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Stiwa-Lehrlinge glänzen im Wettbewerb: Erfolgsgeschichten aus Oberösterreich

Oberösterreich ist die Heimat der Hidden Champions der Industrie. 745 junge Nachwuchskräfte zeigten ihr Können beim diesjährigen Lehrlingswettbewerb.

Die siegreiche Truppe der Firma Stiwa (v. l.): Ausbildungsleiter Thomas Bartl, die Lehrlinge Fabian Schuster, Daniel Löschenberger, Nela Avdibegovic, Annalena Roider, Stefan Huber und Lehrlingsausbildner David Lenzeder auf der Sandburg in Linz.
Die siegreiche Truppe der Firma Stiwa (v. l.): Ausbildungsleiter Thomas Bartl, die Lehrlinge Fabian Schuster, Daniel Löschenberger, Nela Avdibegovic, Annalena Roider, Stefan Huber und Lehrlingsausbildner David Lenzeder auf der Sandburg in Linz.

Die Stiwa Unternehmensgruppe mit Sitz in Attnang-Puchheim gehört zu den Hidden Champions der oberösterreichischen Industriegeschichte: Was vor 50 Jahren als Einmannbetrieb begann, ist heute eine Hightech-Schmiede mit 2000 Mitarbeitern, die Märkte in Europa, USA und China beliefert. Stiwa konstruiert und baut vollautomatische Fertigungsstraßen, an denen Produkte des täglichen Bedarfs hergestellt werden: Möbelscharniere, Blutabnahmeröhrchen, Lenksäulenachsen, Servolenkungen für Autos. Der Automationsriese im Familienbesitz hegt einen Schatz an jungen Nachwuchskräften: Beim diesjährigen Lehrlingsaward haben gleich fünf Burschen und Mädchen Siegerplätze für ihre Firma heimgeholt.

Wettbewerbe sollen Lehrlinge fördern

Stiwa bildet in elf technischen Berufen aus, so Ausbildungsleiter Thomas Bartl. "Wir haben weltweit 200 Lehrlinge, wir arbeiten in einem hoch technologischen Umfeld, wir brauchen sehr gut ausgebildete Fachkräfte." Wettbewerbe seien im Industriebundesland eine gute Tradition - "nicht um die Besten aufs Stockerl zu heben, sondern um alle Lehrlinge zu fördern", so Bartl. Und so wurden alle Auszubildenden im zweiten Lehrjahr zum Lehrlingswettbewerb der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer OÖ angemeldet. Landesweit nahmen 745 Lehrlinge von 96 Firmen teil. Der Bewerb wird an zwei Tagen und verschiedenen Austragungsorten durchgeführt. Die Prüfungsstücke werden anschließend in der WKOÖ in Linz von einer Jury bewertet. In den Kategorien Elektrotechnik/Mechatronik belegten die Stiwa-Lehrlinge Daniel Löschenberger, Stefan Huber und Fabian Schuster die ersten Plätze. Das Rennen um die beste Konstruktion gewannen Nela Avdibegovic und Annalena Roider (Stiwa), sie erhielten zudem den Sonderpreis "Frau in der Technik". "Bester Lehrling Oberösterreichs" wurden heuer ex aequo Daniel Löschenberger und Felix Tauber von der Energie AG OÖ.

Zeitfaktor als Herausforderung

Er habe beim Wettbewerb eine Schaltplatte für ein Garagentor gemacht, schildert Mechatroniklehrling Daniel Löschenberger. "Du installierst und verdrahtest die Komponenten auf der Platte und schaust, dass alles passt. Ob das richtig verdrahtet, richtig gebohrt ist und kein Draht absteht. Man hat schon ein bisschen Stress, weil sechs Stunden halbwegs knapp waren, aber zum Glück haben wir uns in der Firma gut vorbereitet. Wir haben Testdurchläufe gemacht, wie sich das zeitlich ausgeht. So kann man sich richten." Die Jury befand: Daniel hat ein Stück gefertigt, das auch im echten Wirtschaftsleben den Unterschied zwischen Pfusch und Meisterschaft ausmachen würde.

Als Belohnung erhielt der 16-Jährige aus Unterach am Attersee drei zusätzliche Urlaubstage und einen 150-Euro-Shopping-Gutschein vom Arbeitgeber, 500 Euro Bonus von der Sparkasse - und ja, vor allem die Oma legte familiär noch ein bisschen was obendrauf. Daniels Fazit: "Mir taugt es bei Stiwa."

