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Krampusmasken: Wie aus der Leidenschaft zum Schnitzen ein Beruf wurde

Die Eltern wollten, dass Martin Roider einen "ordentlichen" Beruf erlernt. Mit Sturheit hat er durchgesetzt, die Holzbildhauer-HTL absolvieren zu dürfen, und schnitzt nun Krampusmasken.

Seine erste Krampusmaske hat Martin Roider bereits als 9-Jähriger geschnitzt. Seit seiner Meisterprüfung übt er das Handwerk professionell aus.
Seine erste Krampusmaske hat Martin Roider bereits als 9-Jähriger geschnitzt. Seit seiner Meisterprüfung übt er das Handwerk professionell aus.
Für die Masken verwendet er Weymouth-Kiefer und bemalt sie.
Für die Masken verwendet er Weymouth-Kiefer und bemalt sie.

"Meine Eltern haben sich einfach Sorgen gemacht, dass ich mich mit der Bildhauerei-Fachschule in Hallein für eine brotlose Kunst entscheiden würde. Deshalb haben sie mir dringend davon abgeraten", erinnert sich Martin Roider. Der junge Bad Vigauner hat jedoch seinen "Dickschädel", wie er es selbst nennt, durchgesetzt und die vierjährige Schule an der HTL Hallein absolviert.

Heute ist er weitum gefragter Schnitzer für Krampusmasken und kann gut seinen Lebensunterhalt damit bestreiten. Dass er eines Tages dieses Metier betreiben würde, hat sich bereits im Alter von neun Jahren abgezeichnet, als er die erste Maske geschnitzt hat. "Der Opa hat mir einen Holzstock aus Fichte in die Hand gedrückt, vom Papa habe ich ein Stemmeisen bekommen und es ging dahin", erzählt er davon, wie er zwei Monate lang daran geschnitzt hat.

Aufgewachsen in der Idylle Bad Vigauns, war ihm das Krampus-Brauchtum freilich nicht fremd. Schon als Kind ist er bei einer Pass dabei gewesen. Mit der eigenhändig gestalteten Maske und dem passenden Fellgewand war die Freude groß. Gefürchtet hat er sich vor den "Großen" allerdings immer noch. "Da bin ich gleich rund ums Haus gelaufen und habe mich versteckt. Meistens hat es eh gereicht, wenn ich sie nur gehört habe", schmunzelt er. Ein halbes Jahr hat er nach der Fachschule mit Arbeit überbrückt und nach dem Präsenzdienst beim Bundesheer die Meisterschule besucht, die Meisterprüfung folgte 2016. "Schon während der Fachschule hatte ich mich mit den Masken beschäftigt, aus dem Freundeskreis kamen immer wieder Anfragen. So ist das immer mehr ins Laufen gekommen." Inzwischen hat er sein Gewerbe angemeldet und sich mit dem Kunsthandwerk "Erzeugung von brauchtümlichen Krampusmasken und Gewändern" selbstständig gemacht.

Hausbesuch vom Krampus

Gerade jetzt ist Hochsaison, obwohl die Auftragsbücher das ganze Jahr über gut gefüllt sind. "Wenn ich die bestellten Masken nicht vor November fertig habe, werden die Gruppen eher nervös", berichtet er. Kein Wunder, müssen die Passen doch noch genug Zeit haben, sich vorzubereiten. Er selbst läuft übrigens bei den Vigauner Stoawand Teifen mit, als einer von 16 aktiven Krampussen, was ihm viel Spaß macht. Bei den allerorts stattfindenden Krampusläufen ist er nicht gern dabei. "Ich schätze die Hausbesuche, das gefällt mir viel besser, weil es persönlicher ist", sagt er und betont, dass für ihn die Umzüge immer mehr einer Modenschau gleichen.

Die Masken schnitzt der 28-Jährige hauptsächlich aus Weymouth-Kiefer, die in Oberösterreich, beispielsweise im Kobernaußerwald, wächst. In Salzburg ist es für dieses Holz zu kalt. "Diese Kiefer ist ein besonders gutes Schnitzholz, weil bei den Jahresringen der Unterschied zwischen Sommer- und Winterwuchs kaum vorhanden ist. Sie ist gleichmäßig weich, ganz im Gegensatz zu Fichtenholz. Das ist zwar auch weich, wächst aber sehr unterschiedlich", berichtet er. "Das rupft sehr stark beim Schnitzen", wie er es bezeichnet. Die Weymouth-Kiefer hingegen lässt sehr gleichmäßiges Schnitzen zu mit sehr feinen Falten. Fichte hingegen hätte eine zu starke Maserung.

Krampusmasken auf Wunsch

Wobei immer wieder Kunden nach etwas Speziellem fragen. Beispielsweise hat er eine Maske aus Nuss-Wurzelholz geschnitzt. "Das kommt eher selten vor, das Holz wird üblicherweise für Gewehrschäfte verwendet. Aber es hat eine sehr spannende Maserung." Die Maske hat er nur lackiert, was ihr einen besonderen Ausdruck verleiht. Im extrem harten Holz mit teils eingewachsenen Steinen sind ihm zwei Schnitzmesser abgebrochen. "Die Maske habe ich mehr geschliffen, als geschnitzt."

Für einen Auftrag wird erst eine Zeichnung - entsprechend den Kundenwünschen - erstellt. Nach dieser Vorlage, die er oberhalb seines Schnitzstocks befestigt, schnitzt Roider die Maske. Rund zwei Tage, je nach Aufwand, durchschnittlich 16 bis 25 Stunden, dauert die Arbeit, Bemalung und Hörner inklusive. "Die Kunden bringen die Hörner meist selbst mit." Dem Brauchtum entsprechend sollen die Hörner von nicht jagbaren Tieren, also Haustieren stammen. Schafbock, Ziege oder Kuh sind gut geeignet. Hörner von Steinbock, Gams oder Reh sowie importierte von exotischen Tieren sind verpönt. Plastik ebenso. "Meine Kunden legen ebenso wie ich viel Wert auf das Heimische und Echte", betont Roider.

An seiner Arbeit gefällt ihm besonders, dass er ein traditionelles Handwerk ausüben und davon leben kann. Mehrere Materialien miteinander zu verbinden ist handwerklich interessant. Er könnte auch andere Formen von Holzskulpturen herstellen, aber dafür gibt es wenig Nachfrage. "Manchmal bekomme ich Aufträge von Firmen, die etwa ihr Logo oder kleine Figuren geschnitzt haben wollen. Aber das sind Kleinstserien oder Einzelstücke, die ich mit meiner Ausstattung machen kann."

Seine Werke präsentiert er gern in den sozialen Medien. Aktuell werkt er noch im ehemaligen Stall des Bauernhofs, den seine Eltern gemietet haben. Ein Umzug nach St. Koloman steht jedoch für das nächste Jahr auf dem Plan.