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Karriere ja - aber nicht um jeden Preis: Wollen Junge noch in den Chefsessel?

Wie junge Generationen Führung neu denken. Zufrieden mit ihren Führungskräften sind laut Deloitte-Studie immer weniger junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Sandra Diller von der Uni Seeburg.
Sandra Diller von der Uni Seeburg.

Über die Arbeitsmoral der jüngeren Generationen wird gern geklagt, meist von Älteren. An Ehrgeiz und Ambition mangle es jungen Leuten aber nicht, zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte. Allerdings verschieben sich die Prioritäten: "Erfolg bedeutet für Gen Zs und Millennials nicht unbedingt das Hinaufklettern der Karriereleiter im klassischen Sinne. Viel mehr streben sie nach finanzieller Sicherheit, Sinn und Wohlbefinden", erklärt Elisa Aichinger von Deloitte. Nur sieben Prozent der österreichischen Millennials - also die zwischen 1981 und 1995 geborenen Jahrgänge - nannten eine Führungsposition als zentrales Ziel im Arbeitsleben.

"Das Alter spielt aber bei der Wahrnehmung leider eine wichtige Rolle"

Wollen junge Menschen also gar nicht mehr in den Chefsessel? Sandra Diller, Assistenzprofessorin an der Uni Seeburg, sieht diese Tendenz nicht so klar: "Junge Menschen sind motiviert, in die Führungsrolle zu kommen. Was ich schon sehe, ist, dass sie auch auf ihre Gesundheit und Work-Life-Balance viel Wert legen", sagt Diller, die zu Führung und Personalentwicklung forscht, und nennt etwa die Möglichkeit, sich eine Führungsposition zu teilen oder in Teilzeit zu führen. Das biologische Alter sei zudem nicht dafür verantwortlich, ob eine Person für den Chefsessel geeignet sei. "Das Alter spielt aber bei der Wahrnehmung leider eine wichtige Rolle. Besonders Ältere haben stärkere Vorbehalte gegenüber jungen Führungskräften. Sie setzen das Alter stark mit Unerfahrenheit und Unsicherheit gleich." Hier entstünden gegenüber jungen Menschen schnell Vorurteile. "Daher erhalten Jüngere seltener die Chance für eine Führungsrolle, auch wenn sie objektiv qualifiziert sind." Bei Frauen sei diese Altersdiskriminierung noch ausgeprägter. "Kein Alter scheint hier das richtige zu sein. Erst sind sie zu jung, dann in der Familienplanung und dann zu alt", sagt Diller.

Das Geschlechterverhältnis ändert sich in Österreich auch deshalb nur langsam. "Im Durchschnitt sind bei uns Menschen, die zum ersten Mal eine Führungsposition bekommen, in ihren 30er-Jahren. Und ja, sie sind in der Regel weiterhin männlich. Da hat sich wenig getan. Hier ist es angebracht, mehr Möglichkeiten zu schaffen, wie man Frauen fördern, aber auch Familie und Führung integrieren kann", sagt Diller.

Führungskraft sei der häufigste Grund für Jobwechsel

Zufrieden mit ihren Führungskräften sind laut Deloitte-Studie immer weniger junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. 45 Prozent der österreichischen Millennials erwarten von ihren Vorgesetzten Führung und Unterstützung im Job. Im Arbeitsalltag sehen das nur 16 Prozent als erfüllt an. 43 Prozent der Nachfolgegeneration Gen Z - zwischen 1995 und 2010 Geborene - erwarten sich klare Grenzen zwischen Job und Privatleben und die Sicherstellung einer guten Work-Life-Balance. Nur 25 Prozent sind der Meinung, dass sich ihre Chefs und Chefinnen dafür einsetzen.

"Wir wissen aus der Forschung, dass die Führungskraft der häufigste Grund ist, warum Menschen einen Arbeitsplatz verlassen", sagt Diller. Für Unternehmen sei es deshalb ein zunehmend wichtiger Faktor, ihre Führungskräfte gut auszubilden und die richtigen Personen in die Führung zu bringen. "Es sollte nicht das Alter oder die reine fachliche Erfahrung entscheiden, sondern vor allem die Führungskompetenzen und ethikorientierte Haltung gut ausgebildet sein."

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