhere Bruttopension erwarten. Das bedeutet im Umkehrschluss: Allein durch längeres Arbeiten können die Frauen die Lücke nicht schließen, sondern nur verkleinern; der wichtigere Hebel wären höhere Beitragsleistungen, beispielsweise durch weniger Teilzeit.
Einen Blick in die Zukunft lassen die Pensionskonten der Aktiven zu. Bei den 30-Jährigen ist die Differenz noch überschaubar: Frauen dieses Alters haben im Schnitt eine Gutschrift in der Höhe von rund 4000 Euro angesammelt, Männer 4660. Bei den 40-Jährigen ist der Unterschied mit 9080 (Frauen) zu 11.490 (Männer) schon größer, aber noch nicht dramatisch, krass ist er bei den 50-Jährigen mit 13.860 zu 20.150 Euro, unumkehrbar bei den 60-Jährigen mit 18.930 zu 30.840.