Ulrich Schiegg
Ulrich Schiegg OSB (* 3. Mai 1752 in Gosbach an der Fils, Württemberg; † 4. Mai 1810 in München in Bayern; eigentlich Josef Schiegg) war ein Mathematiker, Astronom und Landvermesser und nahm an der Großglockner Erstbesteigung teil.
Leben
Der Sohn eines Kleinbauern besuchte das Gymnasium in Zwiefalten und das Kolleg in Ehingen und trat 1770 in die Benediktinerabtei Ottobeuren ein. Am 29. September 1771 legte er das Ordensgelübde ab.
Neben dem Philosophie- und Theologiestudium stach er die Kompositionen eines Mitbruders in 24 Kupfertafeln. Am 23. September 1775 wurde er zum Priester geweiht und an der Klosterschule als Lehrer für Philosophie, Mathematik, Physik und Astronomie sowie als Großkeller und Ökonom des freien und exemten Reichsstifts berufen. Von 1784 an wurde der gesamte Stiftsbesitz vermessen und kartographiert und ins Grundbuch eingetragen und genaue Planungs- und Ertragsdaten zu bekommen.
Ulrich Schiegg startete den ersten deutschen Ballon am 22. Jänner 1784. Dazu konstruierte er nach eigenen Überlegungen eine Papierkugel, unter der er Weingeist entzündete. Dieser Ballon flog mehrere Kilometer weit.
1791 verwaiste der Lehrstuhl für Naturwissenschaften an der Benediktineruniversität Salzburg und der Abt stimmte einer Annahme der Professur zu. Schiegg lehrte bis zum Herbst 1800 Mathematik, Astronomie, Physik und Landwirtschaft. Er wurde zurückberufen um die Stiftsökonomie wieder besser in Schwung zu bringen, wurde jedoch durch die Säkularisation gestoppt, das Kloster aufgehoben. Er fand in München eine Anstellung an der Sternwarte, wurde zum Hofastronomen bestellt, und vermaß die Position des Liebfrauendomes in München, den Ausgangspunkt der Landesvermessung. Nach internen Intrigen wurde er seiner Funktion entbunden. Er sollte eine Professur in Würzburg annehmen, lehnte aber ab. Statt dessen vermaß er im Regierungsauftrag Franken. Seine Arbeiten brachten enorme Fortschritte im Vermessungswesen. Im November 1807 erlitt er einen Unfall, scheuende Pferde warfen seinen Wagen um, und er erlitt Brustquetschungen die ihn bis zu seinem Tod plagten. Am 14. Jänner 1808 verlieh ihm die Bayerisch Königliche Akademie der Wissenschaften ihre höchste Auszeichnung und ernannte ihn zu ihrem ordentlichen Mitglied. Am 1. Februar 1808 wurde er nach München zurückbeordert und beauftragt an der Steuervermessungskommission mitzuarbeiten. Der am 12. April 1808 veröffentlichte Operationsplan wird ihm zugeschrieben. Ein Unfall beeinträchtigte ihn monatelang bei seiner Vermessungstätigkeit und er starb nach achtwöchigem Krankenlager am 4. Mai 1810 in München. Er ist am Südfriedhof beerdigt.
Leistungen
In Salzburg arbeitete er eng mit Carl Ehrenbert Freiherr von Moll und Franz Michael Vierthaler zusammen, in Valentin Stanig hatte er einen interessierten und engagierten Studenten und Assistenten.
Schiegg war an der Großglockner Erstbesteigung, mit Vierthaler und Stanig, beteiligt und machte Messungen der Gipfelhöhe. Messungen machte er auch am Untersberg. Er leistete großes für die Geodäsie in Salzburg.
Einer seiner berühmten Schüler war Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826) den er ab 1806 in München unterrichtete. Ulrich Schiegg gilt als der Vater der bayerischen Landesvermessung.
Werke
- Nachricht über einen aerostatischen Versuch, welcher im Reichsstifte Ottobeuren den 22. Jänner 1784 vorgenommen worden. Ottobeuren 1784
- Positiones ex universa Philosophia, quas sub gratios, auspiciis Rss. perill. ac amplissimi DD. Honorati S.R. Imperii Praelati, liberi imperialis exempti et antiquissimi Monasterii Ottoburani Ord. S. Ben. Abbatis vigilantissimi propugnabunt: Multum Relig. Fratres Honorius Pfeffer, Alexander Ziegler, Felix Martin, Vitalis Hoefelmayr, Sylvanus Hanser ejusdem Ordinis ac Monasterii Professi necnon Vincentius Rotach et Coelestinus Herberger philosophiae Candidati Mensi Aug. 1785, Ottoburae 1785
- Kurze Anleitung zur gründlichen Erlernung der Rechenkunst; der studirenden Jugend gewidmet. Ottobeuren 1790;
- Anleitung zu Holzersparnissen bei Bräupfannen, Branntweinhäfen und Waschkesseln. Ottobeuren 1791
- Ueber Reibung und Steifigkeit der Seile als Hinderniss der Bewegung bey Maschinen nebst Sätzen aus der angewandten Mathematik, Physik, praktischen Philosophie, Moral und Naturrecht. Salzburg 1796
- Tagebuch einer Reise auf den bis dahin unerstiegenen Berg Groß-Glockner an den Grenzen Kärntens, Salzburgs und Tyrols im Jahre 1799, in: Molls Jahrbuch für Berg- und Hüttenkunde 4 (1800), 161-224; und in: Franz Michael Vierthaler's Literaturzeitung 1. Jg., Band 1, Salzburg 1801, 369-414
- Barometrische Höhenmessungen, in: Molls Jahrbuch für Berg- und Hüttenkunde 5 (1801), 185
- Physikalische, astronomische und geodätische Messungen, in: Molls Jahrbuch für Berg- und Hüttenkunde 5 (1801), 404-432 und in: Franz Michael Vierthaler's Literaturzeitung 2. Jg., Band 3, Salzburg 1801, 369-396, 401-414
- Über die Vermessung von Bayern. Auszug aus einem Briefe des Professors Schiegg vom 2. Juli 1804, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 10 (1804), 278-288, 353-367
- Breite von Regensburg, hergeleitet aus beobachteten Scheitel-Abständen der Sonne, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 11 (1805), 24-36
- Astronomische Nachrichten aus Bayern, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 12 (1805), 357-366
- Karte des gesamten Territoriums des freien und exemten Reichsstifts Ottobeuren als Beilage, in: Maurus Feyerabend, (Des ehemaligen Reichsstiftes Ottenbeuren Benediktiner Ordens in Schwaben) Sämmtliche Jahrbücher IV, Ottenbeuren 1816
- Anhang; Territorial-Besetzungen des Reichs-Stifts Ottobeuren, München 1964.
Weblinks
Quellen
- Bautz, Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XIV (1998)
- Simon Stampfer, von der Zauberscheibe zum Film, Peter Schuster, Christian Strasser, Schriftenreihe des Landespressebüros, Nr. 142, ISBN 3-85015-154-2