Künstler aus dem Hinterhäuser-Kosmos
Darin fällt auf: Einige Künstler aus dem Hinterhäuser-Kosmos kehren wieder: Krzysztof Warlikowski wird "Macbeth" inszenieren, mit Franz Welser-Möst am Dirigentenpult und Asmik Grigorian als Lady Macbeth. Es hieß, die Sängerin, die vor allem als Salome in Salzburg Furore gemacht hat, und der Dirigent hätten sich diese Oper und diese Partie gewünscht. Für "Falstaff" hat Markus Hinterhäuser Christoph Marthaler als Regisseur und Anna Viebrock für Bühne und Kostüme nach Salzburg gelockt, die Titelpartie wird Gerald Finley anvertraut.
Martin Kušej packt bei "Figaro" zu
Sollte Martin Kušej keine Vertragsverlängerung im Burgtheater bekommen, was angeblich noch im Dezember entschieden wird, kann er in Salzburg seine Opernkarriere fortführen: 2023 wird er Mozarts "Figaros Hochzeit" inszenieren und dabei, wie er selbst per Videoeinspielung erläutert, von Einzelkämpfern erzählen, die auf der Suche nach einem schnellen Kick seien, und eine Gesellschaft darstellen, die kalt und abweisend sei, die für Liebe und Erotik keine Zeit und keinen Ort habe.
Wie erwartet, wird Raphaël Pichon mit "Figaro" erstmals in Salzburg eine Oper dirigieren; der im Vorjahr in Aix-en-Provence mit Mozarts "Idomeneo" beeindruckt hat und im Sommer 2021 in Salzburg mit der c-Moll-Messe aufgefallen ist. Mit "Figaro" wird am 27. Juli - nach dem Auftakt mit der Ouverture spirituelle - die Salzburger Opernsaison gestartet.
Gegen die Hartherzigkeit
Mit Bohuslav Martinůs "Die griechische Passion" führt Markus Hinterhäuser in die Themen Asyl und Migration. Die Oper basiert auf jenem Roman von Nikos Kazantzakis, der übrigens auch "Alexis Sorbas" geschrieben hat, in dem es um ein griechisches Dorf in den 1920er-Jahren geht, dessen Einwohner alle sieben Jahre die Passionsgeschichte aufführen. Ein junger Hirte spielt Jesus und beginnt sich mit seiner Rolle weit über das Theaterspiel hinaus zu identifizieren, da er erkennt, wie hartherzig seine Zeitgenossen geworden sind. Er prangert dies an, setzt sich für eine Gruppe von Menschen ein, die um Asyl bitten, und wird schließlich getötet. Simon Stone, der 2019 in Salzburg Cherubinis "Médée" inszeniert hat, wird Regie führen; Maxime Pascal, der 2014 den Young Conductors Award in Salzburg gewonnen hat, wird dirigieren.
Teodor Currentzis kommt wieder, aber ohne MusicAeterna
Ein weiterer Dirigent aus dem Hinterhäuser-Kosmos wird 2023 wieder auftreten, allerdings ohne das MusicAeterna-Orchester aus St. Petersburg in Russland: Teodor Currentzis wird nur mit seinem heuer gegründeten "Utopia"-Orchester aus europäischen Musikern spielen, und zwar konzertante Aufführungen von Henry Purcells "The Indian Queen" und die c-Moll-Messe in St. Peter.
Ewiges Licht in der Ouverture spirituelle
Markant in dem von Florian Wiegand ausgefeilten Konzertprogramm ist die "Zeit mit Ligeti", wobei elf Konzerte dem ungarischen Komponisten gewidmet werden, der 2023 100. Geburtstag hätte. Die Ouverture spirituelle ab 20. Juli steht unter dem Thema "Lux aeterna" - unter anderem mit Werken von Olivier Messiaen, Derek Jarman, John Cage, György Ligeti sowie Luciano Berio; und Christian Thielemann wird Johannes Brahms' "Ein deutsches Requiem" dirigieren; Peter Sellars bringt seine szenische Interpretation der "Musikalischen Exequien" von Heinrich Schütz und einen "Sonnengesang" von Sofia Gubaidulina in die Kollegienkirche.
Eine Frau spielt "Nathan der Weise"
Schauspielchefin Bettina Hering hat für ihren letzten Sommer in Salzburg ein vielfältiges Programm zusammengestellt. Die Saison startet - nach dem "Jedermann" ab 21. Juli - mit Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise". Dafür wird Ulrich Rasche auf der Pernerinsel voraussichtlich wieder eine wuchtige, pathetische Bühnenmaschinerie in Gang setzen. Die Titelrolle des reichen Juden in Jerusalem spielt eine Frau, nämlich die deutsche Schauspielerin Judith Engel.
Michael Hanekes "Liebe (Amour)" kommt auf die Bühne
Eine Batzenidee wird als Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen realisiert: Michael Hanekes Film "Liebe (Amour)" wird von Regisseurin Karin Henkel fürs Landestheater umgemodelt. Eine Hauptrolle spielt André Jung. Damit wird auch im Schauspiel eine brisante Not thematisiert: die Einsamkeit im hohen Lebensalter, die großen, schwierigen Aufgaben für Liebende, wenn der Lebenspartner zum Pflegefall geworden ist.
Für Bertolt Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" in der Szene Salzburg holt Bettina Hering die Regisseurin Helgard Haug und das Schweizer Theater Hora nach Salzburg, in dem Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung spielen.
Die Halleinerin Mareike Fallwickl kommt zu Festspielehren: Ihr jüngster Roman "Die Wut, die bleibt" wird dramatisiert und im Landestheater uraufgeführt.
Frauen lesen "Das andere Geschlecht"
In Lesungen werden drei Briefe schreibender Paare vorgestellt: aus dem Theater Max Reinhardt und Helene Thimig, aus der Literatur Max Frisch und Ingeborg Bachmann sowie aus der Philosophie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir.
Der Französin und ihrem Werk "Das andere Geschlecht" wird auch die Marathonlesung des Sommers 2023 gewidmet, in der viele bisherige Buhlschaften und Schauspielerinnen mitwirken, die in den Vorjahren bei den Salzburger Festspielen aufgetreten sind.
Alle Infos zum Programm 2023 finden Sie auf der Website der Salzburger Festspiele.