Nach eigenen Angaben hat sie den schönsten Beruf der Welt. Obwohl sie am Wochenende arbeiten muss. Sylvia Nußbaumer ist Standesbeamtin. Seit 2020 leitet sie das Standesamt in Mattsee und hat in ihrer Amtsausübung immer mit glücklichen Menschen zu tun. Fast 200 Paare schließen pro Jahr in dem idyllischen Ort den Bund fürs Leben. "Bei uns ist die standesamtliche Trauung nicht nur ein formeller Akt", erklärt Nußbaumer. "Wir nehmen uns für jedes Paar Zeit, um eine persönlich abgestimmte Zeremonie zu ermöglichen." Das fängt mit einem ausführlichen Vorgespräch an. Auf Wunsch bindet die Standesbeamtin die persönliche Liebesgeschichte in ihre Ansprache ein. Auch Rituale wie das Anzünden der Hochzeitskerze, das Begleiten der Braut durch den Brautvater sowie eine eigene musikalische Gestaltung können Teil der Trauung sein. "Die standesamtliche Trauung gewinnt immer mehr an Wert", sagt die Beamtin. "Viele Paare wollen eine kirchliche Trauung erst später feiern oder lassen sie ganz ausfallen."
Die beliebtesten Monate zum Heiraten sind Mai und Juni. "Immer mehr Paare möchten aber im Winter heiraten. Grund sind die stimmungsvollen Motive für Hochzeitsbilder, wenn unsere schöne Umgebung schneebedeckt und märchenhaft ist." Oft wünschen sich die Brautleute einen bestimmten Tag für ihre Hochzeit. Denn ein einprägsames Datum minimiert das Risiko, im Laufe der Ehe den Hochzeitstag zu vergessen. "Besonders gefragt sind heuer der 20. 04. 24 und der 24. 08. 24", so Nußbaumer.
Freie Trauungen
Aber ist Heiraten überhaupt noch zeitgemäß? "Auf jeden Fall", beteuert die Standesbeamtin. Die junge Generation traue sich wieder vermehrt, den Bund fürs Leben einzugehen. Der Großteil der Eheschließenden seien aber Menschen, die zum zweiten Mal heiraten. Diese Tatsache und auch, dass gleichgeschlechtliche Paare, Menschen mit unterschiedlicher oder ohne Religionszugehörigkeit heiraten, ist ein Grund dafür, dass freie Trauungen als Alternative zur kirchlichen Zeremonie im Trend liegen.
"Jeder hat das Recht auf eine schöne Zeremonie und darauf, die Liebe zu feiern", ist Brigitte Böck überzeugt. Sie arbeitet im Sozialbereich, ist Musikerin und nebenberuflich freie Rednerin. "Man heiratet nicht für andere, sondern weil man sich dazu entschließt, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Deshalb stehen bei einer freien Trauung das Brautpaar und seine Vorstellungen von Ort und Ablauf der Hochzeit im Mittelpunkt." Jede freie Trauung ist anders. Es gibt kein Ablaufprotokoll. Die Hochzeitsgesellschaft darf an den symbolischen Handlungen aktiv teilhaben. "Findet die Feier im Garten des Paares statt, kann ein Baum gepflanzt werden und jeder Gast bringt dafür eigene Pflanzenerde mit."
Inzwischen sind immer mehr Geistliche für Trauungen offen, bei denen eine freie Rede eingebaut werden kann. Eine Kombination von standesamtlicher und freier Trauung ist dann denkbar, wenn die Hochzeit an den von der Gemeinde bestimmten Trauungsorten stattfindet und das für eine rechtsgültige Ehe erforderliche, gesprochene Jawort von der Standesbeamtin oder dem Standesbeamten eingefordert wird.
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