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Superstars verzweifeln: MotoGP wird zur Zweiklassengesellschaft

Während die europäischen Hersteller um Siege und Podestplätze kämpfen, fahren die japanischen Teams nur noch hinterher. Honda und Yamaha lassen die Superstars verzweifeln.

Wo sind die japanischen Hersteller? KTM und Co. sind enteilt.
Wo sind die japanischen Hersteller? KTM und Co. sind enteilt.

Wenn die MotoGP nächste Woche zum Großen Preis von Österreich in Spielberg gastiert, sind die Favoritenrollen klar verteilt. Denn in den bisherigen 18 Saisonrennen (Sprint am Samstag und Grand Prix am Sonntag) teilten sich nahezu ausschließlich die drei europäischen Hersteller die Siege untereinander auf. Ducati stand 14 Mal ganz oben auf dem Podest, KTM dank Brad Binder zwei Mal im Sprint und Aprilia konnte nach der Rückkehr aus der mehr als einmonatigen Sommerpause am vergangenen Wochenende beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone seinen ersten Saisonsieg feiern. Den einzigen Triumph für die einst dominierenden japanischen Werke in der Königsklasse des Motorradsports fuhr Honda-Pilot Álex Rins in Austin ein. Auf Linkskursen gelten im Motorradsport aber oft eigene Gesetze.

Höhenflug der japanischen Hersteller ist beendet

"Es ist eine spannende Zeit und der Druck ist groß. Der Kampf ist beinhart und wir strecken uns an die Decke. Wenn du in dieser Klasse stehen bleibst, wanderst du nach hinten", fasst KTM-Motorsportchef Pit Beirer die aktuelle Situation in der Rennserie zusammen. Im Vergleich zur Konkurrenz stehen geblieben sind in den vergangenen Jahren die japanischen Hersteller. Suzuki kehrte der MotoGP nur zwei Jahre nach dem Gewinn des WM-Titels mit Joan Mir Ende des vergangenen Jahres völlig überraschend den Rücken und Honda sowie Suzuki, die die Königsklasse seit den 80er-Jahren dominieren, haben in einem schleichenden Prozess peu à peu den Anschluss an die Spitze verloren. Ausnahmekönner Marc Márquez fuhr im vergangenen Jahrzehnt Titel um Titel für Honda ein, zeitgleich mit der schweren Oberarmverletzung des achtmaligen Weltmeisters zu Beginn der Saison 2020 endete auch der Honda-Höhenflug. Ähnlich trist ist die Situation beim zweiten verbliebenen japanischen Hersteller in der Rennserie. Starpilot Fabio Quartararo kürte sich 2021 auf seiner Yamaha noch zum Weltmeister, eineinhalb Jahre später kämpft der 24-jährige Franzose Rennen für Rennen um einen Platz unter den Top Ten. Ein Tiefpunkt für die japanischen Hersteller war das Rennen in Silverstone am vergangenen Sonntag. Yamaha-Pilot Franco Morbidelli war als 14. mit einem Rückstand von knapp eineinhalb Minuten bester Fahrer auf einem nicht europäischen Fabrikat. Die ehemaligen Weltmeister Quartararo, Márquez und Joan Mir (Honda) kamen zu Sturz oder wurden in Kollisionen verwickelt.

Marc Márquez und Fabio Quartararo haben derzeit wenig Grund zur Freude.
Marc Márquez und Fabio Quartararo haben derzeit wenig Grund zur Freude.

Márquez und Quartararo: Wann reißt der Geduldsfaden?

"Der Motor ist die erste Sache, die wir in Ordnung bringen müssen, um kämpfen zu können", meinte Quartararo nach dem nächsten enttäuschenden Wochenende. Aber die Japaner hinken nicht nur motorisch, sondern vor allem auch aerodynamisch weiter hinterher. Optisch fällt auf, dass mittlerweile etliche Flügel das Chassis der europäischen Motorräder zieren, während sich die Maschinen von Yamaha und Honda im Verhältnis optisch kaum verändert haben. Die japanischen Hersteller haben die aerodynamische Revolution in der MotoGP schlichtweg verschlafen. "Wir sind gegen die aerodynamische Entwicklung, aber wir müssen es machen, wenn wir erfolgreich sein wollen", erklärt KTM-Boss Beirer. Eine Erkenntnis, die offenbar noch nicht bis zu den stolzen Japanern vorgedrungen ist. "Unser Motorrad sieht wie ein Motorrad aus. Die anderen schauen nicht wie Motorräder aus", meint Quartararo, der bei Yamaha noch einen Vertrag bis Ende 2024 besitzt. Auch das Arbeitspapier von Marc Márquez bei Honda läuft zu diesem Zeitpunkt aus. Trotz gültiger Verträge ist es aber alles andere als sicher, dass die beiden Superstars der Szene auch im kommenden Jahr noch auf einem japanischen Bike sitzen.

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