SN.AT / Leben / Karriere

Berufung finden: Tipps für einen erfüllten Karriereweg

Viele suchen ihr Leben lang nach ihrer Berufung. Coach Barbara Hofmeister weiß: Oft ist sie längst da. Ein Gespräch über innere Blockaden und den Mut zu springen.

Was, wenn es gut wird? Barbara Hofmeister zeigt, wie Menschen ihrer Berufung auf die Spur kommen.
Was, wenn es gut wird? Barbara Hofmeister zeigt, wie Menschen ihrer Berufung auf die Spur kommen.

Ein neuer Job? Der Schritt in die Selbstständigkeit? Viele Menschen träumen von einem anderen (beruflichen) Leben. Barbara Hofmeister hat einen Beruf gefunden, der für sie gleichzeitig Berufung ist: Coach und Trainerin. Seit 30 Jahren zeigt sie als Zukunftsarchitektin auch anderen, wie sie den Weg zu ihrem wahren Selbst finden.

Was raten Sie jemandem, der sagt: Ich habe keine Ahnung, wo ich beruflich hinwill? Barbara Hofmeister: Am besten erst einmal hinschauen, was man richtig gerne macht: in der Freizeit, mit der Familie, mit Freunden. Das ist oft etwas so Selbstverständliches, dass man es nicht weiter beachtet. Meine Nichte zum Beispiel macht nun nach fünf Studiengängen das, was ihr schon als Kind aus der Hand geflossen ist: texten. Um der eigenen Berufung auf die Spur zu kommen, braucht es meist einen Reifeprozess. Coaching kann dabei helfen, indem es die Suche verdichtet - durch Fragen, die man sich selbst nie stellen würde. Etwa: Wer bin ich? Was will ich eigentlich? Wie sieht mein Leben in zehn Jahren aus, wenn alles so bleibt, wie es ist? Wenn die Antwort einen erschrecken lässt, dann ist es höchste Zeit, etwas zu verändern.

"Den größten Mut braucht man fürs Springen."
Barbara Hofmeister
Coach und Trainerin

Was hält Menschen typischerweise davon ab, den ersten Schritt zu machen? Oft fehlt einfach der Mut, aus dem, was man kennt, auszubrechen. Viele haben sich in eine Komfortzone hineingelebt und verharren dort, auch wenn dieses Leben oft gar nicht komfortabel ist. Wenn man kein von Natur aus mutiger Mensch ist, kann der erste Schritt eine große Hürde sein. Unser innerer Dialog, unsere eigene Argumentation bremsen uns aus. Wir bleiben klein, bleiben in dem, was wir kennen, obwohl dies nicht mehr wirklich den eigenen Wünschen und Zielen entspricht.

Wie lösen wir solche selbst auferlegten inneren Blockaden? Indem wir uns ihrer bewusst werden. Es hat Sinn, seinem eigenen inneren Dialog zuzuhören: Keiner kann uns so viel über uns sagen wie wir selbst. Es redet uns aber auch keiner neue Ideen so effektiv aus. Wenn ich zum Beispiel merke, dass mein inneres Schnatterchen mir alles, was sich spannend anhört, auszureden versucht, dann schnippe ich es einfach weg und konzentriere mich auf das, was ich will. Auf der ganzen Welt ändert sich gerade alles rasend schnell. Viele haben Angst, dass es ihren Beruf vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr geben wird. Aber Angst ist ein sehr schlechter Ratgeber. Unser Antrieb sollten Freude, Mut und Zuversicht sein.

