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Oberbank-Managerin Petra Fuchs: Frauen in Führungspositionen und Chancengleichheit

"Eine Mentorin ist sinnvoll": Oberbank-Managerin Petra Fuchs zieht Bilanz. Sie war eine der ersten Frauen in Führungsposition, heute sind zwei Frauen im Oberbank-Vorstand vertreten.

Petra Fuchs sieht viele Fortschritte bezüglich der Chancengleichheit von Frauen in den letzten Jahren. Dennoch betont sie die Notwendigkeit von Quoten und Mentoringprogrammen. Gemischte Teams tragen wesentlich zum Erfolg bei, so Fuchs.
Petra Fuchs sieht viele Fortschritte bezüglich der Chancengleichheit von Frauen in den letzten Jahren. Dennoch betont sie die Notwendigkeit von Quoten und Mentoringprogrammen. Gemischte Teams tragen wesentlich zum Erfolg bei, so Fuchs.

Petra Fuchs, Leiterin der Oberbank Salzburg, hat etwas geschafft, was nur wenigen Frauen vor ihr gelang: im männerdominierten Finanzsektor bis ganz nach oben zu gelangen. Nun steht sie vor dem Ruhestand und sieht für die Chancengleichheit in den vergangenen Jahren viele Fortschritte. Ohne Quoten und Mentoringprogramme werde man aber noch lang nicht auskommen.

Warum ist gerade die Finanzbranche so männerlastig? Petra Fuchs: Vielleicht sind Männer zahlenaffiner? Andererseits sind in vielen Unternehmen immer schon Frauen in der Buchhaltung tätig gewesen und auch im privaten Bereich sind es meist die Frauen, die das Haushaltsbudget zusammenhalten.

Ich persönlich komme aus dem Kommerzbereich und habe viele Positionen durchlaufen. Ich habe 1991 in der Kontoführung begonnen. Damals kam es auch in der Oberbank zu einem Generationswechsel. Für die Expansion im Kommerzgeschäft wurden Beraterinnen und Berater gesucht. Ich habe durch den heutigen Generaldirektor Franz Gasselsberger die Chance bekommen, er hat mich stark gefördert. Ich habe von ihm und Josef Weißl das Geschäft gelernt.

Wie haben Sie die Situation damals empfunden? Für mich war das kein Thema, ich bin unter Männern aufgewachsen und war es gewohnt, mit Männern zu kommunizieren. Ich fand es immer spannend, Projekte zu entwickeln. Gelernt habe ich alles durch die Ausbildung in der Bank, also klassisches Learning by Doing. Als ich begonnen habe, gab es bereits Abteilungsleiterinnen. Und auch mir wurde mitgegeben: Du kannst auch Vorständin werden!

Ist eine Frauenquote sinnvoll oder kann sie auch kontraproduktiv sein? Wir haben uns in der Oberbank das Ziel gesetzt, dass 40 Prozent der Führungspositionen bis 2030 weiblich besetzt sind. Bei mir gab es damals keine Quote, aber jetzt sieht man: Sie hilft. Es braucht eine klare Ansage und Ziele, damit man weiterkommt. Für mich als Führungskraft war immer klar: Wenn die Qualifikation gleichwertig ist, bekommt die Frau die Position. Sie muss sich aber dann genauso beweisen wie ein Mann. Ich persönlich habe mich nie als "Quotenfrau" gesehen.

Es heißt ja oft, dass Frauen auch deshalb an eine gläserne Decke stoßen, weil die Strukturen von Männern gemacht sind. Konnten Sie diese Strukturen zugunsten der Frauen ändern? Meine Aufgabe war es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entwickeln. Ich glaube schon, dass ich da vieles bewegt habe. Die Leistung muss passen, das gilt für beide Geschlechter. Und ich habe sicher mitgeholfen, die Decke in den Frauen- und Männerköpfen zu beseitigen. Wichtig ist: Die Frauen müssen die Möglichkeiten sehen und sie müssen netzwerken.

Wie wirkt sich das konkret im Arbeitsalltag der Oberbank aus? Es muss in den Teams gut zusammengearbeitet werden und da gibt es nichts Besseres als gemischte Teams. Ich habe mich aber speziell mit Mitarbeiterinnen zusammengesetzt und gefragt, wie es ihnen geht und wie sie sich weiterentwickeln können. Bei Frauen ist es halt oft so, dass man ihnen helfen und sie ein wenig anschubsen muss. Etwa mit der Botschaft: Das ist nicht so schwierig, das kannst du schaffen! So ermöglicht man es, dass sich Frauen auch an Neues wagen. Es ist vor allem für junge Frauen gut, wenn sie eine höhere Position einnehmen, bevor sie ein Kind bekommen, danach lässt sich ein Einstieg in Teilzeit umsetzen, bei dem je nach Situation die Stunden erhöht werden.

Helfen Mentoringprogramme jungen Frauen? Wer in der Oberbank beginnt, bekommt einen Ausbildungsplan, der Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt. Je näher eine Führungsposition kommt, desto mehr werden die diesbezüglichen Qualifikationen ausgebaut. Aber es ist sinnvoll, wenn Frauen eine Patin haben, die aus einem anderen Bereich kommt. Es gibt oft Dinge, die man nicht mit dem oder der Vorgesetzten besprechen will. Ich bin zum Beispiel Mentorin für eine junge Frau in Wien.

Warum brauchen das vor allem Frauen? Frauen hinterfragen mehr und sie trauen sich nicht so viel zu. Da braucht es Rückhalt, wie ich persönlich ihn von Gasselsberger und Weißl erhalten habe. Manche Männer bräuchten auch solche Programme.

Wie lassen sich Karriere und Familie vereinbaren? Frauen schaffen es, die Familie und den Job zu organisieren. Man muss mit ihnen auch darüber reden, wir halten Kommunikation sehr hoch und bringen beispielsweise auch Frauen zusammen, die untereinander Erfahrungen austauschen.

Helfen da Teilzeitmodelle? Wir hatten in der Oberbank immer schon einen hohen Teilzeitanteil. Ich finde es auch gut, dass immer mehr Männer einen Papamonat machen. Im Fall von Krankheit können beide Eltern einspringen. Wichtig ist, als Arbeitgeber den Frauen maximale Flexibilität zu bieten. Wir haben unlängst 700 Teilzeitkräften die Möglichkeiten in unserem Unternehmen präsentiert. Dazu gehört etwa, dass man Stunden auf Probe aufstocken und im Zweifel wieder reduzieren kann.