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Für neuen Job von Ost nach West: Was junge Menschen vor Arbeitslosigkeit schützt

Auffällig und irritierend zugleich: Bei den Jungen steigt die Arbeitslosigkeit besonders stark. Was dahintersteckt und warum Bildung und Mobilität wirksame Gegenmittel sind.

Adelina Gashi zog vom Burgenland nach Salzburg, um im Restaurant Imlauer zu arbeiten.
Adelina Gashi zog vom Burgenland nach Salzburg, um im Restaurant Imlauer zu arbeiten.

Nach Salzburg wollte Adelina Gashi schon länger. "Ich war mal mit meinen Eltern hier und hab die Stadt cool gefunden", erzählt die 23-jährige Burgenländerin. Seit einem Monat arbeitet Gashi im Braurestaurant Imlauer in der Salzburger Innenstadt. Als Chef de Partie sei sie in der Küche etwa für Salate zuständig. "Das ist einer der Vorteile des Tourismusjobs: Eigentlich kannst du überall hingehen."

Nach dem Abschluss der Tourismusschule in Neusiedl am See habe sie zunächst im Burgenland gearbeitet, dann kurz in Wien. "Hier in Salzburg ist vor allem das Küchenteam total nett, es ist echt spaßig." Wohnen könne sie im Hotel Imlauer. "Auf dem Plan hab ich mir schon rausgesucht, was ich in der Stadt noch alles besuchen möchte. Auch von den Festspielen will ich vielleicht noch was sehen." Was die Zukunft bringt, das wisse sie noch nicht genau. "Ich bin eigentlich offen für alles."

Arbeitskräfte im Westen werden händeringend gesucht

Adelina Gashi ist (noch) ein Ausnahmefall und damit ein Vorbild. Sie machte sich aus eigenem Antrieb auf den Weg in die Mozartstadt. Derartige Mobilität wünscht sich auch AMS-Vorständin Petra Draxl, deren Job es ist, Arbeitslose zu vermitteln. Und beim aktuellen Anstieg der Arbeitslosigkeit fällt auf, dass Jugendliche bis 25 stark betroffen sind. Knapp 50.000 Jugendliche sind beim AMS arbeitslos gemeldet, der Zuwachs von 7,4 Prozent im Juli wurde nur von der Gruppe ausländischer Arbeitsloser (plus zwölf Prozent) übertroffen. Die Mobilität zu erhöhen ist für Draxl ein wichtiges Mittel zum Gegensteuern. Denn während in Wien die Arbeitslosenquote über zehn Prozent liegt, beträgt sie in Tirol und Salzburg nur 2,6 bzw. drei Prozent. Folglich werden Arbeitskräfte im Westen händeringend gesucht.

"Wohnungsfrage stärker in den Blick nehmen"

Mehr Arbeitslose aus dem Osten zu einem Jobwechsel in den Westen zu bewegen ist deshalb ein wichtiges AMS-Ziel. Die Jungen seien dabei eine wichtige Gruppe, sagt AMS-Vorständin Draxl. Denn der Mangel an Fachkräften werde nicht sinken, sondern sogar noch zunehmen. Deshalb müsse man die Mobilität auch neu denken. Speziell die hohen Wohnungspreise gerade in Westösterreich seien ein entscheidender Hemmschuh. Folglich sei es wichtig, neben einem Job auch günstigen Wohnraum bereitstellen zu können, sagt Draxl. In der Hotellerie sind Wohnungen für Beschäftigte vielfach schon Standard. In anderen Branchen sei dies aber noch nicht der Fall. Draxl ist überzeugt, dass "da mehr drinnen ist". Sie schlägt deshalb nach dem Vorbild von Studentenheimen den Bau von Lehrlingsheimen in Ballungsgebieten vor. "Wenn wir gut ausgebildete Junge wollen, dann müssen wir auch die Wohnungsfrage stärker in den Blick nehmen", sagt Draxl. Das gilt auch deshalb, weil von den 50.000 arbeitslosen Jugendlichen fast 40 Prozent Asylberechtigte und Konventionsflüchtlinge sind. Es handelt sich um Jugendliche, deren Asylverfahren positiv abgeschlossen wurde oder die ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht haben. Auch die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zählen dazu.

Bildung ist zentrales Element gegen Arbeitslosigkeit

"Ein Lehrlingsheim wäre in der Stadt Salzburg Gold wert", sagt auch Agnes Kriegseisen, Personalleiterin der Imlauer-Hotelgruppe, bei der Adelina Gashi beschäftigt ist. Zwar habe die Imlauer-Gruppe ein eigenes Beschäftigtenhaus in der Stadt Salzburg mit neun Wohnungen, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch mit ihrer Familie wohnen können. Das sei aber immer zu wenig. Daher bringe man dringend benötigte Kräfte teils im Hotel unter. "Gerade bei Lehrlingen haben wir aber immer wieder sehr gute Bewerberinnen und Bewerber aus Ostösterreich, die wir dann letztlich trotzdem nicht nehmen können." Denn mit dem Lehrlingsgehalt könne man sich in der Stadt Salzburg keine Bleibe finanzieren, betont Kriegseisen. Auch in Studierendenheimen habe sie angefragt, dort nehme man aber keine Lehrlinge.

Neben der Mobilität ist Bildung ein zentrales Element, um gegen Arbeitslosigkeit gefeit zu sein. Das betont Salzburgs AMS-Chefin Jacqueline Beyer. Alle ihre Auswertungen ergäben dasselbe Bild: Wer keinen Schulabschluss oder keine Lehre hat, wird als Erster arbeitslos, wenn es in einem Betrieb eng wird. Und dessen Arbeitslosigkeit dauert dann in der Regel länger als bei anderen. Deshalb rät Beyer Betroffenen, zumindest eine Lehre nachzuholen.

Bessere Berufsorientierung gefordert

Auch stärkere Berufsorientierung in den Schulen wäre notwendig, betont Beyer. Selbst angehenden Maturantinnen und Maturanten fehle oft die Orientierung, was sie nach der Schule machen sollen. "Acht von zehn sind von der Vielfalt an Angeboten erschlagen." Deshalb geht das AMS mittlerweile auch in die AHS-Gymnasien, um über Studien- und Berufsmöglichkeiten aufzuklären.

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