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Der Torbau führt zu einem verlorenen Schloss

Daniele Pabinger
Das Torgebäude bildet mit dem „alten Salzburger Spital“ ein Ensemble.
Das Torgebäude bildet mit dem „alten Salzburger Spital“ ein Ensemble.

Die alte Toranlage geht im Spitalsalltag leicht unter, sie genauer anzuschauen, dafür fehlt die Zeit oder auch der Nerv. Es lohnte sich aber, einmal ganz bewusst durch das Mülleggertor auf dem Salzburger Landeskrankenhausareal zu gehen. Seine Wächterfunktion hat es schon lang verloren, ein Prachtbau ist es geblieben. Mit seinem dunklen Ocker und den weißen Faschen um die Fenster mutet es ausgesprochen südlich an.

Nach Information des Denkmäler-Handbuchs "Dehio Salzburg" ist der Torbau ein Rest der spätmittelalterlichen Schlossanlage Müllegg der Freiherren von Grimming. Das Schloss soll sieben Türme gehabt haben und wurde Ende des 17. Jahrhunderts abgetragen, weil es angeblich baufällig war. Auf dem Gelände des Schlosses ließ Erzbischof Johann Ernst Graf Thun das St.-Johannes-Spital bauen. Die barocke Anlage mit der Kirche wurde nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach errichtet, dessen Todesjahr sich heuer zum 300. Mal jährt. Das Uniklinikum lädt mit der neuen Broschüre "Begegnungen mit Kunst" zum Flanieren auf dem Campus LKH ein.

Auf dieser historischen Stadtansicht (Ausschnitt) ist das Schloss Müllegg mit seinen sieben Türmen zu sehen. Die Radierung ist im Besitz des Salzburg Museum.
Auf dieser historischen Stadtansicht (Ausschnitt) ist das Schloss Müllegg mit seinen sieben Türmen zu sehen. Die Radierung ist im Besitz des Salzburg Museum.

Der Schlossherr brachte die Plainer Madonna nach Salzburg

Drei Gemälde hängen hoch oben auf der Ostseite des Torgebäudes, sie sind schon recht verwittert, das Bild in der Mitte stellt eine Plainer Madonna dar. Ihr Anblick führt zu einem weiteren Kapitel Geschichte des verlorenen Müllegg, zu tun hat es mit der Gründungslegende der Wallfahrt von Maria Plain: Schlossherr Rudolf von Grimming brachte das Gnadenbild mit der Muttergottes und dem Jesuskind aus dem niederbayerischen Regen nach Salzburg, verehrte es zuerst in seinem Schloss und stellte es 1652 auf dem Waldsattel des Gangsteigs zwischen Salzburg und Lengfelden auf.

Zu dieser Zeit diente das Mülleggertor längst als Stadttor an der Straße Richtung Reichenhall bzw. Tirol. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau ließ das Torgebäude um 1607 umgestalten, vielleicht fiel es deswegen später beim Spitalsbau nicht der Spitzhacke zum Opfer. Sein Wappen mit der typischen Kugel krönt denn auch das prunkvolle Westportal aus hellem Marmor. Auffällig ist der Widderkopf als (Stern-) Zeichen des Raitenauers.

Das prunkvolle Westportal des Mülleggertors.
Das prunkvolle Westportal des Mülleggertors.
Das Wappen von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau krönt das Westportal.
Das Wappen von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau krönt das Westportal.
Die drei mit Stuck eingefassten Gemälde auf der Ostseite des Mülleggertors.
Die drei mit Stuck eingefassten Gemälde auf der Ostseite des Mülleggertors.
Ein- und Durchblicke beim Mülleggertor.
Ein- und Durchblicke beim Mülleggertor.
Blick auf das alte Herzstück des Salzburger Landeskrankenhauses mit der St.-Johannes-Kirche.
Blick auf das alte Herzstück des Salzburger Landeskrankenhauses mit der St.-Johannes-Kirche.