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Die Eurofamilie bekommt Zuwachs

Die Tage des Litas sind gezählt. Litauen wird mit 1. Jänner Mitglied der Währungsgemeinschaft. Dann wird lang Pause sein.

Stephanie Pack-Homolka

Mit Litauen gehören ab 1. Jänner alle drei baltischen Länder der Eurozone an, insgesamt sind es 19 Staaten. Für Litauen war der Bescheid von EU-Kommission und Eurogruppe ein Meilenstein. Es war bereits der zweite Anlauf für den baltischen Staat, der den Euro schon 2007 übernehmen wollte. Damals scheiterte Litauen an der zu hohen Inflation. Nach einem harten Sparkurs erfüllt das Land nun alle Kriterien. Die Teilnahme am Euro steht für Litauen aber nicht nur für wirtschaftliche Stabilität, sondern auch für eine tiefere europäische Integration. Die ist angesichts des angespannten Verhältnisses zu Russland für die ehemalige Sowjetrepublik erstrebenswert.

In der Bevölkerung gibt es dennoch keine ungetrübte Freude über die Einführung der europäischen Währung. Viele der drei Millionen Litauer befürchten eine Teuerungswelle durch den Euro. Außerdem gilt der Litas vielen als Symbol für die Unabhängigkeit des Landes. Laut einer Eurobarometer-Umfrage waren im September 49 Prozent der Litauer gegen den Wechsel der Währung.

Skeptisch sind auch die kommenden Euroanwärter. Der Andrang in die Währungsgemeinschaft wird sich nach dem Beitritt Litauens wohl in Grenzen halten. Grundsätzlich sind zwar alle EU-Staaten verpflichtet, dem Euro beizutreten, sobald sie die Kriterien dafür erfüllen; viele Länder sind aber nicht bereit.

Die Briten und die Dänen haben sich das Recht, der Eurozone nicht beizutreten, vertraglich abgesichert. Eine Abkehr von diesem Weg ist in beiden Fällen nicht zu erwarten. Alle anderen Kandidaten erfüllen die Kriterien noch nicht - zum Teil sogar absichtlich.

Bewertet werden der Schuldenstand des Landes, das Niveau der langfristigen Zinsen, die Inflationsrate und die Teilnahme und Einhaltung des Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems. Weil sie daran schlichtweg nicht teilnehmen, vermeiden die Schweden derzeit einen Beitritt zur Eurozone. Alle anderen Kriterien würden sie erfüllen.

In mehreren östlichen Mitgliedsstaaten ist von einem Beitritt überhaupt noch keine Rede, weil sie die Kriterien nicht erfüllen. Das gilt für Tschechien, Ungarn und Kroatien, aber auch für Polen und vor allem für Bulgarien. Einzig Rumänien zeigt Ambitionen für einen baldigen Beitritt zur Währungsunion. Die Regierung hat als Zieldatum 2019 genannt. Nichtsdestotrotz sinkt auch in der rumänischen Bevölkerung die Zustimmung dafür kontinuierlich.

Wer die Sets von Euromünzen aus unterschiedlichen Ländern sammelt, sollte sich über den Beitritt Litauens am 1. Jänner daher ganz besonders freuen. In absehbarer Zeit wird es nach Litauen keinen Zuwachs in der Eurofamilie geben - und auch keine neuen Münzen.