Das Problem ist altbekannt: Während Männer durchwegs talentiert sind im Seilschaften-Knüpfen, hinken Frauen beim Netzwerken meist hinterher.
Lange Abende mit Business-Talk und dem einen oder anderen Gläschen? Oft ist das allein schon wegen Kindern nicht möglich. Mit fatalen Auswirkungen. Ihnen entgehen Insider-Informationen, Jobs werden ihnen nicht zwischen zwei Getränken zugeschanzt und der fachliche Austausch nach Dienstschluss fehlt. "Ich musste selbst erst lernen, wofür Netzwerke tatsächlich da sind und welche Kraft sie mir geben", gibt Silvia Faulhammer zu. Mittlerweile ist die Kommunikationsexpertin Vizepräsidentin der Salzburger Medienfrauen, eines Netzwerkes aus 225 Journalistinnen, Pressesprecherinnen, PR-Frauen, Pressefotografinnen und Social-Media-Expertinnen. "Nun lerne ich weiter und freue mich auf viele Gespräche, in denen ich mich mit Frauen darüber austausche, wie sie Sachen angehen und welche Erfahrungen sie bei Jobs gesammelt haben."
Die "Salzburger Nachrichten" treffen Faulhammer in einem Café im Salzburger Andräviertel. Aus Bürmoos ist Barbara Baumann dazugekommen. Die Illustratorin ist erst seit wenigen Monaten Mitglied der Medienfrauen, genauer gesagt seit kurz vor dem Start des achten Mentoring-Projekts im Jänner 2023. Die zwei Frauen haben neun Monate intensiv miteinander gearbeitet. Als Mentee war Baumann die "Lernende", die ihrer Mentorin Faulhammer jede Menge Fragen stellen durfte. Wenn die beiden miteinander sprechen, ist ihr Tonfall nicht businessmäßig-professionell, sondern hörbar wohlwollend und freundschaftlich. "Ich bin Barbaras Fan", sagt Faulhammer, die sichtlich stolz ist auf die Entwicklung ihres Gegenübers.
Frauensolidaritätseit 20 Jahren
Die Journalistinnen Romy Seidl und Claudia Lagler haben die Medienfrauen 2003 gegründet. "Wahnsinn, was aus einem Kreis von damals 50 Frauen gewachsen ist", sagte Lagler bei der 20-Jahr-Feier, die kürzlich als rauschendes Fest im Kavalierhaus Klessheim stattgefunden hat. 100 Frauen waren der Einladung gefolgt, um ihr Netzwerk hochleben zu lassen. Berufliche Unterstützung quer durch die Branchen gehört zum Kernauftrag der Mitgliedsfrauen. Weiterbildung steht mindestens ein Mal im Monat auf der Agenda. Ob New Work oder künstliche Intelligenz, eine Yoga-Einheit in der Mittagspause oder ein professioneller Auftritt im Rampenlicht - auf dem Programm steht, was Frauen vorwärtsbringt.
Doch selbst bei den ambitioniertesten Bemühungen ist die gläserne Decke in der Medienbranche für viele Frauen nicht nur spürbar, sondern Realität. Aufstiegschancen und Führungspositionen sind oft hart erkämpft. Die Salzburger Autorin und Kolumnistin Mareike Fallwickl hatte für die Gäste in Klessheim allerdings einen Lichtblick dabei: "Was ist denn Glas, wenn nicht zerbrechlich?", fragte sie in ihrer Rede, nachdem sie Zahlen und Fakten zur systematischen Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben, eine um die andere, aufgelistet hatte. Fallwickl sprach sich eindringlich für "Sisterhood", was übersetzt so viel wie "Schwesternschaft" bedeutet, aus. Will heißen: Wo Frauen zusammenhalten, kann Großartiges entstehen.
Salzburger Medienfrauen: Mehr als Gespräche über Fläschchen
Zurück im Café im Andräviertel. Barbara Baumann und Silvia Faulhammer, beide Mütter, sprechen über ganz kleine, informelle Netzwerke. Schulfreundinnen oder Studienkolleginnen beispielsweise. "Wir zwei haben viele Gemeinsamkeiten", berichtet Faulhammer und fügt an: "Wir haben beide in der Karenz mit einem Studium begonnen. Wir wollten andere Gespräche führen als nur über Fläschchen." Beide bestätigen, dass Frauen zunehmend isoliert sind, sobald sie Familien gründen.
"Meine erst kurze Zeit bei den Medienfrauen ist eine Lerneinheit im Zeitraffer. In der Theorie weiß man doch so viel über das Netzwerken. Ich selbst habe mich im Studium umfassend mit der Glasdecke für Frauen beschäftigt. Und dann, als ich selbstständig wurde und Kinder bekommen habe, rückten all diese Themen in den Hintergrund, sodass ich die Theorie des Netzwerkens und die Praxis erst wieder miteinander verbinden musste. Ich habe jahrelang allein gearbeitet, wollte alles für mich schaffen", sagt Baumann. Nun verbinde sie sich bewusst mit anderen Frauen, hole sich Rat. Besonders wichtig ist für die Bürmooserin, dass Frauen Inseln für sich haben.
<zit<at>Ein Netzwerk spannt einen Bogen über verstreute Gemeinsamkeiten. Das ist genial.¦Barbara Baumann¦Illustratorin</zitat>
Wenn es mehr Frauen gelingt, den Nutzen von organisierten Netzwerken zu entdecken, öffnen sie eine wahre Schatzkiste an Erfahrungen und Expertise für sich. Deshalb ist Silvia Faulhammer nicht nur bei den Medienfrauen, sondern etwa auch im neuen Netzwerk der Fachhochschule Salzburg. Auch hier gibt es ein Mentoring-Programm und "klasse Möglichkeiten, Studentinnen in ihrem Studium zu begleiten". Was sie und Baumann bestätigen, ohne nachzudenken: Die Themen, welche die Frauen betreffen, sind meist extrem ähnlich. "Uns vereint der Gedanke, nicht gut genug für die Arbeitswelt zu sein mit all dem, was wir uns an Wissen angeeignet haben", erklärt Faulhammer und spricht sich für Unterstützung mit Struktur aus. "Sie bringt Frauen in Verhandlungen in weitaus bessere Positionen."