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Finanzbildung: 5 Bausteine für finanzielles Wohlbefinden

Wie optimiert man sein monetäres Wohlbefinden anhand weniger Bausteine? Eines vorweg: "Geldtipps" sind nicht alles.

Mit „besseren“ Sorgen um Geld weiter kommen.
Mit „besseren“ Sorgen um Geld weiter kommen.

Das neue Jahr steht an: Viele nutzen diesen Übergang, um sich über das eigene Leben Gedanken zu machen - bekanntlich oftmals gefolgt von Vorsätzen, wie man das neue Jahr angehen oder aber nicht angehen möchte. Im Rahmen dessen beschäftigt viele auch das liebe Geld. Wie kann man sein "finanzielles Wohlbefinden" erhöhen? Und so vielleicht sogar zu einem glücklicheren Leben kommen? Ein Experte weiß Rat: "Financial Wellbeing besteht aus insgesamt zehn Bausteinen. Fünf davon sind finanzielle oder Money-Bausteine. Die anderen fünf betreffen die Art und Weise, wie wir über Geld denken und fühlen, Mindset-Bausteine", erklärt Thomas Mathar. Aus seiner Feder stammt das Buch "Financial Wellbeing. Die zehn Money- und Mindset-Bausteine für ein krisenfestes, glückliches und erfolgreiches Leben". Es geht dabei also unter anderem auch darum, wie und ob man über Geld instinktiv oder bewusst denkt und fühlt.

Im Rahmen seiner Arbeit als Leiter des Zentrums für Verhaltensforschung beim Investitions- und Finanzdienstleistungsanbieter Aegon UK untersucht Mathar in großen Studien die Instinkte, Motivationen, Fähigkeiten und Umweltfaktoren, die Menschen dazu bringen - oder davon abhalten -, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Ein Blick auf die ersten fünf Bausteine für finanzielles Wohlbefinden

Die ersten fünf Bausteine in Sachen monetäres Wohlbefinden betreffen die Gegenwart und wie die eigene finanzielle Situation und das dazugehörige Mindset im Hier und Jetzt verbessert werden kann.

1. Money-Baustein "Einkommen":

"Es gibt Menschen, die sagen, dass Geld nicht wichtig sei für ihre Lebenszufriedenheit und ihr Wohlbefinden", sagt Mathar. Doch wie schaut die Lage in Wirklichkeit aus? "Geld ist wichtig. Vor allem, wenn man nicht viel davon hat, lohnt es sich, mehr anzustreben. Mehr Geld kann zu einem besseren Zugang zu materiellen Gütern, Gesundheitsversorgung und anderen Ressourcen führen."

Fest steht allerdings auch, dass Geld allein nicht glücklich macht, wie der Experte erklärt: "Ab einem gewissen Punkt hat mehr Geld keinen signifikanten Einfluss mehr auf das emotionale Wohlbefinden. Das erklärt auch, warum Menschen mit höherem Einkommen nicht unbedingt glücklicher oder zufriedener sind." Sind die Grundbedürfnisse (Wasser, Nahrung, Witterungsschutz) gedeckt und die körperliche und seelische Grundsicherheit (Arbeit, Wohnung, Familie, Gesundheit) erfüllt, steigt zwar die Lebenszufriedenheit weiter, das Wohlbefinden jedoch stagniert. Wie kann man aus dieser Tretmühle herauskommen? "Es gibt tatsächlich Ausgaben, mit denen wir mehr Glück und Lebensfreude kaufen. Zum Beispiel, wenn wir Erlebnisse anstelle von materiellen Gegenständen kaufen", so der Experte: "Oder wenn wir Geld ausgeben für etwas, das uns später hilft, Zeit zu sparen."

