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Zum Fürchten schön: Die Gangls halten die Tradition des Maskenschnitzens hoch

Gangl-Masken kennt man nicht nur im Pongau. Der Junior führt das Aufbauwerk seines Vaters in St. Johann fort. Neue Passen beleben das Handwerk.

Philipp Gangl in seiner Werkstatt: Aus einem Block Zirbenholz schnitzt er die Masken.
Philipp Gangl in seiner Werkstatt: Aus einem Block Zirbenholz schnitzt er die Masken.
Gangl-Masken kennt man nicht nur im Pongau.
Gangl-Masken kennt man nicht nur im Pongau.
Philipp Gangl ist mit dem Maskenschnitzen aufgewachsen.
Philipp Gangl ist mit dem Maskenschnitzen aufgewachsen.

Ohne Leidenschaft geht gar nichts. Die Schnitzerei ist erst in zweiter Linie ein Geschäft. Sie lebt von der Passion. Philipp Gangl hat sie quasi in die Wiege gelegt bekommen. Von klein auf wuselte er in der Werkstatt seines Vaters Wolfgang Gangl umher.

Und auch wenn er in der Jugend andere Wege ging: Das Schnitzen ließ ihn nie ganz los, und seit 2010 fertigt Philipp Gangl eigene Masken.

Philipp Gangl als kleiner Bub in der Werkstatt.
Philipp Gangl als kleiner Bub in der Werkstatt.

Aus einem einzigen Stock Zirbenholz eine schaurig-schöne Perchtenmaske zu schnitzen: Das ist wahrhafte Handwerkskunst, die ihren Preis hat. 1500 bis 2000 Euro sind pro Maske - inklusive Mantel, Glocke und Schellengurt - zu veranschlagen. 30 bis 40 Stunden Arbeit muss Gangl dafür investieren. Perchtenmasken sind die aufwendigsten, speziell wenn sie das für Gangl charakteristische bewegliche Klappmaul ziert - und sechs Hörner.

In normalen Zeiten kann man davon leben

Kann man davon leben? Wenn Pandemie herrscht und alle Krampus- und Perchtenläufe abgesagt sind, dann nicht. In normalen Zeiten aber durchaus, und zumindest in Sachen Corona ebnet sich der Weg in Richtung alte Normalität. Nächstes Jahr rechnet Gangl, der in St. Johann auch eine Tierhandlung führt, wieder mit gewohnter Nachfrage. Heuer sei sie noch gebremst, weil zwei Jahre nicht gelaufen wurde und weniger neue Masken gebraucht würden. Trotzdem verbringe er gerade viele Stunden in der Werkstatt. Sein Vater hat über 50 Jahre geschnitzt und landesweit beachtete Arbeit geleistet. Jetzt ist er in Pension und hilft noch ein bissl mit, wie der Junior sagt.

"Wir treffen uns auch während des Jahres regelmäßig"

Insgesamt ist das Handwerk im Aufschwung, seit die Jungen die Tradition des Krampus- und Perchtenlaufs wieder hochhalten. Gangl ist selbst Mitglied der Hades-Pass in St. Johann. "Wir treffen uns auch während des Jahres regelmäßig." Für die lokale Gemeinschaft und gute Freundschaften sei das unglaublich wichtig, sagt Gangl. Dass manche Gruppen alle zwei, drei Jahre die Masken tauschen, belebt das Geschäft. Auch der Umstand, dass neue Gruppen entstehen. Was zur Folge hat, dass die Zahl der Schnitzer steigt. "Früher war deren Zahl überschaubar, jetzt sind es deutlich mehr."

Qualität ist das Credo

Wie schon sein Vater hat er sich auf Perchten-, Krampus- und Hexenmasken spezialisiert. Qualität ist das Credo. Für die Hörner verwendet er bei den Perchtenmasken Material vom Ziegenbock oder Widder, das Fell stammt zumeist von Ziege, Schaf oder vom Yak. Ausgepolstert wird mit Rehleder. Philipp erledigt die Schnitzerei, seine Frau Nadine bemalt die Masken mit Acrylfarben. Künstliche Zusätze wie Glasaugen oder Kunststoff sind bei den Gangl-Masken tabu. Man erkennt sie auch am Monogram GP, also Gangl Philipp, das er an Ohren oder Mundwinkel anbringt.

Gangl-Masken kennt man nicht nur im Pongau.
Gangl-Masken kennt man nicht nur im Pongau.
Wolfgang Gangl, Philipps Vater, schnitzte über 50 Jahre Masken und prägte den unverwechselbaren Stil der Gangl-Masken. Speziell die Perchtenmasken mit dem beweglichen Klappmaul sorgen im ganzen Land immer wieder für Aufmerksamkeit. Sohn Philipp führt das Werk seines Vaters nun fort. Und freut sich über eine lebendige Szene, der sich speziell die Jungen mit großer Begeisterung zuwenden.
Wolfgang Gangl, Philipps Vater, schnitzte über 50 Jahre Masken und prägte den unverwechselbaren Stil der Gangl-Masken. Speziell die Perchtenmasken mit dem beweglichen Klappmaul sorgen im ganzen Land immer wieder für Aufmerksamkeit. Sohn Philipp führt das Werk seines Vaters nun fort. Und freut sich über eine lebendige Szene, der sich speziell die Jungen mit großer Begeisterung zuwenden.

Der Trend gehe "wieder weg von Blut und Horror"

Gangl-Masken verweigern sich nicht nur künstlichem Schnickschnack. "Wir stehen auf das Traditionelle." Der Trend gehe auch "wieder weg von Blut und Horror". Klassische Mäntel, kein Fell, Masken ohne Blut, so wie vor 30 Jahren, sagt Gangl. Natürlich gebe es regelmäßig neue Trends, die das Maskenschnitzen beeinflussten. Etwa als "Herr der Ringe" in den Kinos begeisterte. Den Wert der Maske machten aber das Zeitlose und die Qualität aus, ist Gangl überzeugt.

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