"Kommen S' doch einfach in die NATO-Cafe teria. Die is net schön, aber dann sehn S', wie das hier ist", so schlägt Österreichs oberster Militärvertreter bei EU und NATO, Generalleutnant Günter Höfler, in kaum zu verbergendem Steirisch den Treffpunkt für ein Frühstück vor.
Doch daraus wird nichts. Am Tag nach dem Trump-Besuch ist die Kantine wegen Aufräumarbeiten geschlossen, außerdem schiebt sich noch ein dringender Morgentermin im SHAPE, dem Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa, dazwischen. Es liegt in Mons, gut eine Stunde von Brüssel entfernt. Das Frühstück rutscht in Richtung Mittag und näher zu den EU-Institutionen in die Parkside-Brasserie. Höfler redet gern und hat viel zu sagen.
Das eine oder andere Mal habe ihn seine offene Art in die Bredouille gebracht, erzählt er. Einst habe er in einem Interview Österreichs Neutralität als "sentimentales Gut" bezeichnet und vorgeschlagen, die Eurofighter vielleicht auch im Ausland einzusetzen - ein Hoppala, das ihm heute nicht mehr so passiert. Letztlich hat ihm die Politik immer verziehen, denn die Kontakte und die Erfahrung des Drei-Sterne-Generals sind nicht leicht zu ersetzen. Höfler ist einer von knapp 40 heimischen Militärs, die seit den 1950er-Jahren den US-Generalstabslehrgang in Leavenworth, Kansas, absolviert haben. Er war Leiter des Instituts für Offiziersausbildung an der Militärakademie und der erste Militärattaché beim Bündnis, als Österreich 1995 der NATO-Partnerschaft für den Frieden beigetreten ist. "Ich hab einfach aufgezeigt", sagt der gebürtige Weizer.
Zurück in Österreich, wurde er Kommandant für internationale Einsätze, 2006 Streitkräftekommandant. Was ihm als Abgänger des United States Army Command and General Staff College ein Foto in der dortigen Hall of Fame einbrachte, nicht weit von General Dwight D. Eisenhower oder Colin Powell.
Sechs Jahre später wechselte er zum Abschluss der Karriere noch einmal nach Brüssel. Ein "Big Change", wie der 64-Jährige erzählt: Dort hatte er 26.000 Leute unter sich, hier 21.
Was ihn aber viel mehr irritiert als die kleinere Befehlsstruktur,
ist das mangelnde Bewusstsein in Österreich, wie viel Einfluss ein kleines Land haben kann - wenn es die Möglichkeiten in Brüssel nutzt. Und wie rasch sich Kontakte knüpfen lassen, wenn man halbwegs gut Englisch spricht. Beides sei nach wie vor nicht selbstverständlich, sagt Höfler.
Ob die EU jemals die Verteidigungsgemeinschaft wird, die jetzt diskutiert wird? "Wir wären stark, wenn wir wollten", sagt er, aber es fehle der entscheidende politische Wille. "Wir müssen die EU weiterbringen, auch für unsere Kinder - denn was ist die Alternative?"