Das Finale in Winston-Salem steigt am Samstag, der Sieger steht aber trotz seinem Zweitrunden-Aus gegen Hubert Hurkacz bereits fest. Lee Duck Hee hatte zuvor für den ersten Sieg eines Gehörlosen auf der ATP-Tour gesorgt - und damit eine Flut an Respektsbekundungen unter seinen Kollegen ausgelöst. Keiner kann sich vorstellen nur annähernd auf diesem Niveau zu spielen, wenn er nichts hören würde. Das war die allgemeine Reaktion der Profis. Einzig der schwerhörige Yannick Hanfmann kann Lees Leistung nachvollziehen. "Ich sehe es nicht nur als Nachteil, weil ich nicht alles hören muss, was so geredet wird", sagt der Deutsche mit einem Augenzwinkern.
Dennoch ist der Klang zur Einschätzung von Geschwindigkeit und Drall des Balls wesentlich. "Wenn ich mit Kopfhörern spielen müsste, wäre es unglaublich schwierig, das Tempo einzuschätzen", sagt etwa Andy Murray. "Das ist eine fast unglaubliche Leistung von Lee", sagt Dominic Thiem. Der muss nach seinem viralen Infekt weiter leiser treten und wartet am Donnerstag (18 Uhr MESZ) gespannt auf die Auslosung für die US Open, wo mit Julia Grabher Österreichs letzter Beitrag der Qualifikation ausschied. Auch Lee wird man in New York nicht sehen. Noch nicht, wenn es nach dem 21-jährigen Südkoreaner geht: "Ich will der Beste werden. Das ist mein Traum und meine Botschaft an alle Gehörlosen."
Lee ist seit der Geburt gehörlos. Sport zu betreiben war für ihn mit Unterstützung seiner Eltern immer "die beste Möglichkeit in der normalen Gesellschaft Fuß zu fassen", erzählt Lee dem Tennis Channel. Mit Lippenlesen meistert er seinen Alltag. Englisch spricht er nicht, weshalb ihm seine Freundin stets zur Seite steht und auf der Tennistour als Übersetzerin fungiert. Aber sonst, das betont Lee, wolle er nicht anders behandelt werden.