Tina G. will Tischlerin werden. Mit ihren 37 Jahren ist die Salzburgerin nicht mehr im ganz klassischen Lehrlingsalter. An einem Samstagabend sitzt sie mit ihren Freundinnen und Freunden beisammen und eröffnet ihnen ihren Plan. Was folgt, ist großes Staunen - und anerkennendes Nicken. Dass sie aus der Verkaufsbranche zu einem handwerklichen Beruf wechseln möchte, leuchtet ein. "Mit dem Gedanken habe ich immer wieder gespielt. Und jetzt ist es Zeit, meinen Wunsch umzusetzen", sagt sie. Angepackt habe sie immer schon gern und dass sie vom - was die Einrichtung betrifft - gemütlichen Büro in die Werkstatt und damit in einen körperlich fordernden Job wechselt, ist G., die ihren Namen nicht in der Zeitung genannt wissen will (das Kündigen beim aktuellen Arbeitgeber steht gerade an), bewusst. "Das gehört zu meinem Traumjob dazu und ich freu mich drauf", erklärt sie mit einem Lächeln.
Beratung für alle Frauen
Für Entschlossene - aber auch für Suchende - ist Andrea Kirchtag mit ihrem Team von Frau und Arbeit da. An acht Standorten im Bundesland Salzburg (drei Mal in der Landeshauptstadt, dazu in Neumarkt, Hallein, Bischofshofen, Zell am See und Tamsweg) wird weitergebildet, beraten, zugehört. "Wir unterstützen in der beruflichen Entwicklung, damit Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen und ihre Existenz durch eigenständige Erwerbsarbeit sichern können", bringt Kirchtag auf den Punkt, was Frau und Arbeit bietet und leistet.
Mit den Programmen, vor Ort und online, haben die Expertinnen aber nicht nur Berufseinsteigerinnen im Blick, sondern auch Umsteigerinnen oder Pensionistinnen, die im Ruhestand weiterarbeiten wollen. Oder müssen, aus finanziellen Gründen. "Über alle Lebensphasen hinweg gesehen decken wir vieles ab, was Wünsche zur Weiterentwicklung betrifft", sagt Andrea Kirchtag und spricht dabei die Einzelberatung an, wenn Frauen beispielsweise auf Arbeitssuche sind oder auf dem Weg in die berufliche Selbstständigkeit. Junge Frauen, Frauen mit Zuwanderungsgeschichte, Alleinerzieherinnen, Frauen in der Technik: Frau und Arbeit hat für viele Bedürfnisse und auf viele Fragen eine Antwort in Form von Gesprächen oder Weiterbildungen parat.
Als Tina G. sich mit ihrem Wunsch von der Lehre zur Tischlerin sicher war, besuchte sie Frau und Arbeit, um sich über die nächsten Schritte klar zu werden. Förderprogramme, Chancen für Frauen mit Berufserfahrung? Aus dem Termin in der Salzburger Sterneckstraße konnte sich die 37-Jährige jede Menge Nützliches mitnehmen. Bezahlen musste sie für die Beratung nicht. Kirchtag: "Wir sind öffentlich gefördert, die Angebote unseres multikompetenten Teams sind kostenlos."
Training für den Selbstwert
Die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt ist es, die Andrea Kirchtag antreibt. Die Fakten sind bekannt, Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Branchen ("Eine Friseurin verdient eben nicht so viel wie eine Mechatronikerin!"), verdienen weniger Geld, übernehmen daheim die unbezahlte Care-Arbeit weitestgehend allein. "Frauen haben brüchigere Erwerbsbiografien. Deshalb geht es mir darum, Frauen in allen Lebensphasen zu stärken", sagt die Geschäftsführerin. "Sie sollen ihr Potenzial erkennen können, sich weiterentwickeln und Gelerntes entsprechend nutzen - etwa in Gehaltsverhandlungen." Warum Frau und Arbeit nicht auch Männer berät? Die Antwort liegt für die Expertin auf der Hand: "Sie brauchen einen Raum, in dem sie über ihre Themen sprechen können. Daher gibt es bei uns reine Frauengruppen. In diesen sind unsere Kundinnen mit den Expertinnen im Austausch. Und auch mit anderen Frauen tauschen sie sich aus und entwickeln gemeinsam eine gute Perspektive", lautet der Erfahrungsbericht. Ob in der persönlichen Beratung, in Workshops mit weiteren Teilnehmerinnen, ob vor Ort oder online, besonders viele Rückmeldungen weisen für Kirchtag darauf hin, dass es ihrem Team gelingt, einen Raum zu öffnen, in dem Frauen ihre Fragen stellen und ihren Selbstwert stärken können; nicht nur beruflich, auch privat wirke die Unterstützung oft persönlichkeitsstärkend. "Keine Frau soll ihr Licht unter den Scheffel stellen", lautet dabei die Devise.
Wer einen Blick auf die Webseite www.frau-und-arbeit.at wirft, findet nicht nur Angebote, zu denen Frauen ein Mal hin- und dann mit geballtem Wissen wieder nach Hause gehen. Ganze Lehrgänge zu belegen ist ebenfalls möglich. Wer mit Handy und Laptop nicht wahnsinnig firm ist, kann bei "Digifit" jede Menge über Sicherheit und Datenschutz, Kommunikation und Social Media sowie Behördenwege und Bezahlsysteme lernen. Apropos bezahlen: Bei Frau und Geld gibt es Finanzbildung - Haushaltsbuch, Money Mindset, Arbeit, Recht und digitales Geld inklusive. Der EPU-Lehrgang richtet sich an Unternehmerinnen, die als Einzelkämpferinnen in der Geschäftswelt unterwegs sind, und liefert Know-how zu Marketing, Netzwerken oder Zukunftsstrategien. Selbstständige werden zudem auf www.die-unternehmerinnen.info fündig; nebst Onlineberatung für Gründerinnen geht es um das Netzwerken, das erfolgreiche Verkaufen oder die korrekte Rechnungslegung.
Tina G. ist auf ihrem Weg zur Tischlerin wohl nicht das letzte Mal bei Frau und Arbeit gewesen. Für sie steht fest: "Wenn es um Strategie und Insider-Tipps geht, brauche ich Frauen, die mich unterstützen, fördern und fordern."