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Armargentum von Sophia Moser: Ein neues Zeitalter der nachhaltigen Mode

Die Dame in der Silberrüstung: Sophia Mosers Kollektionen verbinden Handwerkskunst, Komfort und Stil. Ihr Label Armargentum gründete die Salzburgerin, um die Modebranche nachhaltig zu verändern.

Armargentum-Gründerin Sophia Moser ist eine Modemacherin, der es um mehr als Mode geht.
Armargentum-Gründerin Sophia Moser ist eine Modemacherin, der es um mehr als Mode geht.

Etwas ist nicht stimmig in dieser Welt. Dieses Gefühl begleitete Sophia Moser schon als Kind. Als sie 2020 Armargentum gründete, tat sie das mit gemischten Gefühlen. Die Modebranche sei schließlich eine oberflächliche, eine, die für Schnelllebigkeit, Umweltzerstörung, soziales wie wirtschaftliches Ungleichgewicht steht. "Die Welt braucht nicht noch ein Modelabel", sagt die Geschäftsfrau. "Aber die vielen Jahre, die ich in der Modebranche tätig war, haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass es eine grundlegende Veränderung braucht. Und wenn ich Veränderung will, muss ich selbst dafür sorgen." Moser ist eine Frau, die ihre Überzeugungen lebt: Ihre Modelinie ist nachhaltig, produziert wird in Österreich, Kroatien und Ungarn. "Alle Rohstoffe stammen aus Deutschland oder Österreich und werden in Vorarlberg zu einzigartigen Materialien verarbeitet: Die Baumwollstoffe sind durchwirkt mit Fäden aus Silber- und Zinkoxid, was sie besonders hautfreundlich macht", erklärt sie.

Moser verkauft mehr als Kleidung

Sie sei ein ausdrucksstarkes Kind gewesen, erzählt die 43-Jährige, der Weg in die renommierte Modeschule Hetzendorf vorgezeichnet, auch wenn sie sich damals nicht primär für Mode interessiert hatte, sondern dafür, welche Geschichten Marken erzählen. "Mode war für mich immer mehr, als einen schönen Rock anzuziehen", sagt Moser. "Sie ist ein Vehikel." Mit Armargentum will sie daher nicht bloß Kleidung, sondern ein Stück Lebendigkeit verkaufen. "Ich mache Mode, die Frauen nicht an der Türschwelle stehen lässt, sondern willkommen heißt: im Laden, im Kleidungsstück, im eigenen Körper", erklärt sie. Ausdruck dafür ist auch die Lebensblume, die Moser an einer goldenen Kette um den Hals trägt und die sie zur Seele ihrer Modemarke auserkoren hat: Sie zieht sich in Form von handgesmokten Raffungen durch die Kollektionen. "Das ist eine Hommage an ein Handwerk, das nur noch wenige beherrschen und das ich helfen will zu erhalten. Maschinell lässt sich das nicht kopieren."

"Mut ist der Chili im Leben" - Sophia Moser hatte kreative Mentoren

In ihrem Leben suchte Sophia Moser oft die Nähe großer Andersdenker: Das erste Praktikum führte den Sprössling einer Arztfamilie nach London zu Punk-Ikone Vivienne Westwood, die ihr zeigte, dass Mode durchaus politisch sein kann. Der renommierte New Yorker Designer George Lois wurde nach einer E-Mail-Anfrage zu ihrem Mentor: "Menschen lieben berührende, ehrliche Geschichten, wollen gesehen werden. Trau dich etwas, keiner will einschlafen", gab er ihr mit. Das Sich-Trauen ist etwas, das der Geschäftsfrau ohnehin in den Knochen steckt. "Mut ist der Chili im Leben", sagt sie. "Wenn du kein lineares Leben willst, musst du Kraterüberwinden lernen."

Armargentum erobert Modemetropolen weltweit

Inzwischen gibt es von Armargentum einen Onlineshop und eine eigene Boutique in der Salzburger Getreidegasse. Das Label ist mit seinen Kollektionen in italienischen Nobelhotels sowie bei Modeagenturen in Mailand und Paris vertreten. Dass rasch auch Hollywoodstars wie Kate Bosworth, Kelly Rutherford und Lauren Hutton in Armargentum gesichtet wurden, ist Mosers umfangreichem Netzwerk zu verdanken, das sie sich über die Jahre im Marketing für große Marken aufgebaut hat. Auf die Kampagnen rund um Sharon Stone und Carmen Dell'Orefice blickt Moser besonders stolz zurück, denn damit hat sie vorweggegriffen, was heute allgegenwärtig ist: Diversity und Inclusivity. Ihr Zugang ist klar und ungekünstelt: "Frauen haben in jedem Alter Relevanz", ist sie überzeugt. "Und was wir kollektiv teilen: Wir wollen uns wohlfühlen, unser bestes Selbst sein, uns selbst gefallen." Ihre Mode hat die Armargentum-Gründerin daher auch auf unterschiedliche Bedürfnisse und Figuren zugeschnitten. "Ich will Menschen ihren Moment geben", sagt sie. In den klaren Formen der Tuniken und Blusen, in den breiten Schultern der Blazer, in den gedeckten Farben - Schwarz, Weiß, Steingrau, Cremebeige - steckt etwas Grafisches. Die raffinierte Smok-Raffung sorgt für eine Opulenz, die nie aufdringlich wird. Gleichzeitig ist Mosers Mode bequem und tragbar: In der aktuellen Herbst-Winter-Kollektion gibt es Norwegerpullover aus weichem, gut waschbarem Jerseystoff, Jogginghosen, Kleider, allesamt je nach Anlass gemütlich oder elegant stylebar.

Sophia Moser erklärt kreativen Prozess

"Botticelli meets Andy Warhol", fasst Sophia Moser ihren ästhetischen Zugang zusammen. "Oft stehe ich vor dem Schrank, wenn mich ein Geistesblitz ereilt. Dann arbeite ich gleich an der Figur oder erkläre einer Schnittzeichnerin, was ich im Kopf habe", erläutert sie den kreativen Prozess. Wer einmal bei Armargentum fündig geworden ist, wird immer wieder etwas dazu Passendes erstehen können. "Ich arbeite aufbauend - auch aus einem Nachhaltigkeitsgedanken heraus", erklärt sie. Moser ist eine Modemacherin, der es nicht um Trends geht. "Die Welt ist immer im Wandel, heute so rasch wie nie zuvor. Ich versuche daher zu erfassen, was die Leute bewegt. Den Zeitgeist. Da gehe ich ganz stark nach Intuition und verwirre mich nicht mit Fakten", meint sie schmunzelnd. Häufig trifft die Salzburgerin damit ins Schwarze, wie zuletzt mit der Farbe "Blooming Rose" für die Sommerkollektion: Dior setzte zeitgleich auf denselben Ton.

Im Gespräch lässt Moser anklingen, dass erneut Großes bevorsteht. Was genau, das verrät sie noch nicht.