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Mitgekocht: Der Frühlingszauber der Bakterien

Simsalabim! Hefe und Bakterien verwandeln Tee in Kombucha. Wir zaubern damit ein herrlich frisches Erdbeer-Rhabarber-Tiramisu.

Die Köstlichkeit ist fertig...
Die Köstlichkeit ist fertig...

Wir beherbergen ein neues Haustier. Allerdings ist es weder Katze noch Hund, sondern ein Pilz. Nur wie ein Schwammerl aus dem Wald darf man sich das nicht vorstellen. Es ist eher eine gummiartige, blassbeige Masse, die einer Qualle ähnelt. Sie wohnt in einem großen Einmachglas und schwimmt in bräunlicher Flüssigkeit. Wie Haustiere eben so sind, will auch dieses gefüttert werden. Und zwar mit schwarzem oder grünem Tee und etwas Zucker. Und dann passiert es.

Der Pilz verwandelt die Flüssigkeit durch seinen Stoffwechsel in ein Gärgetränk, das wir unter dem Namen Kombucha kennen. Nach vier bis sieben Tagen lässt sich die Erfrischung absieben und genießen.

Das Fermentieren von Tee boomt: Dem aus Asien stammenden Heilgetränk wird eine stärkende Wirkung für Darm, Verdauung und Immunsystem nachgesagt, es schmeckt charmant süß-säuerlich und hat wenig Zucker. So gesehen ist unser Kombuchapilz vielleicht doch eher ein Nutz- und doch kein Haustier. Streng genommen dürften wir nicht einmal Pilz zu ihm sagen. Das Gelee ist vielmehr eine symbiotische Lebensgemeinschaft aus Bakterien und Hefe, auf Englisch auch "symbiotic culture of bacteria and yeast", kurz Scoby genannt. Und weil Scobys so aktiv sind, pflanzen sie sich beim Fermentieren gleich auch noch fort. Bald schon schwimmt ein Scoby-Baby in unserem Glas. Wird es flügge, dann setzt man es zusammen mit 200 Milliliter aus der Ursprungsflüssigkeit in ein eigenes Glas. Wer es dort erneut mit 300 Millilitern lauwarmem Tee, 100 Gramm Zucker und einem Liter Wasser versorgt, startet den Fermentationsprozess von vorn. "Es ist ein Kreislauf, der ewig so weitergehen kann, viele kennen das vom Sauerteig", erzählt uns Alexandra Klein. Sie gibt Kombucha-Workshops und ist in Salzburg mit ihrem Blog "Kräutermadame" bekannt. Von ihrem Workshop kommt man nicht nur mit vielen Tipps, sondern auch garantiert mit einem Scoby-Baby heim. So können sich bei ihr zu Hause schon mal an die 30 Gläser Scobys sammeln. Auch deshalb, weil sie Kombucha nicht nur gerne trinkt, sondern auch in der Küche verwendet. Uns zeigt die gelernte Köchin, wie wir mit der fermentierten Flüssigkeit ein frühlingshaft frisches Erdbeer-Rhabarber-Tiramisu zubereiten.

Fürstin des Fruchttiramisus, Königin des Kombuchas: Alexandra Klein.
Fürstin des Fruchttiramisus, Königin des Kombuchas: Alexandra Klein.


Zutaten: 500 g Erdbeeren, 250 g Rhabarber, 1 TL Zucker, 1 Vanilleschote, 1 EL Butter, 70 g Zucker, 2 Eigelb, 300 g Mascarpone, 2 Blatt Gelatine, 150 g Biskotten, 125 g Kombucha, 1 EL Erdbeeren getrocknet, 1-2 Minzblätter, 2 cl Cointreau, Springform oder Ring mit Durchmesser 18 cm oder 20 cm, 1 Blatt Backpapier, Tortenplatte.

Zubereitung: Rhabarber waschen, schälen, in 2 cm dicke Scheiben schneiden. In Butter anschwitzen, mit Zucker leicht karamellisieren und mit Kombucha ablöschen. Rhabarber zwei bis drei Minuten darin dünsten, mit einem Sieb abtropfen, Flüssigkeit auffangen. Erdbeeren waschen, in dünne Scheiben schneiden, die größten davon beiseitelegen. Ring mit 7 cm breitem Backpapierstreifen auslegen. Die großen Erdbeerscheiben mit der Spitze nach oben an den Rand des Ring schlichten. Eigelb mit Zucker schaumig schlagen, nach und nach Mascarpone unterrühren, Vanillemark zugeben. Gelatine in kaltem Wasser quellen lassen, dann in Cointreau auflösen. Vorsichtig die Mascarponecreme einrühren. Restliche Erdbeerscheiben mit dem noch lauwarmen Rhabarber vermischen. Biskotten in Kombucha-Rhabarber-Flüssigkeit tauchen, am Boden kreisförmig aufgelegen, einen Klecks Mascarponecreme vorsichtig verteilen. Darüber Erdbeer-Rhabarber-Masse, Erdbeerscheiben nicht übereinander, sondern nebeneinanderlegen. Dann mit Biskotten fortsetzen und so weiter. Vier Stunden kaltstellen. Getrocknete Erdbeeren zu Pulver vermahlen, Tiramisu bestreuen, mit Erdbeeren und Minze dekorieren.