Wie finden auch die, die sich weniger zutrauen, Mut? Zu den Dingen, die Sterbende am meisten bereuen, gehört, dass sie ihr Leben nicht auf ihre Art geführt haben, sondern nach den Erwartungen anderer. Sein eigenes Leben zu leben braucht Selbstvertrauen oder Unterstützung von außen, durch einen guten Coach oder Freunde mit ähnlichen Ideen. Man muss sich den unendlichen Möglichkeiten der heutigen Zeit öffnen und sich trauen, größer zu träumen. Dabei helfen bewusst geschaffene Zeitinseln und die Fragen: Was will ich wirklich? Was würde ich tun, wenn alles möglich wäre? Praktisch ein Brainstorming mit sich selbst. Heute sind viele ungewöhnliche Ideen umsetzbar - man ist nicht mehr an einen festen Ort, ein Büro, eine Fabrik gebunden. In dieser ersten Sammelphase schiebt man die praktischen Einwände und Ängste erst einmal zur Seite. Auch das Verrückte und Unwahrscheinliche sollten aufgeschrieben werden. Je detaillierter das Bild wird, desto klarer zeigt sich, was einen wirklich berührt und begeistert. Den größten Mut braucht man dann fürs Springen.

Mut ist also das eine. Wie viel Planung braucht es auf dem Weg zum Traumjob? Ein bisschen planen und strukturieren sollte man in jedem Fall - aber erst ganz zum Schluss, wenn die Vision klar ist, wenn ich sie förmlich spüre, sie vor mir sehe. In dem Moment, wo man wirklich daran glaubt, hat man das Schwierigste geschafft. Ab da läuft vieles fast von selbst und der Drang, sofort loszulegen, ist größer als jeder Zweifel. Wenn man sich zu früh fragt, wie unsere Vision aufgehen soll, legt das innere Schnatterchen los und liefert uns ein Dutzend Gründe, warum die Idee verrückt ist. Schon siegen die Zweifel.

Welche Rolle spielt Mut in Ihrem Leben? Eine sehr große. Als ich acht war, flüchteten wir aus der DDR nach Düsseldorf. Erst später verstand ich wirklich, warum: Mein Vater hatte einen Traum. Er sah sich als Unternehmer und dafür ist er gegangen. Ein Schlüsselmoment für mich war, als ich mit 19 um 4.30 früh nach Hause kam und mein Vater gut gelaunt beim Frühstück saß. Ich fragte ihn: "Wie machst du das?" Und er antwortete: "Barbara, meine Arbeit ist mein Hobby. Ich freue mich auf den Tag vor mir." Dieses Denken - dass Arbeit unbändige Freude bereiten kann - habe ich von ihm übernommen. Das Spannendste im Leben ist für mich, das Unbekannte zu erforschen. Seit nunmehr 30 Jahren helfe ich mit Begeisterung Menschen, das freizulegen, was in ihnen steckt. Wenn ihre Augen wieder zu funkeln beginnen, weil sie auf ihre persönliche Goldmine gestoßen sind, bin ich glücklich. Das ist das Schöne an meinem Beruf. Deshalb mache ich mit weit über 70 immer noch weiter.

Sie sprechen viel von Selbstständigen. Kann man seinen Traumjob auch in einer Anstellung finden? Auf jeden Fall! Gut geführte Unternehmen sind heute diejenigen, in denen Mitarbeitende eigene Ideen einbringen - sie wissen am besten, was an ihrem Arbeitsplatz vor sich geht. Wenn ihre Expertise geschätzt wird, sind alle motivierter, kreativer und zufriedener. Und genau dieses Arbeitsumfeld wird es künftig immer häufiger geben.

Wie lässt sich vorab abschätzen, ob ein neuer Job tatsächlich zu einem passt? Heute lässt sich von zu Hause aus viel recherchieren: Unternehmen publizieren in der Regel ihre Mission online. Der noch bessere Weg ist, mit Mitarbeitern zu sprechen. Dabei sollte ich im Kopf behalten, dass diese womöglich nach anderen Werten handeln als ich. Auch im Vorstellungsgespräch kann man viel in Erfahrung bringen - wenn man gezielt die Fragen stellt, die einem wirklich wichtig sind.

Buchtipp: „Lebensziel. Was willst du wirklich?“. Barbara Hofmeister.
Buchtipp: „Lebensziel. Was willst du wirklich?“. Barbara Hofmeister.