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Weltmeister scheitert kläglich: Deutschland Gruppenletzter

Ohne Tempo, ohne Leidenschaft, ohne Qualität: Deutschland muss nach einem peinlichen 0:2 gegen Südkorea die Heimreise antreten. Am Ende sprach auch der Videobeweis gegen DFB-Elf.

Deutsche hadern mit historischem WM-Aus
Deutsche hadern mit historischem WM-Aus

Aus und vorbei, und das verdient! Titelverteidiger Deutschland ist nach einer beschämenden Leistung bei der Weltmeisterschaft krachend gescheitert. Orientierungslos irrte Bundestrainer Joachim Löw nach dem 0:2 gegen Südkorea über den Rasen der Arena in Kasan. Der entthronte Weltmeister-Coach konnten das K. o. nicht fassen. Der Schlafwagen-Fußball wurde mit dem historische Vorrunden-Aus bei einem WM-Turnier bestraft.

Weil Schweden parallel gegen Mexiko mit 3:0 gewann, hätte nicht einmal eine Nullnummer gereicht. Das behäbig agierende Team von Bundestrainer Joachim Löw fiel mit drei Punkten sogar noch hinter die Südkoreaner auf den letzten Platz der Gruppe F zurück. Schweden und Mexiko sind im Achtelfinale.

"Es ist ganz schwierig, die Ereignisse in Worte zu fassen. Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt. Wir haben den Ball nicht ins Tor gebracht. Wir hatten genug Gelegenheiten. Das hat uns heute das Genick gebrochen", klagte Routinier Mats Hummels und zog ein knallhartes WM-Fazit: "Das letzte überzeugende Spiel war im Herbst 2017. Das ist ein ganz, ganz bitterer Abend." Löw sah, dass seinem Team die Leichtigkeit fehlte: "Wir sind zu Recht ausgeschieden. Jetzt herrscht in der Kabine Totenstille. Diese Situation müssen wir erst einmal annehmen. Das Aus ist schwierig zu erklären. Wir schafften es einfach nicht, in Führung zu gehen", meinte Löw. "Vielleicht haben wir gedacht, dass wir nach den schwachen Leistungen in den Vorbereitungsspielen schon beim Turnier noch alles richten können, und wir agierten zu selbstherrlich. Es ging nach dem Spiel gegen Schweden auch ein Ruck durch die Mannschaft, aber auf dem Platz war davon nichts zu sehen. Ich trage die Verantwortung für unser Ausscheiden." Ob er beim Neuaufbau einer Mannschaft weiter als Teamchef agieren werde, das wollte Löw an diesem schwarzen Tag für den deutschen Fußball nicht beantworten. "Jetzt muss ich erst einmal eine Nacht über diese riesige Enttäuschung schlafen. Dann werden wir weitersehen", sagte Löw, der trotz der peinlichen Vorstellung gefasst wirkte und versuchte, die Pleite sachlich zu analysieren.

Vier Jahre nach dem Triumph von Rio ist nach nur zehn Turniertagen das Unternehmen Titelverteidigung mit dem Tiefpunkt deutscher WM-Geschichte beendet. Schon am Donnerstag geht es zurück nach Deutschland, wo ab sofort heftige Debatten auch um die Zukunft von Löw entbrennen dürften, trotz der gerade erfolgten Vertragsverlängerung bis 2022. Die DFB-Elf ereilte zudem das gleiche Schicksal wie Italien 2010 und Spanien 2014, die ebenfalls als Champion nach drei Spielen raus waren.

Nach dem so wichtigen Last-Minute-Coup gegen Schweden setzte Löw seine WM-Rotation konsequent fort. Fünf Wechsel nahm er vor. Diesmal traf es auch Thomas Müller, den Löw zuvor immer in Schutz genommen hatte. Die gegen Schweden aussortierten Mesut Özil und Sami Khedira durften im Mittelfeld wieder mitwirken. Der Effekt blieb aus, Deutschland wirkte schwach wie schon lange nicht. Frische, Dynamik und Schnelligkeit fehlten. Eine lange Abtastphase beider Teams brachte vor allem Zeitlupenfußball im Mittelfeld. Schwerfällig und behäbig war der Aufbau. Ungenaue Pässe, zu wenig Bewegung: So kam das Offensivspiel nicht in Schwung. Torchancen waren Mangelware.

Das deutsche Spiel plätscherte langsamer dahin, als die Wolga am Stadion vorbeifloss. Neben der fehlenden Dynamik gab es auch ein taktisches Manko. Wenn Timo Werner immer wieder auf die Flügel auswich, fehlte eine Anspielmöglichkeit im Angriffszentrum.

Die erste große Chance zur Führung bot sich Goretzka erst in der 47. Minute. Sein Kopfball wurde von Südkoreas Schlussmann Hyeon-Woo Jo glänzend pariert. Kurz nach der Führung der Schweden gegen Mexiko in Jekaterinburg vergab Werner eine weitere Großchance. Nun wurde der Druck größer. Löw reagierte und brachte Mittelstürmer Gomez für den so enttäuschenden Khedira. Das zweite schwedische Tor machte die Ausgangslage leichter. Nun fehlte wieder nur ein Tor, um das K. o. abzuwenden. Gomez hatte bei einem Kopfball eine gute Chance. Es fehlte aber weiter die Körpersprache, das Aufbäumen. Es gab nur noch planlose Verzweiflungsaktionen. Hummels hatte die letzte Chance zum Lucky Punch (87.). Ohne Erfolg. Kim, nach Videobeweis, und Son besiegelten die historische deutsche Pleite. Vielleicht war der Wille, das Spiel zu gewinnen, da, die Qualität fehlte mit Sicherheit.

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