Mobil-Tankstelle auf dem Rudolfsplatz

Bildmitte die Mobiltankstelle.Blick vom Kajetanerplatz bei der Einmündung Rudolfskai zur Polizeikaserne.
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Die Mobil-Tankstelle auf dem Rudolfsplatz ist eine nicht mehr bestehende Tankstelle in der Stadt Salzburg.

Geschichte

In der automobilen Anfangszeit wurde Benzin zunächst nur in Apotheken verkauft. 1924 nach dann in Graz eine erste "Zapfstelle" in Österreich den Betrieb auf. 1925 wurde an in der Stadt Salzburg in der Bergstraße unter regem öffentlichem Interesse die erste Zapfstelle eröffnet.[1] 1931 gab es schon 50 Tankmöglichkeiten innerhalb des damaligen Stadtgebietes. 1929 beantragte die Vacuum Oil Company (später Mobil Oil und heute ExxonMobil) die Errichtung einer Auto-Service-Station in der Mitte des Rudolfsplatzes in Nonntal. Beim Rudolfsplatz handelt es sich um öffentlichen Grund. Dort stand bereits eine Transformatorstation. Daher musste sich die Vacuum Oil Company verpflichteten, den Transformator in das Gebäude zu integrieren. Weiters schrieb die Stadtgemeinde Salzburg der Firma vor, einen Geräteraum für die städtischen Arbeiter und eine öffentliche Toilette einzurichten.[2] Als Gegenleistung für die hohen Investitionen der Ölfirma verzichtete die Stadtgemeinde auf das übliche vierteljährliche Kündigungsrecht und garantierte einen Vertragszeitraum von 15 Jahre.

Nun schien es in der damaligen Zeit offenbar rechtlich nicht möglich zu sein, einem männlichen Tankwart die Reinigung und Wartung der Damen-Toilette zu übertragen. Laut einem Gemeinderatsbeschluss sollte diese Aufgabe daher die Stadtgemeinde selbst übernehmen. Ob diese öffentliche Toilette tatsächlich eingerichtet wurde bzw. jemals in Betrieb ging, lässt sich nicht mehr eruieren.

Zeitgleich mit dem Bau entstand am Rand des Rudolfsplatz auch die Polizeikaserne. Aus arbeitsrechtlichen Gründen war daher die Tankstellen-Baustelle mit einem Bretterzaun verkleidet worden. Das führte zu Spekulationen, was auf dem Platz errichtet werden würde. Von einer Parkanlage über ein Denkmal bis hin zu einem unterirdischen Gang von der Polizeikaserne zum Justizgebäude reichten die Gerüchte.[3]

Ende 1930 konnte dann die Vacuum Oil Company ihre neue Filiale auf dem Rudolfsplatz eröffnen. Damals gab es landesweit etwa 4 000 Händler für das "Gargoyle-Motoröl" von derVacuum Oil Company und schon mehr als eintausend Tankstellen mit der Hausmarke des Unternehmens "Sphinx-Benzin".[4] Neben dem Benzinverkauf gab es auch Service-Leistungen. So wurden die Scheiben gereinigt, der Ölstand, Wasserstand des Kühlers, Frostschutzmittelgehalt des Kühlwassers, der Luftdruck der Reifen und die Beleuchtung geprüft. Heute im Zeitalter der Selbstbedienungstankstellen weiß kaum jemand noch, dass früher ein Tankwart diesen Service erbrachte.

Bis Anfang der 1950er-Jahre blieb alles unverändert. Durch Firmenfusionen wurde der Name Vacuum Oil Company mehrfach geändert und 1955 schließlich in Mobil Oil AG. Das Verkehrsaufkommen rund um die Tankstelle nahm bereits merklich zu. Neben privaten Pkw wurde das immer größer werdende Taxigewerbe der Stadt nach dem Weltkrieg von wachsender wirtschaftlicher Bedeutung. Salzburg galt in jenen Jahren als verschlafene Provinzstadt, die nachts wenig zu bieten hatte. Eine Ausnahme bildete hier das Kaiviertel und speziell die Kaigasse. Nachtschwärmer aus den Gasthäusern, Bars und sonstigen Etablissements dieses Viertels ließen sich mit einem Taxi vom Standplatz Rudolfsplatz heimgefahren.