2. Mindset-Baustein "Soziale Vergleiche":

Hierbei geht es um den Vergleich mit anderen. Mathar: "Es gibt diverse Studien, die belegen, dass unser objektiver Wohlstand weniger wichtig ist als unser Wohlstand im Vergleich zum (von uns angenommenen) Wohlstand von anderen." Zu vergleichen sei normal und menschlich, aber: "Wir können bessere Vergleiche anstellen, indem wir zum Beispiel Vorbilder wählen oder indem wir uns fragen, was genau wir eigentlich am Lebensstil von anderen beneiden." Es gilt auch herauszufinden, was an der Lebenssituation der anderen vielleicht nicht so beneidenswert ist. Der Tipp des Experten: "Suchen Sie nach lokalen und gleichaltrigen Vorbildern, die Ihrer Meinung nach gutes Finanzverhalten demonstrieren. Fragen Sie sich außerdem: Wie würden Ihre Vorbilder bestimmte Entscheidungen treffen?" Es gilt also, die sozialen Vergleiche im positiven Sinne für sich zu nutzen.

3. Money-Baustein "Cleverer Konsum":

Zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland weisen laut Mathar "nachhaltige Zahlungsstörungen" auf. Der Grund dafür ist einfach: unwirtschaftliche Haushaltsführung. "Ein Begriff, der oft auch synonym mit dem Begriff ,irrationales Konsumverhalten' verwendet wird." Konkret geht es darum, wie vermeintliche Schnäppchen es leichter machen, in die Schuldenfalle zu geraten. Der Experte: "Bei ,cleverem Konsum' halten Sie viele Ihrer Instinkte im Zaum, zum Beispiel mit sogenannten Wenn-dann-Plänen oder indem Sie die EC-Karte zu Hause lassen und Kartendaten im Browser löschen."

4. Mindset-Baustein "Klarheit über unsere Bedürfnisse":

Das Thema ist hier, wie finanzielle Probleme entstehen, weil das eigene Konsumverhalten die tiefer liegenden Bedürfnisse missachtet. "Mit anderen Worten: Wir verschwenden viel und denken nicht darüber nach, wie wir unsere Belange effizienter und kostengünstiger bedienen könnten", sagt der Experte. Konsum sei nicht per se falsch, "aber verschwenderischer und sinnloser Konsum ist falsch". Es stellt sich die Frage: Ab wann wird Konsum verschwenderisch und sinnlos? "Wenn wir mit dem Kauf von Dingen und/oder Leistungen langfristig keine Bedürfnisse befriedigen oder sie ineffektiv befriedigen", meint Mathar.

5. Money-Baustein "Finanzpolster und Sicherungsnetze":

Im Rahmen dieses Bausteins geht es darum, für denkbare Szenarien gewappnet zu sein. "Ob für den Fall, dass der Kühlschrank kaputtgeht, dass wir eine komplexe Zahnoperation brauchen, wir unseren Job verlieren, eine längere Krankheit uns berufsunfähig macht oder, schlimmer noch, für den Fall des verfrühten Todes eines Verdieners der Familie", erläutert Mathar. Eine gängige Faustregel ist, dass man drei bis sechs Nettomonatsgehälter als Notfallgroschen zur Seite gelegt haben sollte. "Dieses Geld sollte in leicht zugänglichen Sparkonten oder Tagesgeldkonten gehalten werden." Ein weiterer Tipp: Das Finanzpolster bei einer anderen Bank als der Hausbank aufbauen, da man es zwar haben, aber nicht allzu häufig daran erinnert werden sollte. "Zu viel Geld auf dem Girokonto verlockt uns zu leicht, unsere Rücklagen auszugeben."

Als abschließendes Fazit kann insgesamt eines festgehalten werden: "Es ist normal, sich um Geld Sorgen zu machen. Wir machen uns aber bessere Sorgen, wenn wir uns fragen, wofür wir das Geld eigentlich brauchen", sagt der Experte. Und weiter: "Mit viel Geld und der falschen Einstellung kommt man schon recht weit. Aber mit weniger Geld und der richtigen Einstellung kommt man noch weiter."

Buchtipp: Thomas Mathar, "Financial Wellbeing. Die 10 Money- und Mindset-Bausteine für ein krisenfestes, glückliches und erfolgreiches Leben", 2023, Gabal-Verlag.