Phyllocnistis unipunctella
Phyllocnistis unipunctella (Argyromiges unipunctella Stephens, 1834: 260) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge), Familie Gracillariidae (Miniermotten oder Blatt-Tütenmotten).
Diagnose
P. unipunctella unterscheidet sich von den an Weiden minierenden Phyllocnistis-Arten durch das Fehlen des basalen dunklen Längswisches am Vorderflügel, weist im Gegensatz zu Phyllocnistis labyrinthella und Phyllocnistis xenia aber einen dunkleren (braunen) Fleck proximal der ersten Querbinde und oft auch am basalen Innenrand auf. Die Minen sind nur von Populus nigra und ihren Varietäten bekannt und besitzen eine breite und grünliche Kotspur.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie[1]
Mitterberger (1909) berichtet unter dem Namen Phyllocnistis suffusella über zahlreiche Falterchen, die er am 12. August und 7. September 1907 in der Itzlinger Au um Pappel- und Erlengebüsch angetroffen hat sowie über mehrere Tiere um junge Pappeln am 5. Juni 1909 in der Josefiau (siehe auch Kurz & Kurz 2025). Phyllocnistis suffusella Zeller, 1847, wird heute als jüngeres Synonym von Phyllocnistis unipunctella Stephens, 1834, betrachtet, und unter dem letzteren Namen wurden die Angaben Mitterbergers auch bei Embacher et al. (2011) für die Zone Ia (Stadt Salzburg) als fraglich angegeben. Da Mitterberger aber nicht genauer angibt, um welche Pappeln es sich damals handelte, bleibt die Bestimmung der Tiere sehr unsicher, zumal vor über hundert Jahren die an Pappeln lebenden Phyllocnistis-Arten nicht unterschieden wurden. Klarheit könnte hier nur die Nachuntersuchung der damals gefangenen Tiere bringen, die vermutlich in der Sammlung Mitterbergers im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz aufbewahrt werden. Aus dem Jahr 1966 stammen mehrere Falterfunde von Fritz Mairhuber aus Parsch (Stadt Salzburg) sowie aus Kasern (ebenfalls Zone Ia nach Embacher et al. 2024). In den Jahren 2016 bis 2018 wurden schließlich Minen der Art entlang der Salzach von Aigen bis zur Autobahnbrücke im Norden sowie am unteren Alterbach gefunden. Alle Fundorte liegen in einer Höhe von lediglich rund 410 bis 540 m ü. A.. Lebensraum an der Salzach ist der Gehölzstreifen mit vereinzeltem Vorkommen der Nahrungspflanze der Raupen, der Schwarzpappel (Populus nigra). Vermutlich treten in Salzburg zwei Generationen im Jahr auf. Imagines stammen aus dem April sowie von Juni bis September, Raupen aus dem Juli und Puppen ebenfalls aus dem Juli sowie dem August (Kurz & Kurz 2025).
Nachbarfaunen
Huemer (2013) meldet P. unipunctella aus allen österreichischen Bundesländern mit Ausnahme von Osttirol und fraglicherweise aus dem Burgenland. Ein aktueller Minenfund stammt hier aus dem Nationalpark Seewinkel vom 27. September 2019 (Kurz & Kurz 2025). In Oberösterreich ist die Art aus dem Mühlviertel und dem Alpenvorland bekannt (Klimesch 1990). Haslberger & Segerer (2016) geben sie für Bayern aus allen vier Naturräumen an, aus dem voralpinen Moor- und Hügelland (Alpenvorland) und den Alpen allerdings nur mit Nachweisen zwischen 1901 und 1970.
Biologie und Gefährdung
Die Raupen erzeugen in den Blättern der Schwarzpappel (Populus nigra) sehr lange, wenig auffallende, silberweiße Gangminen mit breiter, kaum kontrastierender, grünlicher Kotspur, wobei sowohl junge Exemplare, als auch ältere Bäume der Nahrungspflanze genutzt werden. Neben den Raupen der eigenen Art treten die Raupen dabei in Konkurrenz durch Ressourcennutzung zu anderen phytophagen Insekten, wie Stigmella trimaculella, Agromyza albitarsis, Pemphigius filaginis oder Pemphigius spirothecae. Daneben werden sie auch von unbestimmten Erzwespen parasitiert. Auf Grund des eng begrenzten Vorkommens im Bereich der Stadt Salzburg ist P. unipunctella in Salzburg zumindest potentiell bedroht (Einstufung NT nach Embacher et al. 2024).
Weiterführende Informationen
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Bilder
Phyllocnistis unipunctella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Embacher, Gernot; Gros, Patrick; Kurz, M. A.; Kurz, M. E. & Zeller-Lukashort, Christof, 2011: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur 19: 5-89.
- Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes. 2., neu bearbeitete Auflage, Naturkundliche Gesellschaft, Salzburg, preprint.
- Haslberger, A. & A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
- Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
- Klimesch, J. 1990. Die Schmetterlinge Oberösterreichs, Teil 6. Microlepidoptera I. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1–332.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2025. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2025.09.23].
- Mitterberger, K. 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). – In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 49: 195-552.
Einzelnachweis
- ↑ siehe Phänologie