SN.AT / Leben

Ihre Dirndlkleider gehen auf Wanderschaft

Cornelia Reichsthaler ist im Netz die Dirndlerin. Tracht ist für sie ein Lebensgefühl.

Die Dirndlerin Cornelia Reichsthaler aus Bad Wimsbach in Oberösterreich mit Chefredakteur Oliver Rauh vom Magazin „fesch“.
Die Dirndlerin Cornelia Reichsthaler aus Bad Wimsbach in Oberösterreich mit Chefredakteur Oliver Rauh vom Magazin „fesch“.

"Dirndlwandern" nennt die Oberösterreicherin Cornelia Reichsthaler ihre liebste Freizeitbeschäftigung. Sie trägt trachtige Outfits mit Leidenschaft, bei jeder Gelegenheit, Sommer wie Winter. Und geht damit auf den Berg. Auf ihrer Instagram-Seite postet sie Bilder von ihren Ausflügen in Tracht. 17.500 Interessierte folgen ihr. Das Tragen von Dirndlgwand & Co ist wieder in.

Das "Fenster" traf die traditionsaffine Dirndlerin bei der Trachtenmesse-Eröffnung in der Brandboxx. Bei der Gelegenheit verriet sie uns ihre Beweggründe: "Mir ist das Erhalten des Brauchtums und der Tradition ein großes Anliegen." In ihrem Schrank hängen 30 verschiedene Dirndlkleider. Viele davon hat sie selbst genäht oder gebrauchter Flohmarktware ein modernes Styling verpasst. Die Stoffe dafür bezieht sie ausschließlich aus Österreich und Deutschland. Ob sie das Schneiderhandwerk als Beruf erlernt hat? Diese Frage verneint die Dirndlerin, im echten Leben arbeite sie als Prokuristin im Sportgroßhandel.

Tradition in neuem Gewand

Die Tradition der Tracht spiegelt sich nicht nur in Form- und Farbgebung, sondern gerade auch in der Verarbeitung. "Mir persönlich kommt es in erster Linie auf die Machart an: Am Leib trage ich gerne die paspelierten Nähte, sie werten jedes Dirndl auf. Und der Rock sieht einfach am schönsten aus, wenn er von Hand gezogen wird - Hanseln nennt man das. Man kann ihn natürlich auch in Falten legen", so die Frau aus Bad Wimsbach. Beim "Dirndlwandern" streift sich Cornelia Reichsthaler am liebsten ein waschbares Baumwolldirndl über. Dazu trägt sie handgemachte Steinkogler-Schuhe aus Ebensee. Durch ihren Instagram-Auftritt will sie ein Stück weit althergebrachte Tradition weitergeben. Diese spielt auch im Modemagazin "fesch" eine wichtige Rolle. Für Chefredakteur Oliver Rauh ist die Messe für Tracht & alpine Mode in der Salzburger Brandboxx eine Inspirationsquelle. "Reloaded heißen die wichtigsten Trends im Herbst 2024. So sind natürliche Materialen wie Velours, Rauleder oder Nubuk angesagt. Rauchige Farbtöne in Anthrazit, Braun oder Beerenfarben ergänzen den aktuellen Look. Mustertechnisch trifft man auf Pfauenauge, Zickzack oder Wellen mit einem Hauch Retro-Chic."

Der Trend zur Tracht lässt sich übrigens auch daran festmachen, dass es in der Zwischenzeit einen richtigen Aktionstag dazu gibt. Am Dirndlgwandsonntag, 8. September, ist das ganze Bundesland eingeladen, sein Dirndlgewand auszuführen. Man will den Sinn fürs "schöne Gewand" wieder erwecken.

Hanseln ist Handwerkskunst

Falls Sie sich jetzt fragen, was Hanseln bedeutet: Ein gehanselter bzw. gestiftelter Rock ist ein typisches Zeichen von Handarbeit und aufwendiger Verarbeitung. Dazu heftet man ein kariertes Stoffstück - das Hanselband - am oberen Saum fest. Bei der vorderen Mitte bleiben ca. 80 cm blank (hier liegt die Schürze darüber). Dann "stiftelt" man 5 bis 6 cm breite Reihen, näht also mit gleichmäßigen Vorstichen die ganze Länge in parallelen Reihen. Danach wird gleichmäßig zusammengezogen. Wenn die Position passt, können die Fäden mit fixiert und zu einem Band geflochten werden.

Dieser Beitrag stammt aus dem Magazin: