Wenige Wochen vor der Weltpremiere gewährte Porsche ausgewählten Medien einen ersten Blick auf den neuen Porsche Cayenne. Wobei das Timing für den Termin im markeneigenen Experience Center in Leipzig durchaus heikel anmutet. Ausgerechnet während einer der größten Krisen der Markenhistorie, maßgeblich ausgelöst durch das wegbrechende Kundeninteresse an batterieelektrischen Modellen, soll nun die Elektro-Version des neuen Cayenne für frischen Schwung bei den Verkaufszahlen sorgen.
Porsche Cayenne Electric: eines der beeindruckendsten Fahrzeuge der Gegenwart
Ungeachtet der aktuell grassierenden Elektro-Skepsis hat Porsche mit dem neuen Cayenne Electric antriebsübergreifend eines der beeindruckendsten Fahrzeuge der Gegenwart auf die Räder gestellt. Von 0 auf 100 km/h in weniger als drei Sekunden, über 1000 PS Systemleistung und bis zu 1500 Newtonmeter Drehmoment lassen wohl selbst bei den allergrößten Benzinromantikern kaum Wünsche offen. Zumal der Cayenne die Fahrleistungen eines Supersportwagens mit dem Nutzwert eines luxuriösen SUV verbindet. Als Draufgabe erreicht der völlig neu entwickelte Antriebsstrang ein Level an Effizienz und maschinenbaulicher Perfektion, das weit über den Anspruch als reiner Sportwagenhersteller hinausgeht.
Beispiele gefällig? Der von Porsche in Weissach selbst entwickelte Elektroantrieb an der Hinterachse des Topmodells setzt auf eine Öldirektkühlung, bei der sämtliche stromführenden Bauteile direkt von sechs Litern Synthetiköl gekühlt werden. Weil damit die Hitze abgeführt wird, wo sie entsteht, bleibt der Motor auch bei hoher Belastung standfest und behält den größten Teil seines Wirkungsgrads von bis zu 98 Prozent. Die weit nach hinten versetzte Lage des Motors an der Hinterachse sorgt für eine leicht heckbetonte Gewichtsbalance im Verhältnis von 48 zu 52 Prozent. Auch beim Energiespeicher macht der Cayenne einen Evolutionssprung. Die modernen Pouchzellen des 113-kWh-Akkus (108 kWh netto) haben Graphit-Silizium-Anoden und NMCA-Kathoden mit einem Nickelanteil von 86 Prozent. Dadurch erreicht die Cayenne-Batterie eine um sieben Prozent höhere Energiedichte als der Akku im Taycan, die Reichweite soll damit bei über 600 Kilometern liegen. Der Energiespeicher ist zudem integraler Bestandteil der Fahrzeugstruktur, was nicht nur die Crashsicherheit verbessert, sondern es auch ermöglicht, einzelne Module des Akkus zu ersetzen. Die Akku-Kühlung erfolgt um 15 Prozent effizienter als beim Macan. Das Resultat ist eine Ladegeschwindigkeit von bis zu 400 kW mit Gleichstrom. Als erster Porsche verfügt der Cayenne Electric über Wireless Charging mit bis zu 11 kW Leistung. Bei der Rekuperationsleistung liegt der Cayenne Electric sogar auf Augenhöhe mit dem Formel-E-Boliden 99X Electric: Bis zu 600 Kilowatt können im Extremfall über das Bremspedal zurückgewonnen werden, wobei laut Porsche rund 97 Prozent aller Bremsvorgänge im Alltag allein über die E-Maschinen erfolgen, ohne dass die konventionellen Radbremsen benötigt werden.
Cayenne setzt auch im Gelände Maßstäbe
Doch nicht nur auf Asphalt, auch im Gelände setzt der Cayenne neue Maßstäbe. Das elektronisch gesteuerte Porsche-Traction-Management regelt rund fünf Mal schneller als ein konventionelles Allradsystem. Wichtig für viele SUV-Käufer: Serienmäßig zieht der Cayenne Electric bis zu drei Tonnen schwere Anhänger, mit dem optionalen Offroad-Paket sogar bis zu 3,5 Tonnen.