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Dominic Thiem gesteht Fehler ein - erstaunlich nur, welchen

Österreichs Tennisstar erklärt, warum sein nahendes Karriereende die richtige Entscheidung ist. Allerdings sei in den vergangenen Jahren nicht alles nach Wunsch verlaufen. Was er rückblickend anders machen würde, das überrascht dann aber sehr.

Christian Mortsch
Was Dominic Thiem denkt und plant.
Was Dominic Thiem denkt und plant.

Dominic Thiem ist mit sich und seiner Entscheidung, die Karriere am Saisonende zu beenden, völlig im Reinen. Über die Gründe für seinen Rücktritt, warum er ein Comeback ausschließt und über sein neues Betätigungsfeld sprach der 30-Jährige in einem ORF-Interview. "Für mich fühlt sich die Entscheidung sehr, sehr endgültig an. Ich kann es mir nicht vorstellen", sagt der ehemalige langjährige Top-10-Spieler über eine mögliche spätere Rückkehr in den Tennissport.

Handgelenk und Energiereserven spielen offenbar nicht mehr mit

Das mit den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle beginnende Ende seiner Laufbahn sei einerseits auf die im Juni 2021 erlittene Handgelenksverletzung zurückzuführen. "Es war nie wieder so wie vor der Verletzung. Ich hatte das Gefühl, dass meine Technik seither filigran ist." Thiem ist sich zwar bewusst, dass 30 Jahre "noch kein hohes Tennis-Alter" sind. "Persönlich fühle ich mich aber älter und reif, dass ich das Kapitel abschließe. Ich sehe es wirklich nicht so, dass es zu früh ist oder noch was kommen hätte können", will er auch nicht möglichen weiteren Erfolgen nachtrauern. Durchaus verständlich, gehörte er als ehemalige Nummer drei der Welt und Grand-Slam-Sieger in der Ära von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic doch zum Anführer der wenigen ernsthaften Herausforderer einer neuen Generation.

Frühere Rückkehr zur Familie

Umso überraschender erscheint daher die Analyse, warum es - neben offenbar unüberwindbaren und limitierenden Handgelenksproblemen - in den vergangenen Jahren nicht mehr für die Weltspitze gereicht habe. Bis 2019 unter seinem "Macher" Günter Bresnik war es stetig bergauf gegangen, 2020 folgte der US-Open-Triumph. Auf die Frage, ob er rückblickend sein Umfeld betreffend etwas anders gemacht hätte, antwortete Thiem: "Ich würde im Nachhinein jetzt gleich zur Familie wechseln, die vielen Trennungen dazwischen waren unnötig."

Das ist dahingehend erstaunlich, als Experten und (ehemalige) Weggefährten unisono die Vermischung zwischen Beruf und Familie als Hauptgrund für Thiems sportliche Talfahrt und teils fragwürdige Außendarstellung sehen. Das will Thiem nicht so stehen lassen: "Es hat gut funktioniert, und wird nur bekrittelt, weil ich nicht gut genug spiele oder nicht genug Erfolge habe. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Der einzige Grund, warum die sportlichen Leistungen nicht passen, liegt bei mir", stellt sich Thiem vor sein Betreuerteam mit Trainer-Vater Wolfgang und Manager-Bruder Moritz.

Umwelt und Fußball sind Thiems Zukunft

Was macht Dominic Thiem nun ab Spätherbst 2024? Einerseits wird er sich verstärkt den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit widmen und hat in diesem Zusammenhang auch schon ein Projekt auf Schiene gebracht. Andererseits will sich Thiem verstärkt seiner großen Leidenschaft widmen und dabei Fußball und Nachhaltigkeit verbinden: "Fußball ist mir eine Herzensangelegenheit. Es gibt den Traum, einen Verein zu gründen, damit Kinder und Jugendliche viel Sport betreiben."