Hans Rathgeb

Antrittsbesuch der neuen Landesgerichtspräsidentin Christina Gumpoldsberger. Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior empfing sie am 6. August 2024 zu einem Arbeitsgespräch im Chiemseehof. Im Bild: Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit Christina Gumpoldsberger, Präsidentin des Salzburger Landesgerichts sowie Hans Rathgeb, ehemaliger Präsident des Salzburger Landesgerichts (links).

Dr. Hans Rathgeb (* 2. Juli 1959 in Hallein) ist ehemals langjähriger Präsident des Landesgerichts Salzburg.

Leben

Hans Rathgeb maturierte 1977 am Bundesrealgymnasium Hallein. Nach dem Grundwehrdienst erfolgte unter anderem an der Militärakademie und an der Landesverteidigungsakademie die Ausbildung zum Milizoffizier des Intendanzdienstes. Rathgeb ist seit 1997 Oberst. Von 1977 bis 1981 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg und promovierte 1981 zum Dr. iur.

Nach seiner Gerichtspraxis trat er 1981 in den Justizdienst ein und wurde im August 1985 Richter an den Bezirksgerichten Werfen und Neumarkt, 1991 Vorsteher des Bezirksgerichtes Hallein. 2001 wurde er zum Vizepräsidenten des Landesgerichts Salzburg ernannt.

Der Vizepräsodent hatte auch medial weltweit beachtete Prozess um die Brandkatastrophe der Gletscherbahn Kaprun von 2000 als Mediensprecher zu begleiten. "Derart intensiv im internationalen Medienfokus zu stehen, war für die österreichische Justiz damals Neuland", erinnert er sich zurück; für Rathgeb war dies ein Grund, sich fortan für professionelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit in der Justiz zu engagieren und deren Wegbereiter zu sein.

Mit Jahresbeginn 2008 wurde der Vizepräsident designierter, im selben Jahr noch definitiver Präsident des Landesgerichts. Prägende Projekte seiner Amtszeit war die Umsetzung der Strukturreform und die Generalsanierung des Salzburger Justizgebäudes am Rudolfsplatz, die seiner Federführung unterstand. "Nach jahrelangem Tauziehen bin ich sehr stolz, dass es architektonisch gelungen ist, allen Bediensteten einen modernen Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen, ohne auf das besondere Flair dieser altehrwürdigen Gemäuer verzichten zu müssen", zeigte sich Rathgeb zufrieden.

Mit 1. August 2024 ging Rathgeb nach 16-jähriger Präsidentschaft in Pension.

Rathgeb ist verheiratet und hat einen Sohn (* 2001). In seiner Freizeit ist Hans Rathgeb begeisterter Bergsportler und Tourengeher.

Vorgestellt

Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den "Salzburger Nachrichten". Das SALZBURGWIKI hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.


Wenn Hans Rathgeb, mit 48 Jahren von Justizministerin Maria Berger für das Amt des neuen Präsidenten des Landesgerichts Salzburg vorgeschlagen, das Justizgebäude betritt, nimmt er nie den Aufzug. Er steigt viel mehr zu Fuß die Treppen empor, um – wie er sagt – mit möglichst vielen Mitarbeitern im Hause Kontakt zu haben. "Kommunikation ist ein Zaubermittel."

Er hat einen Blick für das Detail. So empfindet er etwa die "scheußlichen Supermarkt-Einkaufswagerl", in denen sich zum Transport die Aktenberge türmen, als Stilbruch. "Das Erscheinungsbild der Justiz in der Öffentlichkeit ist ganz wesentlich."

Als erstes will Rathgeb im Präsidium die imperialen Antikmöbel ausräumen und durch seine moderne Bürogarnitur ersetzen: Helles Holz, "Buche Bernstein". Damit hat er schon in seinen zehn Jahren als Vorsteher am Bezirksgericht Hallein – "HALLein", denn Rathgeb ist "HALLeiner" – das dortige Haus verjüngt. "Buche Bernstein hat mehr Leben als Buche Natur."

Und um "mehr Leben" geht es ihm in seiner neuen Tätigkeit. Nicht Türen zumachen, sondern ein Ansprechpartner für die Mitarbeiter zu sein, sie in die Entscheidungsabläufe einbinden. Der Kapitän als Teamspieler? – "Ja, so kann man es sehen." Offenheit der Justiz – das will er auch nach Außen vermitteln.

Als er von seiner Berufung ins Präsidentenamt erfuhr, packte ihn momentan die Emotion. Jetzt freut er sich "absolut" auf das, was auf ihn zukommt. Es geht um die Frage: Kompletter Neubau des Gerichtsgebäudes oder Renovierung? "Die Entscheidungsgrundlagen liegen vor. Ich werde die gesamte Belegschaft informieren. Dann soll der Meinungsbildungsprozess erfolgen." Zeithorizont des Projekts: Drei bis fünf Jahre.

Hans Rathgeb hat 1981 seine Gerichtspraxis im Justizgebäude absolviert. Zehn Jahre hat er mittlerweile in Justitias Haus verbracht. Er meint, jeden Winkel zu kennen. Auch die dunklen.

Die Reorganisation des BG Hallein war das eine, die Tätigkeit am Landesgericht etwas anderes: Auf Rathgeb wartete "eine Walze, die man täglich nur um Millimeter bewegen konnte" – der WEB III-Prozess gegen frühere Manager der Salzburger Sparkasse. Rathgeb leitete den Untreue-Prozess. Nach zwei Jahren endete er mit Schuldsprüchen. "Ein Fall wie jeder andere, vor dem Recht darf es keinen Unterschied geben. Aber der Umfang war extrem belastend." Dazu kam die Geburt seines Sohnes. "Das hat vieles relativiert."

An der Wand im Büro hängen Kinderzeichnungen. Und ein Bild vom Wohnhaus am Dürrnberg, wo Rathgeb die Wiese mit dem Mäh-Traktor bearbeitet. Er lacht. "Da bin ich halt ehrenamtlicher Landschaftspfleger."

O-Ton

  • Ich sage zu meinen Mitarbeitern im Haus: Bitte schön, kommt’s!
  • Ich will für alle die realisierbar besten Bedingungen schaffen.
  • Man muss kritikfähig sein.
  • Es geht nur im Team. Es kann nicht sein, dass eine Ebene bevorzugt wird.
  • Wir sind keine Entscheidungsmaschinen, sondern Menschen.
  • Es gibt Recht, nicht ’Ihr Recht’.

Quellen

  • Pressemitteilung des Landesgerichts Salzburg, 1. August 2024: Landesgericht Salzburg unter neuer Leitung
  • "Salzburger Nachrichten", "Salzburger des Tages" (Ronald Escher, 2008)
  • Rathgeb, Dr. Hans: Zeitblick und Rückblick, in: Cordt, Ernst und Franz Hasenrader (Hrsg.): Wir blicken nach vorne auf 2054–55 und avisieren unser 100jähriges Bestehen! Festschrift zum 50-Jahr-Jubiläum des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Hallein. Hallein 2005, S. 23ff.
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