SN.AT / Kolumne / Teufelsküche / Teufelsküche

Von Rohfleischessern, Mostschädeln und Stierwaschern

Wir lieben indigene Völker. Sie haben Humor. Begleiten Sie uns auf eine Reise durch das Land der kulinarischen Schimpfnamen.

Peter Gnaiger

Diese Woche erhielt die Teufelsküche eine Depesche aus Berlin. Eine freundliche Dame die für die Organisation International Survival tätig ist, äußerte darin ihre Freude, dass wir in der Rubrik "Mitgekocht" am Samstag ein vegetarisches Gericht der Navajo vor den Vorhang holten. Dieser indigene Stamm erhielt seinen Namen von den Hopi. In deren Sprache heißt navajo "Ackerbauer". Die Navajo selbst nennen sich Diné. Was "Mensch" oder "Volk" bedeutet. Die Dame erwähnte auch, dass es rassistisch sei, das Wort "Indianer" zu verwenden. Das war uns bekannt. Weshalb wir es in der Geschichte auch nicht benutzten. Okay. Jetzt haben wir in der Teufelsküche zwei mal "Indianer" geschrieben. Aber nur weil wir eine politisch korrekte Organisation zitiert haben, die es uns - warum auch immer - aufgedrängt hat.

Natürlich regen solche "Blitzbriefe" (so werden Emails im jiddischen genannt) zum Nachdenken an. Indigene Völker sind ja sprachlich untereinander auch nicht unbedingt politisch korrekt miteinander umgegangen. Es heißt, der Name Eskimo bedeute "Rohfleischesser". Vergeben wurde er von einem benachbarten indigenen Volk. Die Eskimo genannten Menschen wollten deshalb Inuit genannt werden. Das war eine gute Idee. Denn Inuit heißt "Mensch". Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge heißt Eskimo jetzt aber doch nur "Schneeschuhflechter". Klarer ist die Sache bei den Komantschen. Die haben ihren Namen von den Utah-Indianern. Bei den Utah heißt komántcia "Feind". Die Komantschen nennen sich selbst Nemene, was "Menschen" bedeutet. Auch Apachu heißt in der Sprache der Hopi Feind. Jetzt wissen wir auch, wie die Apachen zu ihrem Namen gekommen sind. Selbst nennen sich die Apachen Diné. Das heißt - richtig geraten - "Menschen". Schoschonen heißt übersetzt "Die, die zu Fuß gehen". Sie wurden von ihrem Nachbarstamm gering geschätzt, weil dieser schon Pferde hatte. Die Schoschonen aber nicht. Sie sehen: Indigene Stämme hatten Humor und wenig Gespür für political correctness. In Europa ist es ähnlich. Da sind die Schimpfnamen und Neckereien zumeist kulinarischen Ursprungs. Die Engländer nennen die Deutschen "Krauts", die Franzosen die Engländer "Biftek" und die Engländer die Franzosen "Frogs". Da hatten die Franzosen Glück. Sie könnten auch "Snails", also Schnecken, genannt werden. Dann gibt es noch "Spaghettis" und "Kümmeltürken". Am Samstag lesen Sie in "Mitgekocht" übrigens wie ein Schweinsbraten nach Art der Chiricahua-Apachen gekocht wird. Die haben ihren Namen von den Opata. Er bedeutet "Berg der wilden Truthühner".

Diese Zeilen hat übrigens ein Mostschädel geschrieben. Und zwar einer, der Stierwascher sehr gut leiden kann.

KOMMENTARE (0)