Die Entstehung des Funk-Taxis bei der Tankstelle

In den 1950er-Jahren durfte man jedoch in ein Taxi nur am fix zugewiesenen Standort einsteigen. War keines am Standplatz, konnte via Telefonanruf beim Standort eines bestellen. Der ehemalige Taxiunternehmer Kurt Gogg († 2020) erinnerte sich in einem Interview 1983, dass der Tankwart am Rudolfsplatz den Fahrern "[...] öfters eine telefonisch aufgenommene Fahrt in der Tankstelle durch die Oberlichte der Tankstelle zukommen ließ."[5] Nach jeder Fahrt musste der Fahrer wieder zum zugewiesenen Standort zurückkehren, um einen neuen Fahrgast aufzunehmen oder einen weiteren Telefonauftrag zu erhalten. Individualist Sebastian Winklhofer, Taxifahrer und Teilzeit-Tankwart am Standort Rudolfsplatz, ersann als erster die Idee, Taxis mit Funkgeräten auszustatten. So konnten die Fahrer noch während ihrer Taxifahrt neue Aufträge erhalten und Leerfahrten zum Standplatz vermieden werden. Zunächst wurde diese Idee nur von einer kleinen Gruppe von Fahrern, nicht mehr als 15 Personen, weiterverfolgt. Erst 1963 wurde dann die erste Salzburger Funktaxivereinigung gegründet.

Das Ende der Tankstelle auf dem Rudolfsplatz

Der Rudolfsplatz war von jeher ein Verkehrs-Nadelöhr. Schon während der Planung und dem anschließenden Bau der Tankstelle beanstandeten Kritiker, dass das Gebäude in dieser verkehrsintensiven Lage die Übersichtlichkeit verringern und die Unfallgefahr deutlich erhöhen würde. Der Transformator war bis dahin nur von Buschwerk umgeben, um ihn zu verbergen. Gesteigertes Verkehrsaufkommen und die sich häufenden Unfälle rund um die Tankstelle führten Ende 1952 zur Errichtung einer Ampelanlage, die zeitgleich mit jener auf dem Dr.-Franz-Rehrl-Platz in Betrieb ging. Zusätzlich sollte ein Posten vom Balkon der Polizeikaserne über Megaphon in das Verkehrsgeschehen eingreifen.[6] Es lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob die in der Zeitung angekündigte Maßnahme auch umgesetzt wurde.

Das Salzburger Kuratorium für Verkehrssicherheit erkannte aufgrund des weiter steigenden Verkehrsaufkommen die Notwenigkeit, den Kreuzungsbereich in alle Richtungen deutlich zu verbreitern. Das konnte aber nur durch die Reduzierung des Tankstellenareals ermöglicht werden. Im Frühjahr 1966 die Würfel gefallen, und mit Ende April entfernte man die Tankstellengebäude zugunsten einer verkleinerten Verkehrsinsel.[7]

Ende März 1966 war die Tankstelle noch in Betrieb,[8] Ende April, Anfang Mai 1966, wurde die Tankstelle abgerissen. Sie musste für die Errichtung des Kreisverkehrs Rudolfsplatz weichen.[9]

Eine Luftaufnahme zu Beginn der 1980er-Jahre zeigt noch das freie Terrain des ehemaligen Tankstellenplatzes, und verblasste Fundamentreste zeugen noch von der Zeit, als sich dort eine Tankstelle befand. Heute ist der Rudolfsplatz nicht nur eine Verkehrs-, sondern auch eine Blumeninsel geworden, die von der Stadtgärtnerei jedes Jahr von Neuem in voller Pracht gestaltet wird.

Bilder

  Mobil-Tankstelle auf dem Rudolfsplatz – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI

Quelle

  • salzburg-geschichte-kultur.at "Die Mobil-Tankstelle am Rudolfsplatz – Benzinzapfstelle und Taxi-Hotspot im Nonntal von 1930 bis 1966", ein Beitrag von Mag. Werner Friepesz, Salzburg Museum

Einzelnachweise

  1. "Salzburger Volksblatt", 10. März 1925, Seite 5
  2. Salzburger Gemeinderatsbeschluss 1613/29.
  3. "Salzburger Wacht", 17. Dezember 1930, Seite 4
  4. "Salzburger Volksblatt", 12. März 1930, Seite 8
  5. "Taxi-Zeitung 81-11", Ausgabe 50, 2013, Seite 7
  6. "Salzburger Nachrichten", 6. Dezember 1952, Seite 5
  7. "Salzburger Nachrichten", 21. April 1966, Seite 5
  8. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 29. März 1966, Seite 5
  9. www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 21. April 1966, Seite 5