Als der Krampus vor ihm steht, ist der vorlaute Bub plötzlich schmähstad. Zuerst hat er geprahlt: Er sei "net feig, wånn i eahm auf 's Schwanzl steig" und "bei jed'm Ruatenschwung, zoag i eahm die Zung". Als der finstere Gesell mit Schwanz und Rute vor ihm steht, ist's aus mit dem Zungezeigen. Da fleht er kleinlaut: "Nimm mi bloß net mit!"
Kramperl-Lied: "Håb Herr Krampus nur oa Bitt'!"
Dieses Kramperl-Lied legt die Präsidentin des Salzburger Volksliedwerks, Roswitha Meikl, den SN-Lesern ans Herz - oder besser: an Lippen und Stimmbänder. Da in der Pandemie kein gemeinsames Singen unter dem Motto "Kommt, singt mit!" im SN-Saal möglich ist, soll es heißen: "Kommt, singt!" Dazu ermuntern "Salzburger Nachrichten" und Volksliedwerk an zwei Tagen, an denen seit je all jene gern beinandersitzen, die das auch zur Corona-Zeit dürfen, weil sie in gemeinsamem Haushalt leben. Und wer allein singt, könnte die eine oder andere Kindheitserinnerung wecken.
Hier finden Sie den Liedtext samt Noten für das Kramperl-Lied.

Das Kramperl-Lied singt im feinsten Hallwangerisch die Hallwangerin Waltraud Stögner. Diese hochmusikalische Mitarbeiterin im Volksliedwerk, die sich dafür selber auf der Harfe begleitet, hat es vor ein paar Jahren mit den Musikantinnen ihrer Mitanånd Musi aufgestöbert: Diese fleißig musizierende Gruppe "saugt auf, was umadum passiert", schildert Archivleiter Wolfgang Dreier-Andres. Seit langem habe die Mitanånd Musi dieses Lied gesungen und gespielt; woher es komme, habe man lange nicht gewusst. Er habe in der Woche vor der Publikation in den SN extra eine Anfrage an AKM und Volksliedkenner in Österreich, Bayern und Südtirol geschickt - keine Antwort über einen Liedschreiber. Nun konnte die Liedschreiberin im Zuge dieser Liedaktion ausfindig gemacht werden.
Autorin des Kramperl-Liedes gefunden
Angelika Fürthauer aus Steinbach am Attersee, seit Jahren - wie sie sagt - vor allem wegen der Kulturseiten begeisterte SN-Leserin, hat am vorigen Wochenende ihren Augen nicht getraut: Da stand ihr Lied in der Zeitung! Ihr Neffe Daniel, damals , 1998, neun Jahre alt und "ein richtiger Lausbub", habe über den Krampus "große Sprüche von sich gegeben". Aber "als die Kette gerasselt hat, ist er immer kleiner geworden ist und hat sich hinterm Ofen versteckt". Aus diesem "hautnahen Erleben" habe sie den Text geschrieben. Daniel habe "die Melodie gebastelt und auf der Steirischen gespielt." Angelika Fürthauer sagt: "Ich freu mich, wenn meine Texte auf Reisen gehen!"

Nikolaus-Lied: Gesungen von Kindern aus Bischofshofen
Für das Nikolaus-Lied hat Roswitha Meikl ein Lied gewählt, das viele Salzburger so gut kennen, dass es vermeintlich seit je da gewesen ist. Tatsächlich stammen Text und Weise von Wastl Fanderl. Als dessen damals kleine Tochter Monika es vor rund 70 Jahren für den Rundfunk gesungen habe, sei es populär geworden, erzählt Roswitha Meikl. Im Land Salzburg sei es lange das einzige von Kindern gesungene Nikolaus-Lied gewesen. Das Volksliedwerk habe es über "Liederblätter" in Schulen und Kindergärten verbreitet. "Jetzt ist es als Volkslied angenommen. Es sängen viele Kinder und schon viele Erwachsene, die es als Kinder gelernt hätten. Die Aufnahme zum Mitsingen ist aus 2003: von derweil erwachsenen Kindern der Volksschule Bischofshofen, geleitet von Martina Mayr.
Hier finden Sie den Liedtext samt Noten für das Nikolaus-Lied.

