Aus einem einzigen Stock Zirbenholz eine schaurig-schöne Perchtenmaske zu schnitzen: Das ist wahrhafte Handwerkskunst, die ihren Preis hat. 1500 bis 2000 Euro sind pro Maske - inklusive Mantel, Glocke und Schellengurt - zu veranschlagen. 30 bis 40 Stunden Arbeit muss Gangl dafür investieren. Perchtenmasken sind die aufwendigsten, speziell wenn sie das für Gangl charakteristische bewegliche Klappmaul ziert - und sechs Hörner.
In normalen Zeiten kann man davon leben
Kann man davon leben? Wenn Pandemie herrscht und alle Krampus- und Perchtenläufe abgesagt sind, dann nicht. In normalen Zeiten aber durchaus, und zumindest in Sachen Corona ebnet sich der Weg in Richtung alte Normalität. Nächstes Jahr rechnet Gangl, der in St. Johann auch eine Tierhandlung führt, wieder mit gewohnter Nachfrage. Heuer sei sie noch gebremst, weil zwei Jahre nicht gelaufen wurde und weniger neue Masken gebraucht würden. Trotzdem verbringe er gerade viele Stunden in der Werkstatt. Sein Vater hat über 50 Jahre geschnitzt und landesweit beachtete Arbeit geleistet. Jetzt ist er in Pension und hilft noch ein bissl mit, wie der Junior sagt.
"Wir treffen uns auch während des Jahres regelmäßig"
Insgesamt ist das Handwerk im Aufschwung, seit die Jungen die Tradition des Krampus- und Perchtenlaufs wieder hochhalten. Gangl ist selbst Mitglied der Hades-Pass in St. Johann. "Wir treffen uns auch während des Jahres regelmäßig." Für die lokale Gemeinschaft und gute Freundschaften sei das unglaublich wichtig, sagt Gangl. Dass manche Gruppen alle zwei, drei Jahre die Masken tauschen, belebt das Geschäft. Auch der Umstand, dass neue Gruppen entstehen. Was zur Folge hat, dass die Zahl der Schnitzer steigt. "Früher war deren Zahl überschaubar, jetzt sind es deutlich mehr."
Qualität ist das Credo
Wie schon sein Vater hat er sich auf Perchten-, Krampus- und Hexenmasken spezialisiert. Qualität ist das Credo. Für die Hörner verwendet er bei den Perchtenmasken Material vom Ziegenbock oder Widder, das Fell stammt zumeist von Ziege, Schaf oder vom Yak. Ausgepolstert wird mit Rehleder. Philipp erledigt die Schnitzerei, seine Frau Nadine bemalt die Masken mit Acrylfarben. Künstliche Zusätze wie Glasaugen oder Kunststoff sind bei den Gangl-Masken tabu. Man erkennt sie auch am Monogram GP, also Gangl Philipp, das er an Ohren oder Mundwinkel anbringt.
Der Trend gehe "wieder weg von Blut und Horror"
Gangl-Masken verweigern sich nicht nur künstlichem Schnickschnack. "Wir stehen auf das Traditionelle." Der Trend gehe auch "wieder weg von Blut und Horror". Klassische Mäntel, kein Fell, Masken ohne Blut, so wie vor 30 Jahren, sagt Gangl. Natürlich gebe es regelmäßig neue Trends, die das Maskenschnitzen beeinflussten. Etwa als "Herr der Ringe" in den Kinos begeisterte. Den Wert der Maske machten aber das Zeitlose und die Qualität aus, ist Gangl überzeugt.