Um zu wissen, ob seine Bienen frischen Nektar einsammeln, braucht Daniel Pfeifenberger die Bienenkästen nicht erst zu öffnen. Der Imkermeister merkt schon am Geruch, der um die Völker herum in der Luft liegt, wie gut die Waben gefüllt werden.
Mitte Mai duftet es bei seinen Bienen intensiv. Es ist ein guter Tag für den Honig: Die Sonne scheint, es hat 25 Grad Celsius und die Kirsch- und Zwetschkenbäume blühen. Das ist wichtig, denn obwohl viele Pflanzen in den herrlichsten Farben leuchten, sind sie nicht alle ein Angebot für Bienen. Es sind besonders die Obstbäume und die Beerensträucher, von denen die Bienen Nektar sammeln.
15 Tage im Jahr gibt es Honig
Bei einem Tag wie diesem spricht Pfeifenberger von einem "Nektartag". Zwei bis drei Kilogramm Nektar sammelt ein Bienenvolk an so einem Tag. Das hört sich zunächst nach viel an. Im Jahr gibt es jedoch nur 15 bis 18 Nektartage, also Tage, an denen die Bienen einen Überschuss an Honig aufbauen können. An den restlichen Tagen brauchen sie ihn zur Eigenversorgung.
"Diese Perfektion ist der Grund, warum mich Bienen so faszinieren." Daniel Pfeifenberger, Imker
Pfeifenberger öffnet einen seiner Kästen, die in seiner Bioimkerei Bienenlieb in Salzburg aufgebaut sind. Durch den Rauch, den er aus einem Smoker auf die Waben bläst, beruhigt er die Bienen. Wenn er mit Bienen arbeitet, muss er sich in einer ausgeglichenen Stimmung befinden. "Bin ich ruhig, sind es die Bienen auch." Ein stressiger Tag im Büro überträgt sich leicht auf die Bienen, die sensibel auf Stress und Gerüche reagieren. Die Gefahr, gestochen zu werden, steigt dann. Pfeifenberger hebt die Rahmen aus den Kästen, Hunderte Bienen bauen an ihren Waben. Die sechseckigen Zellen ähneln einander bis auf einen Zehntelmillimeter genau und sind in höchster Präzision aneinandergereiht. "Das ist ein Grund, warum mich die Bienen so faszinieren, dieses komplexe System, die Art, wie alles zusammenspielt, und wie die Natur die ganzen Vorgänge definiert und regelt und für alles eine perfekte Lösung vorgesehen hat."
Bruchteil des Honigs bleibt
Geerntet wird der Honig im Juni und Juli. Bis dahin hat ein Bienenvolk 200 Kilogramm Nektar gesammelt. Dem Imker bleibt davon nur ein Bruchteil: 15 Kilogramm verwendet ein biologischer Betrieb im Schnitt. Das Prinzip der ökologischen Imkerei sei es, nur den Überschuss zu verwenden. "Die Bienen produzieren den Honig, weil er für sie der wertvollste Vorrat für den Winter ist", sagt Pfeifenberger. Zucker könne den Honig nicht ersetzen.

Pfeifenberger legt die Wabe wieder in die Kiste. Dann passiert es doch, eine Biene sticht ihn in den Finger. Der Imker reagiert gelassen und wischt die Biene weg. An das Gestochen-Werden habe er sich gewöhnt, den Schmerz spüre er zwar, aber eine Schwellung trete nicht mehr auf.

Wäre schon Erntezeit, brächte er die vollen Rahmen jetzt in die Verarbeitungsräume der Imkerei. Dort werden die Waben aus den Rahmen geschnitten und in eine Honigpresse gegeben. Im Gegensatz zum Schleudern ist das Pressen ein schonenderes Verfahren, weil es langsamer abläuft. Dadurch kommen auch Blütenpollen mit in den Honig, ein positiver Aspekt für die Gesundheit. Abstriche müssen dennoch in Kauf genommen werden: Die leeren Honigwaben können von den Bienen nicht wiederverwendet werden, außerdem fällt die Ernte um 20 Prozent geringer aus als beim Schleudern.
Meistgefälschtes Produkt
Daniel Pfeifenbergers Honig hat seinen Preis. 13,50 Euro kostet ein Glas Honig aus seiner Bioimkerei. Generell werde der Ertrag bei der Honigernte eher weniger als mehr. Das Nahrungsangebot für Bienen gehe zurück. Das liege an der zurückgehenden Artenvielfalt, den Rasenrobotern und Bienenkrankheiten. Verglichen mit den Supermarktpreisen liegt Pfeifenberger weit über dem Durchschnitt. "Honig ist über Jahrzehnte eines der meistgefälschten Produkte." Leicht könne man ihn mit Zuckersirup strecken. Der Verbraucher, der nur Industriehonig gewöhnt sei, merke das oft nicht. Dabei könne man reinen, unbehandelten Honig durchaus erkennen. Bei gutem Honig und geschulter Nase schmecke man sogar, ob die Bienen von Marillen oder von Kastanienblüten gesammelt hätten. Unverfälschter, frischer Honig habe mehrere Geschmacksstufen. An der Zungenspitze schmecke er anders als am Gaumen. "Industriell gefertigter Honig schmeckt einfach nur süß."