Mit den Festspielpatenschaften wollen die Salzburger Festspiele in erster Linie Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen, die grundsätzlich an Kultur interessiert sind, aber noch nicht bei den Salzburger Festspielen waren. Beworben wird das Projekt an Schulen und Hochschulen, in Jugendzentren, in sozialen Einrichtungen sowie über Social Media und die Presse. Seit dem Start im Jahr 2022 spreche sich das Angebot immer mehr herum, auch wenn es schwer sei, gerade zur Ferienzeit im Juli und August Interessierte an die Hochkultur heranzuführen, räumt Gessat ein. Wer mit einem Paten oder einer Patin in eine neue, fremde Welt eintauchen will, kann sich unter jugend@salzburgfestival.at melden. Mit den günstigen Karten wollen die Salzburger Festspiele nach Aussage von Gessat zeigen, "dass sie auch ein junges Publikum anziehen". Dazu zählen neben dem Patenprojekt auch die Jugendkarten, mit denen es bis 90 Prozent Ermäßigung für gute Plätze gibt.
Neben den Eintrittskarten bekommen die Patenjugendlichen auch ein Info-Mail, in dem unter anderem auf die Kleiderfrage eingegangen wird. "Wir teilen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit, dass kein fester Dresscode existiert, es aber viele Besucherinnen und Besucher gibt, die sich festlich anziehen", erklärt Gessat. Abendkleid beziehungsweise Anzug muss nicht sein. Zu einer ordentlichen Jeans mit einem schönen Oberteil oder einem ordentlichen gewaschenen T-Shirt sagt die Education-Managerin: "Warum nicht?" Schließlich gehe es ums Wohlfühlen. "Bis jetzt gab es niemanden, der underdressed gekommen ist - eher im Gegenteil", plaudert Gessat aus dem Nähkästchen und verweist darauf, dass auch die Robe der Patinnen und Paten unterschiedlich sei.
60 bis 70 Patinnen und Paten haben die Festspiele zur Hand, die sich auf die fünf Veranstaltungen verteilen. "Viele davon besuchen die Festspiele seit Jahrzehnten und tragen Geschichten und Erlebnisse mit sich. Es ist schön, wenn diese weitergetragen werden", sagt Ursula Gessat. Die meisten Patinnen und Paten sind 50 plus, es gibt aber auch welche mit 30 oder 40 Jahren. Wer mit wem eine Veranstaltung besucht, entscheidet das Zufallsprinzip.
Erlebnis für beide Seiten
"Wir wollen Erlebnisse schaffen, die nachwirken", sagt Gessat. Das gelte für alle Beteiligten, für die Patenjugendlichen und die Mentorinnen und Mentoren. Diese bekämen durch ihre Schützlinge etwa einen anderen Blick auf ein Werk oder es ergäben sich interessante Gespräche.
"Cool" - dieses Wort fällt öfters, wenn Manuela Pöllmann von ihrer Teilnahme am Patenprojekt erzählt. Die 20-Jährige aus Strobl erhielt im Vorjahr vom Mozarteum, wo sie Musikerziehung, Instrumentalpädagogik und Instrumentalerziehung studiert, ein Mail mit dem Hinweis auf das Projekt. Beinahe hätte sie das Mail ignoriert, doch dann las sie es doch noch und war so begeistert, dass sie sich gleich für alle fünf Veranstaltungen angemeldet hat. Trotz ihres musikalischen Hintergrunds - Pöllmann spielt auch Geige, Klavier und Orgel - war sie noch nie bei den Salzburger Festspielen. Abgeschreckt hatten sie die Kartenpreise oder aber es ging sich ein Besuch zeitlich nicht aus.
Groß war deshalb die Vorfreude auf die Veranstaltungen und das Kennenlernen der Paten. Alle seien sehr offen gewesen, erzählt Pöllmann. "Gesprächsthemen waren immer da." Auch die Einführungen seien interessant gewesen und hilfreich für diejenigen, die sich nicht mit klassischer Musik beschäftigen. "Ich brenne für Orchestermusik", berichtet Pöllmann. Mit ein Grund dafür, warum sie im Herbst das Studienfach wechseln und auf Dirigieren umschwenken will. Durch ihr Vorwissen und die Informationen aus den Einführungen wusste die 20-Jährige, auf was sie hören und achten sollte. Vor allem das Konzert der Wiener Philharmoniker mit Werken des österreichisch-ungarischen Komponisten György Ligeti blieb Pöllmann in Erinnerung. "Ich habe gar nicht gewusst, wie leise man spielen kann. Ich fand das Konzert einfach genial." Da sie alle fünf Veranstaltungen cool fand, fällt auch Pöllmanns Fazit positiv aus: Sie würde wieder an den Festspielpatenschaften teilnehmen.
Das hat auch Elena Zukriegel vor, allerdings als Patin. Mit ihren 23 Jahren ist sie die jüngste Patin des Projekts. Heuer macht sie allerdings eine Pause, weil sie den Sommer über bei den Salzburger Festspielen als Protokollassistentin arbeitet und unter anderem für die Patenschaftsempfänge zuständig ist. Zukriegel kennt das Festspielhaus schon seit ihrer Kindheit, als sie dort im Festspielkinderchor an Opern und Theaterstücken mitwirkte. Kultur ist bis heute ihre Passion, sie liebt vor allem Opern und Konzerte und besucht diese regelmäßig. Ihre Leidenschaft hat sie von ihren Eltern vermittelt bekommen.
Kontakt über die Festspiele hinaus
Immer wieder versucht Zukriegel Freunde zum Mitkommen zu animieren, was auch ab und zu klappt. "Auch als Patin will ich junge Menschen zu den Festspielen bringen. Ich glaube, es macht einen Unterschied, wenn ein Junger sie mitnimmt und ihnen den Festspielzauber mitgeben kann", erklärt die Jusstudentin. Ihren Schützlingen will sie in erster Linie die Freude auf die Vorstellungen vermitteln - dazu gehört auch eine Vorbereitung auf die Stücke. "Zudem gebe ich Tipps und Tricks für einen Festspielabend, wo etwa gute Plätze sind oder dass man vor der Vorstellung am Buffet Brötchen für die Pause vorbestellt."
Mit einer Patenjugendlichen aus dem Vorjahr hat Elena Zukriegel bis heute Kontakt. Beide haben sogar vor, dass sie auch heuer wieder gemeinsam ein Konzert besuchen. "Es hat mich irrsinnig gefreut, dass wohl der Funke übergesprungen ist", sagt die Salzburgerin. Laut Education-Managerin Ursula Gessat ist das kein Einzelfall: "Wir hören immer wieder, dass wer weiterhin gemeinsam ins Theater oder Museum geht." Das Patenprojekt hat damit seinen Zweck erfüllt und die Tür zur Kultur weit aufgestoßen.