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Für die Hochzeitslader beginnt bald die Hochsaison

26 aktive Hochzeitslader gibt es im Pongau. Ihre Vereinigung will als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden. Die PN haben mit Manfred Steger aus Altenmarkt über die schönen Seiten dieser alten Tradition gesprochen.

Manfred Steger aus Altenmarkt ist Perchtenhauptmann, Spieß bei den örtlichen Schützen und seit eineinhalb Jahren zudem einer von 26 aktiven Hochzeitsladern im Bezirk.
Manfred Steger aus Altenmarkt ist Perchtenhauptmann, Spieß bei den örtlichen Schützen und seit eineinhalb Jahren zudem einer von 26 aktiven Hochzeitsladern im Bezirk.

Manfred Steger setzt sich als Hauptmann der örtlichen Perchtengruppe und Spieß sowie stellvertretender Hauptmann bei den Struckerschützen für die Brauchtumspflege in Altenmarkt ein. Seit eineinhalb Jahren ist der 36-Jährige zudem als Hochzeitslader unterwegs und tanzt damit auch im wahrsten Sinne des Wortes auf vielen Hochzeiten.

Seinen ersten, damals noch inoffiziellen Einsatz als Hochzeitslader hatte Steger bei der Eheschließung eines befreundeten Paares in Kuchl. "Die haben mir das zugetraut, weil ich gut reden kann und Erfahrung in der Organisationsarbeit habe. So bin ich da reingerutscht", erinnert sich Steger. Über Felix Bergmann habe er dann den Kontakt zu den Hochzeitsladern im Innergebirg hergestellt, wo man sich über die junge Verstärkung gefreut habe.

Mit viel Schmäh durch den Hochzeitstag

Lange hat es bei Stegers erster Hochzeit nicht gedauert, bis ihm der erste kleine Fauxpas passiert ist: "Gleich bei der Begrüßung habe ich mich selbst als Brautführer anstatt als Hochzeitslader bezeichnet", erzählt der Altenmarkter schmunzelnd. "Mit der nötigen Portion Humor kann man das dann schon als absichtlichen Scherz verkaufen", ergänzt er mit einem Augenzwinkern. "Ein guter Schmäh" sei ohnehin eine der wichtigsten Eigenschaften für einen Hochzeitslader. "Man muss die Gäste ja den ganzen Tag über in halbwegs geordnete Bahnen lenken. Mit einem guten Spruch auf den Lippen ist das einfacher."

"Eventmanager für einen Tag"

Die Rolle des Hochzeitsladers bezeichnet Steger als "Eventmanager für einen Tag". Die Abstimmung mit dem Pfarrer und dem Wirt sei ebenso wichtig wie gute Vorgespräche mit den Brautleuten. "Das Wichtigste ist, dass der Tag der Eheschließung dann ohne jeden Druck für Braut und Bräutigam über die Bühne gehen kann", betont der Altenmarkter. Als Hochzeitslader müsse man dafür immer die Zeit im Auge behalten - freilich mit dem nötigen Augenmaß: "Das Brautstehlen muss so lang dauern, dass es für alle eine Gaudi ist, darf aber gleichzeitig nicht übermäßig ausarten."

Der Stock des Hochzeitsladers ist begehrt

Steger selbst bleibt als Hochzeitslader übrigens nüchtern. Das sei auch wichtig, damit sein zentrales Arbeitsgerät, der Hochzeitsladerstock, nicht abhandenkommt. "Der ist gerade bei den Männern mindestens so begehrt wie der Brautstrauß", erklärt er. Sollte der Stock erfolgreich gestohlen werden, wird es für den Hochzeitslader nämlich teuer: "Den müsste ich dann gegen einige Liter Wein oder Bier auslösen." In der bevorstehenden Saison warten auf den Hochzeitslader aus Altenmarkt sechs Einsätze. Die Nachfrage wäre größer. "Acht Anfragen habe ich abgelehnt." Für jede Hochzeit muss Steger den ganzen Samstag und zusätzlich die Zeit für die Vorgespräche einplanen. Warum tut er sich diese Aufgabe, zusätzlich zu seinen anderen Ehrenämtern, also an? "Es ist einfach schön, wenn man mit den Brautleuten einen gelungenen Hochzeitstag auf die Beine stellt. Ein Schulterklopfen und ein ehrlich gemeintes ,Dankeschön' am Ende des Tages sind die schönste Bestätigung für meinen Einsatz", sagt Steger.

Hans Strobl ist der Referent für Hochzeitslader im Innergebirg.
Hans Strobl ist der Referent für Hochzeitslader im Innergebirg.

Pongauer sind weiterhin heiratsfreudig

Aktuell gibt es im Pongau 36 Hochzeitslader, 26 davon sind noch aktiv, der Rest ist wegen hohen Alters nicht mehr im Einsatz. Vorläufigen Daten der Statistik Austria zufolge gab es im Bezirk im vergangenen Jahr 404 Eheschließungen. Sogar in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zeigten sich die Pongauer mit 401 bzw. 396 Eheschließungen sehr heiratsfreudig.

Brauchtum in den 1970ern wiederbelebt

Das Brauchtum der Hochzeitslader geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Als es noch keine Post gab, war der Hochzeitslader tatsächlich noch dafür verantwortlich, die Gäste zum Fest einzuladen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Brauch fast in Vergessenheit geraten. Seit den späten 1970ern erlebt die Tradition wieder eine Renaissance. Die Vereinigungen der Hochzeitslader im Innergebirg und im Außergebirg hatten zuletzt bekannt gegeben, sich für die Anerkennung ihres Brauchtums als immaterielles Kulturerbe bei der UNESCO starkmachen zu wollen.

Auch Manfred Steger liegt die Aufrechterhaltung dieser Tradition am Herzen: "Ich freue mich, wenn sich wieder mehr Leute für die Ausübung solcher freiwilligen Ämter entscheiden. Letztlich ist das nämlich nicht nur Arbeit, sondern eine wirklich schöne Aufgabe mit Mehrwert für mich persönlich und für die Brautleute", bilanziert er.

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