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Eine Frau formt sich selbstbewusst ihr Leben

Daniele Pabinger
Das Werkstattzeichen von Luise Spannring.
Das Werkstattzeichen von Luise Spannring.
Das Kleinod ist am Hafnerbühel in der Salzburger Steingasse zu bewundern.
Das Kleinod ist am Hafnerbühel in der Salzburger Steingasse zu bewundern.
Das Kleinod ist am Hafnerbühel in der Salzburger Steingasse zu bewundern.
Das Kleinod ist am Hafnerbühel in der Salzburger Steingasse zu bewundern.

Ein kleines Keramikbild steht für ein Künstlerinnenleben im 20. Jahrhundert: Eine Töpferin formt in ihrer Werkstatt eine Frauenfigur, vielleicht eine Madonna. Sie trägt ein langes grünes Kleid; ein Band zähmt ihre brünetten, langen Locken. Die Gesichtszüge der Künstlerin sind fein geschnitten, im Vergleich dazu wirken die Unterarme und Hände kräftig. Hier legt eine Hand an! Ein dekorativer Rahmen schließt die Szenerie ab, in Großbuchstaben ist "Luise Spannring" zu lesen.

Die in der Steingasse 28 in die Hausmauer eingelassene Keramikfliese war das Werkstattzeichen von Luise Spannring (1894-1982). Die Salzburger Keramikerin verewigte sich darauf selbst. Von 1919-1960 arbeitete sie im ehemaligen Hofhafnerhaus am Hafnerbühel. Allerdings ist das Kleinod hier in der Biegung der Gasse leicht zu übersehen. Zudem fängt das Graffiti auf der gegenüberliegenden Tändlerei den Blick - auch mit einem Frauenmotiv.

Spannring war die Tochter des Bildhauers Hubert Spannring. Sie machte die Schule für Holz- und Steinbearbeitung in Hallein, studierte ab 1912 an der Wiener Kunstgewerbeschule und wurde dann auch Mitarbeiterin der Wiener Werkstätte.

"Luise Spannring ist sehr bekannt gewesen", sagt die Kunsthistorikerin Christa Svoboda, die im Salzburger Kulturlexikon einen Eintrag über die Keramikerin verfasste. Fast vergessen sei allerdings ihr Schaffen aus der Wiener Werkstättenzeit. Spannrings Meisterwerke sind ihrer Einschätzung nach die Lebensbaum-Krippe des Salzburg-Museums und die Weihnachtskrippe der Pfarrkirche auf dem Linzer Pöstlingberg.

Den Frauen der Wiener Werkstätte - darunter auch Luise Spannring - widmet das MAK in Wien im nächsten Jahr eine Ausstellung. Das Museum ist nach wie vor auf der Suche nach deren Geschichten sowie Bild- und Textmaterial.

Vielleicht bringt das auch Luise Spannring wieder mehr in den Fokus. Sie könnte in das Projekt "Frauenspuren" aufgenommen werden. Allein ihr Werkstattzeichen verdeutlicht, wie selbstbewusst sie ihr Künstlerinnendasein anlegte.