Heute lebt Sarah Tschernigow in Berlin und berät Frauen, damit diese endlich höhere Preise für ihre Arbeit nehmen. Im Interview verrät sie, warum gute Arbeit ihren Preis hat und wie man die Scheu vor dem Sich-Verkaufen ablegt, die viele Selbstständige allzu gut kennen.
Ihr Buch trägt den Titel "Frau macht Million". Ist jedes Business, ist jede Frau in der Lage, Millionen zu kreieren? Sarah Tschernigow: Ja. Jede Frau kann das, doch die wenigsten Frauen wählen diese Option. Denn für Wohlstand und ein gut laufendes Business zahlen wir einen Preis. Die erste Million fällt nicht vom Himmel. Die Frage ist: Will ich wirklich groß werden und bin ich bereit, dafür zu gehen? Viele Frauen wissen gar nicht, wie viel Geld sie haben wollen, und sagen nur: "Ich will mehr Geld." Aber wie viel ist mehr? Es erfordert Mut, sich einzugestehen, dass 20.000 Euro im Monat cool wären.
Welche Eigenschaften bringt eine Frau mit, die Millionen macht? Eigenverantwortung. Das bedeutet, dass sie die Einstellung hat, dass sie allein und zu 100 Prozent verantwortlich dafür ist, was sie fühlt, denkt und tut. Das hebt Frauen in eine mächtige Position, denn sie geben weder jemand anderem noch irgendwelchen Umständen die Schuld an einem Zustand. Ich habe Frauen im Businesscoaching, die ihr Baby auf dem Arm haben. Und andere Frauen, die ständig ihr Kind vorschieben als Grund, warum sie nicht erfolgreich sein können. Doch wenn sich dieser Schalter innerlich umlegt, dann ist vieles möglich. Ein Baby kann ein super Grund sein, um in Zeiten von Wirtschaftskrise oder Pandemie richtig durchzustarten.
Eine der wichtigsten Eigenschaften ist auch, mit eigenen Emotionen umgehen zu können. Denn egal was wir im Business erschaffen, es werden Ängste und Widerstände hochkommen.
Weiß Ihre beste Freundin, was Sie verdienen? Ich gehe offen mit dem Thema Geld um und spreche zum Beispiel in meinem Podcast darüber, dass ich mir meinen Wohntraum in Berlin allein erfüllt habe. Alle waren neugierig, was ein 160-Quadratmeter-Penthouse in Berlin kostet. Über Geld zu sprechen ist wichtig. Auch, um zu wissen, was alles möglich ist.
Für viele Menschen, vor allem für Frauen, ist es jedoch schwierig, über Geld zu sprechen. Weil so unglaublich viel Bewertung damit verbunden ist. Unsere Eltern bringen uns Sprüche bei wie "Über Geld spricht man nicht" oder "Geld stinkt". Das sitzt tief. Wenn wir über Summen reden, schwingt außerdem oft Neid mit. Gerade Frauen wollen geliebt und anerkannt werden, nicht anecken. Zu sagen: "Meine Wohnung kostet 4000 Euro im Monat", kann auf andere dekadent wirken. Von dieser Angst dürfen wir uns lösen.
Sie arbeiten mit selbstständigen Frauen, die sich unter Wert verkaufen. Was bestimmt eigentlich den Wert eines Angebots, einer Dienstleistung? Bevor ich Unternehmerin wurde, war ich beim Rundfunk. Ich habe mir null Gedanken darüber gemacht, was meine Arbeit wert ist; ich war froh, überhaupt Fuß zu fassen. Als ich Erfahrung hatte, hat mich gestört, dass ich Anfänger eingelernt habe, die exakt dasselbe verdient haben wie ich. Obwohl sie Texte mit zitternden Händen und zitternder Stimme vom Blatt abgelesen haben. Also habe ich neue Wege eingeschlagen.
Selbstständigen rate ich heute, darüber nachzudenken, wie viel sie bereits in sich investiert haben an Aus- und Weiterbildung, Lizenzen und Coachings. Beim Zusammenzählen kippen einige fast vom Stuhl! Kundinnen und Kunden, die uns heute bezahlen, bezahlen nicht nur unsere Arbeitsstunde - sondern all das Wissen, das wir in uns hineingefüllt haben. Sie profitieren von Wissen und Know-how. Und das darf man im Preis sehen.