Technik von klein auf lieben und entdecken

Nela Avdibegovic absolviert bei Stiwa eine Lehre als Konstrukteurin mit Schwerpunkt Maschinenbautechnik. Ihr sei die Neigung in die Wiege gelegt worden, erzählt die 17-Jährige aus Vöcklabruck. "Ich habe mich schon von klein auf immer für die Technik interessiert und bin damit aufgewachsen, viel über die Technik zu lernen. Mein Vater hat eine Lehre als technischer Zeichner absolviert, er betreibt ein eigenes Ingenieurbüro, bei dem er sich mit Laserscanning, Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau beschäftigt. Auch meine Schwester hat die HTL besucht. Dadurch hatte ich immer die Technik in meinem Umfeld", beschreibt die junge Frau, wie Mädchen geradezu natürlich in die männliche Welt der Technik hineinwachsen können. Für Nela war "die größte Herausforderung beim Wettbewerb, mich in dem Programm beim Computer zurechtzufinden, da wir in der Firma ein anderes benutzen." Sie sei sehr gut mit der Zeit zurechtgekommen und habe so genau wie möglich gearbeitet. In der Firma fühlt sich Nela im männerdominierten Umfeld "nicht anders behandelt oder benachteiligt". Und es freue sie richtig, dass immer mehr Mädchen und Frauen ebenfalls eine technische Lehre anfingen.

Annalena Roider (2. Platz Konstruktion) musste eine technische Unterstützung konstruieren, die aus drei einzelnen Teilen besteht. "Von diesen drei Teilen mussten wir eine Handskizze und eine vollständige Zeichnung am Computer erstellen und dabei die richtigen Toleranzen bei den Teilen vergeben." Die 17-Jährige aus Ottnang am Hausruck besuchte die HAK Vöcklabruck, merkte dann jedoch, "dass mich kaufmännische Berufe nicht interessieren und ich lieber mit der Technik zu tun haben möchte".

Erfolge zeigen: Mehr Mädchen interessieren sich für Technik-Berufe

Stiwa habe 16 Prozent Frauenanteil bei den Lehrlingen, üblicherweise seien es acht Prozent, erläutert Ausbildungsleiter Thomas Bartl. "Wir merken, dass der Zugang von Mädchen seit ein, zwei Jahren merklich steigt. In der Praxis geht es oft einfach darum, wie ein Betrieb sich entscheidet, wenn er zwei Bewerber vor sich hat, einen Burschen und ein Mädchen." Es werde noch mindestens eine Generation brauchen, bis die Haltung "ein Mädchen hatten wir noch nie" verschwunden sein könnte.

Es brauche auch eine entsprechende Einstellung der Eltern, meint der Vater zweier Töchter und beschreibt eine typische Beobachtung: "Wir stehen ein Mal im Jahr im Einkaufszentrum mit all unseren technischen Gerätschaften. Dann geht eine Mutter mit ihrem sechsjährigen Mädchen vorbei, das Interesse zeigt und unsere Sachen anschauen und angreifen will. Aber die Mutter zieht es weg und sagt: Das ist nichts für dich", sagt Bartl, um zu veranschaulichen, wie man Kindern Freude und Neigungen verleidet.

Lehrlingsausbildung auf höchstem Niveau

Für die Energie AG OÖ holten zwei Lehrlinge im Fach "Elektrotechnik-Hauptmodul Energietechnik" Preise. Felix Tauber (21) und Philipp Riedl (17) mussten eine Stern-Dreieckschaltung anhand eines Plans aufbauen, verdrahten und in Betrieb nehmen. Außerdem war ein Anschlussteil anzufertigen.

Ex-aequo-Landessieger Tauber ist 21 Jahre und hat bereits einen Lehrabschluss als Dachdecker und Spengler. Der oberösterreichische Energieversorger hat seit Bestehen 1500 Lehrlinge ausgebildet, 700 ehemalige Auszubildende seien nun in Führungsschichten bei der Energie AG im Einsatz, so Konzernsprecherin Beate Leb. "Das Niveau der Lehrlingsausbildung in Oberösterreich gehört zu den höchsten in ganz Österreich. Alle Sieger einer Kategorie müssen überdurchschnittliche Leistungen erbringen. Das kann man nicht einfach trainieren. Das ist das Ergebnis einer profunden Ausbildung mit motivierten Lehrlingen und Top-Ausbildungspersonal."