SN.AT / Leben / Karriere

Thema Abendmatura: "Ohne Bildung keine Karriere"

"Erwachsene wissen, warum sie noch einmal die Schulbank drücken", sagt Daniela Nocker. Die Englischlehrerin unterrichtet nicht nur Teenager.

Noch einmal in die Schule gehen und die Matura nachholen kann sich auszahlen.
Noch einmal in die Schule gehen und die Matura nachholen kann sich auszahlen.

"Als Fünfzehnjähriger habe ich mich aus finanziellen Gründen entschieden, eine Lehre zu machen. Seitdem hatte ich die Matura im Kopf", erinnert sich Roland Eder. Doch erst Jahre später, im Alter von 36 Jahren, hat der Abtenauer den Faden wieder aufgenommen und sich für die Abendmatura an der HTL Hallein entschieden. "Dort hat eine super Entwicklung für mich begonnen, nicht nur fachlich, auch persönlich. Ich konnte meine Schüchternheit ablegen und bin viel offener im Umgang mit anderen Menschen geworden." Einer dieser anderen Menschen ist Matthias Russegger, der ab 2011 mit 25 in derselben Klasse der Abendschule saß. "Auch ich komme vom Land und aus einer Familie, in der ein Lehrberuf Usus war. Ich wollte aber mehr, als ein Haus zu bauen und eine Familie zu gründen. Ich wusste, dass ich ohne zusätzliche Bildung keine Karriere machen kann."

Das Rezept für die Abendmatura: Zeit, Arbeit und Unterstützung

Daniela Nocker ist Studienkoordinatorin und weiß, wie viel Zeit, Arbeit und Herzblut ihre Schülerinnen und Schüler brauchen, wenn sie den Weg in Richtung Abendschule einschlagen. "Sie brauchen zu Hause Leute, die ihnen den Rücken freihalten, und eine Familie, die akzeptiert, dass sie an drei bis vier Abenden die Woche nicht verfügbar sind und viele Stunden für das Lernen brauchen", berichtet sie. Die Matura nachzumachen bedeute vier lange Jahre voller Aufgaben, die es zu erledigen gelte.

Erfahrungen ehemaliger HTL-Schüler

"Aber es zahlt sich aus", sagt sie und ihre ehemaligen Schüler, Eder und Russegger, nicken zustimmend. Längst ist aus dem Trio ein starker Freundeskreis geworden, noch heute reden sie gerne über die Schulzeit. "Hätte es in unserer Klasse nicht einen ganz starken Gruppenzusammenhalt gegeben, wäre die Herausforderung, sich durch Job, Privatleben und Schule durchzukämpfen, enorm schwer gewesen", sagt Russegger und erinnert sich an manche Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die anfangs euphorisch gewesen und ob der vielen Arbeit recht bald auf dem Boden der Realität angekommen seien. "Für uns alle war klar, dass es uns durch die Bildung in der HTL leichterfallen wird, gute Jobs zu finden. Genau das war unser Ansporn", fügt Eder an.

Altersvielfalt und Bildungserfolg: Einblicke in das Matura-Nachholen

Die meisten Frauen und Männer, die sich dafür entscheiden, ihre Matura nachzuholen, sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, berichtet Daniela Nocker, wiewohl sie derzeit auch eine Dame unterrichte, die knapp 50 Jahre alt ist. "Erwachsene haben gute Gründe für ihre Entscheidung", sagt sie. Doch nur, wer wisse, was die Ausbildung mit sich bringt, lasse sich auf den gesamten Prozess durch alle sieben Semester ein. Eder und Russegger haben nach der Matura übrigens nicht aufgehört zu lernen. Beide schlossen danach ihr Fernstudium in Wirtschaftsingenieurswesen mit dem Bachelor ab. Nach weiteren vier Semestern "reicht's mir jetzt aber", sagt Eder und lacht.