Die Franzosen in Neumarkt 1800 und 1805
Dieser Artikel berichtet über die Franzosen in Neumarkt während der Koalitionskriege in den Jahren 1800 und 1805.
1800
Am 12. März 1799 erklärte Napoléon Bonaparte dem Habsburger-Österreich den Krieg. Die unter dem Namen Schlacht auf dem Walserfeld in die Geschichtsbücher eingegangene militärische Schlacht fand zwischen 12. und 14. Dezember 1800 vor den Toren der Stadt Salzburg statt. Für den Oberbefehlshaber Erzherzog Johann von Österreich verlief die Schlacht ungünstig und um eine totale Niederlage zu vermeiden, zog er am 14. Dezember seine Truppen von Salzburg ab. Der Rückzug erfolgte über Henndorf, Neumarkt und Straßwalchen nach Oberösterreich.
Die Franzosen verfolgten jedoch die Österreicher und in Henndorf und Neumarkt kam es zu Rückzugsgefechten. Die Franzosen begannen am 14. Dezember Henndorf zu plündern und die wenigen befahrbaren Straßen waren von unzähligen Fahrzeugen verstopft. Während ein kleiner Teil des österreichischen Heeres den Rückzug deckte, erreichte der Erzherzog mit dem Hauptheer Frankenmarkt. Am nächsten Tag, dem 15. Dezember, trafen dann französische Einheiten auf das österreichische Heer. Von Pfongau aus beschossen die Österreicher die Franzosen, die sich im Markt Neumarkt aufhielten, um ihnen den Vormarsch zu erschweren.
Indessen forderte ein berittener französischer Offizier Quartiere in Neumarkt für seine Soldaten. In den beiden Poschinger-Häusern wurden zwei Generäle und einige andere Offiziere einquartiert. Die Soldaten brachen die versperrten Türen der Bürgerhäuser auf, um sie zu plündern - Wein soll in Schaffeln verteilt worden sein. Frauen wurden drangsaliert und vergewaltigt. Die Soldaten trieben das Vieh aus den Stallungen der Bauern ins Freie, wo die Tiere aus Hunger zu brüllen anfingen. Sie fanden auf den schneebedeckten Feldern kein Futter. Die besten Rinder wurden geschlachtet und gleich über Feuer gebraten. Die Pferde wurden für den Vorspann von Militärfuhrwerken eingezogen. Nach einigen Tagen waren die Lebensmittel in Neumarkt aufgebraucht und eine Hungersnot traf die Marktgemeinde. In Neumarkt logierte bayrische und württembergische Einheiten.
In der Pfarrkirche zum heiligen Nikolaus und den umliegenden Häusern waren rund 2 000 österreichische Gefangene untergebracht. Im Schloss Sighartstein wollten die Franzosen ein Spital einrichten, was jedoch verhindert werden konnte und dafür das Schloss Pfongau verwendet wurde.
Albert Umlauft beschreibt die Ereignisse in seinem Buch genau:
- Am 16. Dezember waren alle Lebensmittel aufgebraucht. Leichen von Menschen lagen auf der Straße. Mittlerweile ist auch das Hauptquartier in Neumarkt. General on chef Moreau, General Defolle[1] und Durotte[2] quartierten sich beim Poschinger ein.
- Am 23. Dezember in der Nacht hatten sich die Bauern, die Vorspann leisten sollten, geflüchtet. 24 Pferde wurden abgenommen.
- Am 25. Dezember Feueralarm. Das Stroh in der Kirche, das den österreichischen Gefangenen als Liegestatt diente, fing nach dem Abmarsche Feuer. Alles war voll Rauch, doch konnte der Brand gelöscht werden.
- Am 28. Dezember wollten die Franzosen das Spital ins Schloß Sieghartstein verlegen. Durch Vorstellungen des Verwalters und Zahlung von 150 Gulden kam es ins Schloß Pfongau. Poschinger kehrt heim, er war in Linz.
- Bis 7. Jänner 1801 waren täglich 40 Personen zu verpflegen. Weil an diesem Tage in den Häusern Poschinger zu wenig Kirschwasser vorgesetzt wurde — mehr war nicht zu erreichen — wurde der teuere gezuckerte Milchkaffee den Hunden vorgesetzt, die Leute, die bedienten, erbärmlich geschlagen und die heiße Brühe wurde der Köchin ins Gesicht geschüttet.
- Am 9. Jänner requirierte der Kommandant von hier, Oberst Deflau, heimlich 300 Kronentaler und der Pfleger Bichler mußte ihm seine zwei Pferde zum Geschenke machen.
- Vom 11. bis 19. Jänner war nur noch Standquartier da, daher schon mehr Ruhe.
- Am 30. Jänner war der Oberst Lallte vom 10. Kavallerieregimente hier, der die Attake bei Neumarkt am 16. Dezember kommandierte. Die Bauern, die sich über die grobe Behandlung bei ihm beschwerten, prügelte er mit dem spanischen Rohr. Ein Hauptmann wütete in Köstendorf unmenschlich.
1805
1805 kamen die Franzosen zum zweiten Mal nach Neumarkt. Diesmal quartierten sie sich selbst in der Kirche ein. Da es sehr kalt war, verbrannten sie die Kirchenstühle. Der Gottesdienst musste deshalb im Pfarrsaal abgehalten werden.
Quellen
- Goiginger, Johann: "Neumarkt am Wallersee. Die Entstehung seiner Landschaft und Geschichte.", Seite 227f
- Umlauft, Albert: "Geschichtliches aus Neumarkt und Umgebung", Seite 12